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Zimmerlautstärke? Fehlanzeige! – Das Lärmproblem bei Papageien

  • Tierisch schlau
  • 20. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Papageien sind berühmt – oder berüchtigt – für ihre durchdringenden Rufe. Wenn du denkst, man könnte einem Papagei „Zimmerlautstärke“ antrainieren, liegst du leider daneben. Viele Arten – vor allem große wie Aras, Kakadus oder Amazonen – erreichen Lautstärken, die es locker mit einem Presslufthammer aufnehmen. Aras kommen auf bis zu 105 Dezibel, Graupapageien schaffen etwa 110 dB (vergleichbar mit einem Rockkonzert) und Kakadus toppen mit bis zu 135 dB alles – das entspricht dem Startlärm eines Düsenjets. Klar: Diese Werte treten nicht permanent auf. Aber sie zeigen dir deutlich: Papageien sind keine leisen Mitbewohner.

Diese Lautstärke ist kein „Fehler“ oder „Problemverhalten“, sondern Teil ihres natürlichen Kommunikationsverhaltens – in der Wildnis rufen sie laut, um Schwarmmitglieder zu orten oder ihr Revier zu verteidigen.


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Die Heimtücke der Lautstärke

Gerade Neulinge unterschätzen oft, was „laut“ bei einem Papagei wirklich bedeutet. Ein paar gesprochene Worte hier und da – nett. Aber wenn dein Vogel plötzlich loskrächzt, vibriert die Fensterscheibe. Schon ab etwa 80 dB spricht man von Lärm, der auf Dauer Stress und sogar Hörschäden verursachen kann. Besonders heftig: Viele Papageien schreien ausdauernd, etwa bei Langeweile oder wenn sie Aufmerksamkeit wollen – minuten- oder stundenlang, in voller Lautstärke. In hellhörigen Wohnungen hören das nicht nur alle Mitbewohner, sondern auch die Nachbarn. Lärm ist einer der häufigsten Abgabegründe für Papageien. Viele Halter sind schlicht überfordert mit der Lautstärke – und das Tier leidet am Ende mit.


Was sagt das Gesetz?

In Mietwohnungen kann Papageienlärm schnell zum echten Problem werden. Deutsche Gerichte urteilen oft zugunsten der lärmgeplagten Nachbarn, vor allem wenn der Lärm regelmäßig oder besonders durchdringend ist. In einigen Urteilen wurde sogar entschieden, dass Papageien nur noch begrenzt auf dem Balkon gehalten oder sogar ganz abgeschafft werden müssen.

Deshalb: Sei proaktiv. Informiere deine Nachbarn, bevor es Probleme gibt. Erkläre, warum Papageien laut sind und dass du bemüht bist, den Lärm zu managen. Halte dich an Ruhezeiten (besonders nachts und mittags), und sorge für einen dunklen, ruhigen Schlafplatz – denn Papageien sind dämmerungsaktiv und schreien nachts normalerweise nicht, wenn sie ungestört ruhen können.


Warum schreit dein Papagei überhaupt?

Nicht jedes Geschrei ist ein Hilferuf – oft steckt normales Verhalten dahinter:

  • Kontakt- und Revierrufe: Morgens und abends wird’s laut – das ist Papageiennatur.

  • Aufmerksamkeitsschreien: Viele schreien, wenn du den Raum verlässt – ein klares „Hey, komm zurück!“

  • Langeweile oder Stress: Zu wenig Beschäftigung? Kein Partnervogel? Dann wird’s laut.

  • Schreck oder Unsicherheit: Neue Geräusche, fremde Tiere, plötzliche Bewegungen – all das kann Alarmrufe auslösen.

Beobachte deinen Vogel genau und finde heraus, wann und warum er schreit – nur dann kannst du gezielt etwas tun.


Was kannst du tun? – Lärm managen statt eliminieren

Ganz leise wird’s nie – aber du kannst einiges tun, um das Schreien zu reduzieren:

  • Artgerechte Haltung: Ein zufriedener, ausgelasteter Vogel schreit seltener. Achte auf Partnervogel, Beschäftigung und Tagesstruktur.

  • Aufmerksamkeit clever dosieren: Nicht sofort auf Schreien reagieren! Warte auf eine Pause, dann lobe die Ruhe. So lernt dein Vogel: Still sein bringt Nähe – Schreien nicht.

  • Feste Routinen: Regelmäßige Fütterungs-, Spiel- und Ruhezeiten geben Sicherheit und beugen „Frustgeschrei“ vor.

  • Schallschutz in der Wohnung: Vorhänge, Teppiche, Polstermöbel oder spezielle Schallschutzmatten helfen, den Schall zu dämpfen. In Außenvolieren können Lärmschutzwände helfen.

  • Die richtige Art für die richtige Umgebung: In einer hellhörigen Mietwohnung sind kleinere Arten wie Wellensittiche vielleicht besser geeignet als ein Kakadu. Die Lautstärken-Unterschiede sind enorm – informiere dich vorher gut!

  • Mittagsruhe und Nachtschlaf etablieren: Abdunkeln hilft – Papageien brauchen 10–12 Stunden Schlaf. Wenn du sie rechtzeitig zur Ruhe kommen lässt, schreien sie auch weniger.

  • Gehörschutz für dich: Wenn’s dröhnt – schütze deine Ohren! Ohrstöpsel oder Kapselgehörschutz sind keine Schwäche, sondern Vorsorge. Viele Halter berichten von Tinnitus durch jahrelangen Papageienlärm.


  • Nicht zurückbrüllen: Dein Papagei denkt dann nur, du machst mit – und wird noch lauter.

  • Nicht bestrafen: Wasser ansprühen, anschreien, einsperren – all das schadet dem Vertrauen und löst nichts.

  • Keine „Hauruck“-Lösungen: Auch eine Kastration (die früher in Einzelfällen diskutiert wurde) bringt bei Papageien keinen Effekt gegen Schreien – und ist zudem aus tierschutzrechtlicher Sicht höchst bedenklich.


Leben mit dem Lärm

Die Wahrheit ist: Papageien sind laut – Punkt. Wenn du einen Papagei hältst, brauchst du Toleranz, Geduld und ein bisschen Humor. Dafür bekommst du ein außergewöhnlich kluges, emotionales und faszinierendes Tier. Du solltest aber ganz ehrlich prüfen: Kann ich – und können meine Nachbarn – mit dem Lärm leben?

Teste es am besten vorab: Besuche andere Halter oder ein Tierheim mit Papageien. Und sprich offen mit deinen Nachbarn, bevor du dir einen Papagei anschaffst – Offenheit schafft Verständnis.


Fazit

Zimmerlautstärke bei Papageien? Träum weiter. Diese Tiere sind laut, oft sehr laut – und das gehört zu ihrem Wesen. Wer einen Papagei hält, muss das wissen und akzeptieren. Mit guter Haltung, sinnvoller Beschäftigung und etwas Training lässt sich das Schreien zwar deutlich reduzieren, aber nie ganz abstellen.

Wenn du bereit bist, damit zu leben – bekommst du ein Haustier, das dich jeden Tag zum Lächeln bringen kann. Und ja, manchmal auch zum Ohrenzuhalten. Aber langweilig wird es nie!

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