Zecken bei Freigängerkatzen – wie du vorbeugst, suchst, schützt und richtig handelst
- Tierisch schlau
- 18. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Streift deine Katze gern durch Wiesen und Gärten? Dann bringt sie früher oder später ungebetene Gäste mit nach Hause: Zecken. Freigängerkatzen sind Zecken besonders ausgesetzt, vor allem von Frühjahr bis Herbst, wenn die kleinen Blutsauger aktiv sind. Für die Katze können Zeckenstiche nicht nur unangenehm sein, sondern auch Krankheiten übertragen. Deshalb ist ein guter Zeckenschutz Gold wert. Hier erfährst du, wie du deine Samtpfote vor Zeckenbefall schützt, wie du sie richtig auf Zecken absuchst und worauf du beim Entfernen achten musst – damit deine Freigängerin gesund und munter bleibt.

Vorsorge ist die beste Medizin: Zecken vorbeugen
Am sichersten ist es, wenn Zecken gar nicht erst zubeißen. Dafür gibt es verschiedene Antiparasitika, die entweder Zecken abwehren oder bei Kontakt abtöten. Als Katzenhalter musst du sehr genau auf die Wahl des Mittels achten: Niemals Hundemittel mit Permethrin oder ähnlichen Wirkstoffen verwenden – diese sind hochgiftig für Katzen! Katzenspezifische Zeckenmittel gibt es als Spot-on-Präparate, Halsbänder oder Sprays. Spot-ons werden in den Nacken geträufelt und verteilen sich über die Haut; sie wirken je nach Produkt vier bis zwölf Wochen. Sprays funktionieren ähnlich, müssen aber großflächiger angewendet werden. Zeckenhalsbänder geben kontinuierlich Wirkstoff ab und schützen meist mehrere Monate. Allerdings besteht bei Freigängern mit Halsband Verletzungsgefahr (Hängenbleiben), daher sind diese nur mit einem Sicherheitsverschluss zu verwenden oder eher zu meiden, wenn deine Katze viel klettert.
Natürliche bzw. alternative Mittel wie Kokosöl, Bernsteinketten & Co. werden oft diskutiert. Wissenschaftlich belegt ist jedoch nur eine sehr leichte Wirkung von äußerlich aufgetragenem Kokosöl – und auch das müsste man täglich auftragen, was für die meisten Katzen ziemlich unangenehm wäre. Andere Hausmittel wie Knoblauch oder Schwarzkümmelöl sind sogar gefährlich: Sie sind für Katzen giftig und dürfen keinesfalls angewendet werden. Kurzum: Verlass dich lieber auf getestete Präparate. Wenn du Vorbehalte wegen „Chemie“ hast – bedenke, dass moderne Antizeckenmittel spezifisch auf das Nervensystem von Insekten/Zeitzecken wirken und die Katze durch ihre Blut-Hirn-Schranke geschützt ist. Unverträglichkeiten können natürlich vorkommen (dann mit dem Tierarzt ein anderes Mittel probieren), aber das Risiko einer schweren Erkrankung durch einen Zeckenstich ist höher zu gewichten.
Neben Mitteln direkt am Tier kannst du das Umfeld zeckensicherer machen. In deinem Garten z.B. halte das Gras kurz, entferne Laub und Gebüsch, wo sich Zecken gern aufhalten. Aber klar – eine Freigängerkatze durchstreift auch Nachbars Wiese, darauf hast du wenig Einfluss. Deshalb: Routine schaffen. Gewöhne dir an, deine Katze täglich auf Zecken abzusuchen – insbesondere in der warmen Jahreszeit. Viele Katzen genießen das sogar, wenn du es als Streicheleinheit verbindest. Lieblingsstellen der Zecken sind Bereiche mit dünnem Fell und guter Blutversorgung: Schau vor allem am Kopf, um die Ohren, am Kinn/Hals, in den Achseln und Leisten sowie an der Innenseite der Schenkel. Dort bleiben die Spinnentiere gerne hängen und bohren sich fest. Je früher du sie entdeckst, desto besser: Entfernt man eine Zecke innerhalb der ersten 12–24 Stunden, ist die Wahrscheinlichkeit der Krankheitsübertragung sehr gering.
Absuchen und finden: Zeckenkontrolle als Pflichtprogramm
Nimm dir einmal am Tag Zeit für einen gründlichen Zeckencheck. Streiche mit den Fingern sanft gegen den Fellstrich, so spürst du kleine Knoten oder Erhebungen. Eine festgesaugte Zecke kann ganz klein (stecknadelkopfgroß) sein, oder – wenn sie schon lange saugt – so groß wie eine Erbse. Insbesondere dunkle, vollgesogene Zecken fühlst du recht leicht als weiches „Klümpchen“ im Fell. Auch an den Augenlidern oder zwischen den Zehen solltest du tasten, Zecken sind erfinderisch bei der Platzwahl. Wichtig: Kontrolliere auch nach dem Entfernen einige Tage lang die Bissstelle. Leichte Rötungen sind oft normal, aber wenn es schwillt, eitert oder die Katze plötzlich fiebrig und schlapp wird, geh bitte zum Tierarzt. So könntest du im Ernstfall schnell reagieren, falls doch eine Infektion (z.B. Borreliose) erfolgt sein sollte.
