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Flaschenlamm aufziehen – wenn das Mutterschaf keine Milch gibt

  • Tierisch schlau
  • 7. Aug.
  • 10 Min. Lesezeit

Normalerweise versorgt ein Mutterschaf ihr neugeborenes Lamm hingebungsvoll mit Milch. Doch was tun, wenn eine Mutterschaf keine Milch hat oder ihr Lamm gar verstoßen sollte? In solchen Fällen kommt es auf uns Menschen an. Ein mutterloses oder nicht gesäugtes Lamm nennt man ein Flaschenlamm, weil es per Hand aufgezogen wird. Die Aufzucht eines Flaschenlamms ist eine anspruchsvolle, zeitintensive Aufgabe, die viel Herzblut erfordert. Aber keine Sorge: Mit dem richtigen Wissen kannst du auch einem kleinen Lamm ohne Muttermilch einen guten Start ins Leben ermöglichen. In diesem Ratgeber erfährst du Schritt für Schritt, wie du vorgehst, von der lebenswichtigen Biestmilchgabe über Fütterungspläne bis zur Eingliederung ins Schafsleben.


Ob die Mutterschaf aufgrund von Krankheit (z. B. Mastitis), Tod oder Zwillingsgeburten nicht säugen kann, das Vorgehen ist ähnlich: Du wirst zur Ersatzmama. Hier sind fundierte Tipps aus der Praxis, damit dein Flaschenlämmchen gesund aufwächst.


Junges Flaschenlamm steht auf grüner Weide – mutterlose Lämmer brauchen beim Aufziehen viel Fürsorge, Wärme und regelmäßige Milchfütterung per Hand.

Kolostrum – der erste Immunkick

In den allerersten Lebensstunden eines Lamms entscheidet sich viel. Lämmer werden ohne einen nennenswerten Immunschutz geboren, da Antikörper nicht über die Plazenta übertragen werden. Sie sind darauf angewiesen, in den ersten 12–24 Stunden die Biestmilch (Kolostrum) der Mutter aufzunehmen. Diese erste Milch ist reich an Antikörpern, Energie und Nährstoffen. Hat das Lamm keine Biestmilch bekommen, musst du sofort handeln!


Ideal ist es, wenn du vorbereitet bist: Viele Schafhalter frieren etwas Kolostrum von anderen Schafen (oder Ziegen/Kühen) auf Vorrat ein. Alternativ gibt es Kolostrum-Ersatzpräparate (Pulver), die du anrühren kannst. Im Notfall tut es auch Kuhkolostrum vom nächsten Milchbauern – besser als nichts. Wichtig ist, dass das Lamm innerhalb der ersten 2 Lebensstunden eine Portion Kolostrum erhält und dann über die ersten 24 Stunden verteilt mindestens ca. 200 ml pro kg Körpergewicht (bei einem 4-kg-Lamm also ~800 ml in kleinen Portionen).


Wie verabreicht man Kolostrum? Am besten per Flasche mit Sauger, körperwarm (~38 °C). Ein frisch geborenes Lamm hat einen Saugreflex, falls es sehr schwach ist, massiere leicht die Schnauze mit dem Sauger, manchmal muss man ein bisschen Geduld haben. Gib zunächst kleine Mengen (ca. 50 ml alle 2 Stunden). Zu viel auf einmal kann das kleine Bäuchlein überfordern. Bei einem neugeborenen Lamm gilt die Faustregel: Weniger ist mehr, aber dafür häufig. Achte extrem darauf, dass die Milch nicht zu kalt oder zu heiß ist, ideal sind 35–39 °C (Körpertemperatur). Ein Thermometer ist hilfreich; zur Not Handgelenk-Test (soll sich warm, aber nicht heiß anfühlen).


Bekommt ein Lamm gar kein Kolostrum innerhalb des ersten Tages, hat es ein hohes Sterberisiko durch Infektionen. Daher: Diesen Schritt keinesfalls auslassen. Lieber irgendwo Kolostrum auftreiben, den Tierarzt fragen oder andere Schafhalter. Ist diese Hürde geschafft, hast du dem Lamm schon einen großen Gefallen getan.