Manche Katzen entwickeln gar keine sichtbare Reaktion an der Bissstelle – andere bekommen eine kleine entzündliche „Beule“. Daher gilt: Katze beobachten. Zeichen wie Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit oder Fieber in den 1–2 Wochen nach einem Zeckenbiss solltest du ernst nehmen und tierärztlich abklären lassen. Zum Glück erkranken Katzen viel seltener an Zeckenkrankheiten als Hunde. Dennoch sind Borreliose, Anaplasmose oder Babesiose theoretisch möglich und behandelnswerte Erkrankungen. Besser also auf Nummer sicher gehen.
Zecken richtig entfernen – so geht’s stressfrei und vollständig
Hat sich eine Zecke festgebissen, musst du sie so schnell wie möglich entfernen. Dabei kommt es auf die richtige Technik an, um die Zecke komplett herauszuziehen, ohne den Kopf stecken zu lassen. Am besten verwendest du ein geeignetes Werkzeug: Zeckenzange, -haken oder -karte. Setz das Tool so nah wie möglich an der Haut an und vermeide es, den Zeckenkörper zu quetschen – sonst könnten Erreger aus dem Zeckendarm in die Katze gepumpt werden. Greife also das Tierchen vorne am Kopf/Stechrüssel. Dann langsam und gerade herausziehen. Ein leichtes Drehen schadet nicht (auch wenn Zecken kein Gewinde haben) – wenn es dir damit leichter fällt, kannst du die Zange behutsam drehen. Wichtig ist der gleichmäßige Zug, bis die Zecke loslässt. Kontrolliere anschließend die Bissstelle: Ist die Zecke vollständig? In der Regel bleibt nichts zurück. Falls doch ein Teil (Kopf) steckt, nicht panisch werden: Meist kapselt der Körper das ab und es fällt mit dem Schorf aus, oder die Stelle entzündet sich leicht und der Rest wird herausbefördert. Dennoch sollte man stets versuchen, die Zecke unversehrt zu entfernen – rein theoretisch könnte auch ein steckengebliebenes Mundwerkzeug noch Erreger übertragen.
Nach dem Entfernen die Wunde desinfizieren. Ein bisschen Hautdesinfektion (sprüh es auf ein Wattestäbchen und tupfe die Stelle) beugt Infektionen vor. Und was tun mit der Zecke? Zerquetsche sie nicht mit bloßen Fingern – das ist eklig und potentiell infektiös. Besser: In ein Stück Klebeband kleben und entsorgen, oder in ein Glas mit Alkohol werfen. Spülen überlebt eine Zecke manchmal, also sicherstellen, dass sie wirklich tot ist oder wegkommt.
Auf keinen Fall solltest du „Hausmittel“ zum Entfernen nutzen wie Öl, Klebstoff, Nagellack o.Ä. auf die Zecke geben. Diese bringen die Zecke eher dazu, im Todeskampf noch ihren Speichel auszuwürgen – und das erhöht die Infektionsgefahr. Lieber mechanisch, zügig entfernen, das ist am schonendsten für deine Katze.
Nach dem Biss: Beobachten und Nachsorge
Ist die Zecke raus, behalte deine Katze im Blick. Zum Glück werden Krankheiten wie Borreliose bei Katzen selten diagnostiziert, und viele Katzen scheinen resistenter zu sein. Dennoch: Wenn du bemerkst, dass deine Katze Tage nach einem Zeckenstich ungewöhnlich ruhig ist, weniger frisst oder Fieber entwickelt, lass sie untersuchen. Früh erkannt, lassen sich bakterielle Infektionen mit Antibiotika gut behandeln. Borreliose etwa äußert sich manchmal durch Mattigkeit, Fieber und geschwollene Lymphknoten. So etwas würde ein Tierarzt via Bluttest feststellen.
Praktischer Tipp: Wenn deine Katze häufig Zecken hat, führe vielleicht ein kleines „Zecken-Tagebuch“. Notiere, wann und wo du Zecken entfernt hast und ob Auffälligkeiten auftraten. So kannst du im Zweifel dem Tierarzt genau berichten.
Abschließend noch ein Wort zur Impffrage: Es gibt (noch) keine Borreliose-Impfung für Katzen, im Gegensatz zum Hund. Daher ist Prävention durch Zeckenschutz umso wichtiger. Eine Impfung gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) existiert nur für Menschen – Katzen erkranken daran zum Glück praktisch nicht.
Fazit
Dein bestes Mittel gegen Zeckenplage bei der Katze ist ein Mix aus vorbeugendem Schutz und täglicher Kontrolle. Mit einem guten, katzengeeigneten Zeckenmittel reduzierst du die Anzahl der Bisse drastisch. Durch gründliches Absuchen erwischst du die verbliebenen Zecken rechtzeitig, bevor sie Schaden anrichten. Und wenn doch mal eine sich festbeißt, bewahrst du Ruhe und entfernst sie fachgerecht. So bleibt deine Freigängerin trotz ihrer Abenteuer im Grünen von den Folgen der kleinen Blutsauger verschont – und du ersparst ihr (und dir) unnötigen Juckreiz und Tierarztbesuche. Also: Zeckenzange bereithalten, Streicheleinheiten mit Kontrollblick verbinden, und dann kann der nächste Ausflug ins hohe Gras kommen!