Wärmende Fürsorge – Unterkunft und Temperatur

Ein neugeborenes Lamm kann seine Körpertemperatur noch nicht stabil halten, besonders wenn es nicht bei der Mutter kuscheln kann. Haltung eines Flaschenlamms heißt also zunächst: Wärme, Trockenheit, Geborgenheit. Trockne das Lämmchen falls nötig mit sauberen Tüchern ab (normalerweise leckt das Muttertier das Lamm trocken). Unmittelbar nach der Geburt liegt die Idealtemperatur für Lämmer bei etwa 39 °C Körpertemperatur. Prüfe mit der Hand an den Ohren und Füßen, ob es sich kalt anfühlt. In dem Fall kann eine Wärmelampe oder Heizplatte helfen. Hänge eine Rotlicht-Wärmelampe so auf, dass es in einer Ecke des Lagerbereichs schön warm (ca. 30 °C) ist, aber das Lamm auch ausweichen kann, wenn es ihm zu heiß wird. Vorsicht vor Überhitzung und Brandgefahr: Lampen immer gut sichern.


Die Unterkunft: Am besten bringst du das Lamm in einer zugfreien, trockenen Box unter. Für ein Einzellamm reicht anfangs eine große Kiste oder ein abgetrennter Stallteil mit sauberer, trockener Einstreu (Stroh). Leg gerne zusätzlich eine saubere Decke oder Handtücher drunter, um es weicher und wärmer zu machen. Halte den kleinen Bereich erstmal überschaubar, damit das Lamm dich sieht und hört, wenn du kommst, und nicht umherirrt. Viele Flaschenlämmer kommen in der Küche oder im Haus unter – das ist okay für die ersten Tage, solange du es sauber hältst. Wichtig ist, dass das Lamm nicht unterkühlt; bei sehr kalter Witterung also drinnen halten oder gut isolieren.


Sozialkontakt: Schafe sind Herdentiere, Lämmer brauchen Gesellschaft. Falls möglich, lass das Flaschenlamm mit einem anderen Lamm zusammenbleiben (vielleicht gibt es Zwillinge, wo eines trotzdem bei der Mutter trinkt und das andere du fütterst?). Zwei Flaschenkinder zusammen sind ideal, sie kuscheln, halten sich warm und lernen Schaf-Verhalten voneinander. Wenn du nur ein einzelnes Lamm hast, kannst du ihm einen Kuschelersatz anbieten, z. B. ein großes Stofftier oder ein eingerolltes warmes Handtuch, an das es sich lehnen kann. Manche legen auch einen Wecker (wegen des Tickens) oder eine blubbernde Wärmflasche dazu, um Herzschlag oder Atmung der Mutter zu simulieren. Ganz ersetzen kann das natürlich kein echtes Schaf, aber es hilft gegen die Einsamkeit. Verbringe auch selbst Zeit beim Lamm.


Fütterung: Milch, Milch, Milch – aber richtig!

Die nächsten Wochen wirst du zum Milch-Barista für dein Lämmchen. Nach der Kolostrumphase (ersten 1–2 Tage) kommt die Aufzuchtmilch ins Spiel. Verwende idealerweise spezielle Lämmer-Milchaustauscher (Pulver), die du mit Wasser anrührst. Sie sind der Schafmilch nachempfunden und enthalten die richtigen Nährstoffe. Kuhmilch allein ist nicht optimal, da sie weniger Fett/Energie hat und Lämmer davon oft Durchfall bekommen. Wenn kein Milchaustauscher verfügbar ist, kann man übergangsweise Ziegenmilch oder verdünnte Kuhmilch mit etwas Sahne/Zuckerzusatz geben, aber besser baldmöglichst auf Lämmermilch umsteigen.


Die Fütterungsmenge und Häufigkeit richtet sich nach Alter und Größe. Grundregel: Ein Lamm sollte pro Tag etwa 10–15 % seines Körpergewichts an Milch bekommen, auf mehrere Portionen verteilt. Bei einem 4 kg Lamm wären das ca. 400–600 ml am Tag. In der Praxis wird meist nach Woche abgestuft:


  • Woche 1: Sehr häufige kleine Mahlzeiten. In den ersten Lebenstagen alle 2–3 Stunden (auch nachts) ca. 50–100 ml pro Mahlzeit. Ab Tag 4 kann man vielleicht alle 3–4 Stunden füttern, je nachdem wie gut das Lamm trinkt. Ziel sind etwa 8–10 Fütterungen am Tag. Nachts höchstens eine etwas längere Pause (max. 4–5 Std.).


  • Woche 2: Fütterungsabstand kann etwas verlängert werden, z. B. alle 4 Stunden. Menge pro Mahlzeit langsam steigern auf vielleicht 150 ml. Immer beobachten: Lamm sollte satt wirken (Bäuchlein fühlt sich voll, aber nicht aufgebläht), aber nicht erbrechen. Die Tagesmenge kann jetzt bei rund 0,8–1 Liter liegen, verteilt auf ~6–8 Mahlzeiten.


  • Woche 3–4: Schrittweise auf 5–6 Mahlzeiten täglich reduzieren. Menge pro Flasche etwa 200 ml, Tagesmenge steigt auf ~1–1,2 Liter, je nach Lammwachstum. Nachts kann nun meist eine längere Schlafphase eingelegt werden (6–8 Stunden), sofern das Lamm abends und frühmorgens gut trinkt.


  • Woche 5–6: Fütterungen auf 4-mal täglich reduzieren (morgens, mittags, nachmittags, abends). Pro Mahlzeit um die 250–300 ml. Tagesration ~1,2–1,5 Liter. Jetzt haben Lämmer oft schon einiges an Heu/Kraftfutter mit im Speiseplan, wodurch der Milchbedarf etwas geringer sein kann.


  • Woche 7–8: Übergang zur Entwöhnung. Reduziere auf 3 Flaschen am Tag. Die Mengen können leicht sinken, da Festfutter mehr aufgenommen wird.


  • Bis Woche 12: Viele Flaschenlämmer werden etwa mit 3 Monaten komplett von der Milch genommen. Du kannst bis dahin 2 Mahlzeiten (morgens/abends) geben und gegen Ende immer mehr verdünnen, um die Umstellung zu erleichtern.


Natürlich variiert das je nach Rasse und individueller Entwicklung. Faustregel: Lieber häufiger und weniger, als selten und zu viel auf einmal. Eine übervolle Milchmahlzeit kann zu Verdauungsstörungen führen. Durchfall (Scours) ist der häufigste Alarm: Wenn das Lamm plötzlich dünnen Kot absetzt, überprüfe sofort Fütterungsmenge, Milchtemperatur und Hygiene. Ursachen für Durchfall sind oft zu kalte Milch (dann gerinnt sie schlecht im Labmagen)schaf-foren.org, zu viel Milch, oder Keime in der Flasche. Gegenmaßnahmen: Einen Fütterungsgang auslassen (dem Darm Pause geben), Milch ggf. etwas verdünnen, Elektrolytlösung anbieten (gibt es für Kälber/Lämmer und ersetzt Mineralien). Wenn es nicht schnell besser wird, Tierarzt einschalten, denn Lämmer trocknen sonst fix aus.


Hygiene: Nach jeder Fütterung Flaschen und Sauger gründlich mit heißem Wasser spülen. Mindestens einmal täglich alle Utensilien sterilisieren (kochendes Wasser drüber oder Babyflaschen-Sterilisator benutzen). Milchaustauscher immer frisch anrühren nach Herstellerangabe – nicht auf gut Glück “dicker” machen, das überfordert die Verdauung. Nicht getrunkene Reste wegschütten (keinesfalls für nächste Mahlzeit aufheben).


Trinkposition: Lass das Lamm am besten aufrecht stehen mit natürlicher Haltung und führe die Flasche von oben/hinten ins Maul, als würde es unter einem Euter trinken. Kopf nicht überstrecken und Lamm nicht auf den Rücken legen (aspirationsgefahr). Das Lamm soll aktiv saugen. Zwing es nicht, sondern regle lieber Lochgröße im Sauger so, dass es leicht an Milch kommt, aber nicht alles in einem Schwall rausschießt.


Ab der 2. Woche: Festes Futter anbieten

Schon nach wenigen Tagen fangen Lämmer an, an Dingen herumzunuckeln. Ab etwa einer Woche kann man kleinen Mengen Heu in die Box legen und sehen, ob das Lamm daran kaut. Auch frisches Wasser sollte ab Woche 1–2 immer verfügbar sein (in einer flachen Schale, damit es ran kommt). Obwohl das Lamm noch Hauptsächlich Milch trinkt, ist es wichtig, früh Raufutter kennen zu lernen, damit sich der Pansen (Vormagen) entwickelt.


Ab ca. 2–3 Wochen kannst du auch beginnen, etwas Lamm-Kraftfutter anzubieten. Es gibt spezielle Lämmerstarter (Pellets oder Müsli), die sehr schmackhaft und leicht verdaulich sind. Anfangs vielleicht ein paar Bröckchen in den Mund stecken, oft fangen sie von selbst an, daran zu knuspern. Wenn das Lamm Gesellschaft durch andere Schafe hat, lernt es das Fressen auch durch Abschauen. Stelle einen kleinen Trockenfuttertrog bereit. Mach dir keine Sorgen, wenn es zunächst kaum etwas frisst, das steigert sich allmählich. Wichtig ist nur, dass es immer frisches Heu gibt. Heu fördert die Entwicklung des Pansens und sorgt dafür, dass der Verdauungstrakt in Schwung kommt.


Weidegang: Ab etwa 4–6 Wochen, wenn das Wetter mild ist und das Lamm robust genug, darf es auch unter Aufsicht auf die Weide zum Grasen. Achte aber darauf, dass es sich nicht völlig überfrisst, junges Gras in großen Mengen kann ebenfalls Durchfall auslösen, wenn der Pansen noch klein ist. Lieber langsam anweiden: erst 15 Minuten, dann 30, dann eine Stunde etc. Und stets sicherstellen, dass es noch Milch bekommt und nicht ausschließlich vom Gras leben muss.


Absetzen und Eingliederung in die Herde

Etwa mit 8–10 Wochen wirst du merken, dass das Lamm deutlich weniger gierig auf die Flasche ist und schon ordentlich Heu und Futter frisst. Es sollte zu diesem Zeitpunkt ein kräftiges, agiles Lämmchen von etwa 15–20 kg (je nach Rasse) sein, das gut springen und rennen kann. Jetzt kommt die Phase des Abgewöhnens von der Milch. Reduziere Schritt für Schritt die Milchmenge und -häufigkeit (wie oben beschrieben). Viele Halter hören in der 9.–12. Woche mit dem Flaschegeben aufstallbedarf24.de. Ein Richtwert: Wenn das Lamm pro Tag ~250 g Kraftfutter frisst und reichlich Heu/Gras, kann man die Milch einstellen. Tue dies aber nicht abrupt, sondern lass z. B. erst die Mittagsflasche weg, dann die Nachmittags, etc., über ein bis zwei Wochen. So passt sich die Verdauung an.


Sozialisierung: Parallel sollte dein Flaschenlamm auf jeden Fall andere Schafe kennenlernen und in die Herde integriert werden. Je jünger es den Kontakt hat, desto besser. Spätestens ab einem Monat kann es mit gleichaltrigen Lämmern und deren Müttern mal zusammen auf eine kleine Wiese, natürlich unter Beobachtung, ob es akzeptiert wird oder gehänselt. Oft schließen sich Waisenlämmer einer Gruppe an und spielen mit anderen Lämmern, auch wenn sie von keiner Amme gesäugt werden. Das ist wichtig, damit es schafische Verhaltensweisen lernt (Respekt vor älteren Tieren, Rangordnung, etc.). Versuche, dass dein Lamm nicht dauerhaft beim Menschen im Haus bleibt, je länger es isoliert ist, desto schwieriger die Gewöhnung an Artgenossen.


Vorsicht Rammler: Falls dein Flaschenlamm ein männliches ist, denke daran, dass Widder teils sehr dominant werden können, gerade wenn sie den Menschen als Herde betrachten. Es ist oft ratsam, Böckchen früh kastrieren zu lassen (im Alter von ein paar Wochen bis 3 Monaten, tierärztlich), damit er zahm und ungefährlich bleibt. Handaufgezogene Widder neigen sonst manchmal zu aggressivem Verhalten, wenn sie geschlechtsreif werden, weil sie Menschen nicht als überlegen ansehen. Frühkastrierte "Hammel" hingegen sind meist unproblematisch.


Typische Probleme und Tipps

  • Verweigerung der Flasche: Manchmal will ein Lamm anfangs nicht am Sauger trinken. Prüfe, ob das Loch eventuell zu klein ist (es strengt sich zu sehr an). Tropft Milch raus, wenn du die Flasche umdrehst? Wenn nein, mach das Loch minimal größer. Wenn ja, versuch es mit streicheln und massieren am Maul. Manchmal hilft es, einen Finger ins Mäulchen zu stecken und dann schnell den Sauger folgen zu lassen. Geduld ist hier gefragt. In seltenen Fällen muss per Magensonde gefüttert werden, das sollte aber nur der Tierarzt oder geübte Halter machen, um nichts in die Luftröhre zu bekommen.


  • Mastitis bei der Mutter: Falls der Grund war, dass die Mutter eine Euterentzündung hat, kümmere dich auch um das Mutterschaf. Ein Flaschenlamm heißt ja oft, dass die Mutter zwar da ist, aber nicht füttern kann. Hier sollte ein Tierarzt die Mutter behandeln (Antibiotika, Melken zur Entlastung etc.), damit sie gesund wird. In Einzelfällen kann man das Lamm nach Genesung der Mutter wieder ansetzen, oft ist es dann aber schon zu sehr an die Flasche gewöhnt. Meist bleibt es bei Handaufzucht.


  • Annahme durch Amme: Manchmal hat man die Möglichkeit, das Lamm einer anderen Mutterschaf unterzuschieben (z. B. wenn dort Zwillinge waren und eines gestorben ist, oder eine sehr milchreiche Mutter ein drittes Lamm annehmen würde). Solche Versuche können erfolgreich sein, z. B. reibt man das Waisenlamm mit Fruchtwasser der fremden Mutter ein oder hält die Mutter fest, damit das Lamm trinken darfschaf-foren.org. Es ist aber nicht immer von Erfolg gekrönt. Wenn es klappt, wunderbar, dann muss man nicht flaschenziehen. Aber man sollte immer Plan B (Flaschenaufzucht) parat haben, falls die Amme es nicht annimmt.


  • Gewichtskontrolle: Es ist sehr hilfreich, das Lamm regelmäßig zu wiegen, gerade in den ersten 2–3 Wochen. Tägliche Gewichtszunahmen von ~200–300 g sind normal bei gesunden Lämmern. Wenn das Gewicht stagniert oder sinkt, stimmt etwas nicht (zu wenig Milch? Krank?). Dann frühzeitig gegensteuern.


  • Gesundheit: Achte auf Anzeichen wie aufgeblähtes Bäuchlein (Gefahr von Trommelsucht/Bloat), schwaches oder apathisches Verhalten, Husten/Niesen, wunde Nabelstelle, Durchfall. Lieber einmal mehr den Tierarzt fragen, Lämmer können schnell abbauen. Insbesondere Lämmerruhr (eine Durchfall-Erkrankung) oder Lungenentzündungen können Flaschenlämmer treffen, wenn Hygiene oder Zugluft nicht optimal sind. Halte die Nabelpflege im Auge: Direkt nach Geburt sollte der Nabel mit Jod desinfiziert werden, um Infektionen vorzubeugen. Falls nach einigen Tagen Schwellung oder Nässen am Nabel auftritt, tierärztlich abklären (Nabelentzündung kann schnell zur Bauchfellentzündung führen).


Fazit: Mit Herz und Verstand ein Flaschenlamm großziehen

Ein Flaschenlamm aufzuziehen erfordert Hingabe, man wird gewissermaßen zur “Ersatzschafmama” auf zwei Beinen. Nächtliche Fütterungen, Wärme schaffen, Bäuchlein massieren, Fell streicheln, all das schweißt einen eng mit dem Lämmchen zusammen. Viele Halter berichten, dass ihre Handaufzuchten besonders zutraulich werden. Das ist wunderschön, aber vergiss nicht, dass dein Schützling ein Schaf bleiben soll. Gib ihm die Chance, mit Artgenossen aufzuwachsen, damit es später ein normales Schafsleben führen kann. Du legst mit deiner Fürsorge den Grundstein für ein gesundes, kräftiges Tier.


Zusammengefasst die wichtigsten Punkte: Unbedingt Kolostrum in den ersten Stunden (Immunschutz sichern), dann regelmäßige, häufige Milchfütterung nach Plan, sauber und körperwarm. Das Lamm stets warm und trocken halten, aber auch nicht isoliert – Sozialkontakt ist Gold wert, notfalls zu dir als Ersatz oder einem Kuscheltier. Ab zweiter Woche langsam an Heu und festes Futter gewöhnen. Ab etwa 8 Wochen den Abschied von der Flasche einleiten und voll in die Schafherde integrieren.


Mit dieser Mischung aus Wissen und liebevoller Betreuung stehen die Chancen gut, dass aus dem kleinen, hilfsbedürftigen Lämmchen ein starkes, lebensfrohes Schaf wird. Es ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, aber auch eine unglaublich lohnende Erfahrung, ein Tier auf diese Weise großzuziehen. Man baut eine besondere Bindung auf, vergiss aber nie, das Ziel ist ein eigenständiges Schaf, kein Kuscheltier fürs Leben im Haus.

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