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Nierengesundheit der Katze – Ernährung als Vorsorge

  • Tierisch schlau
  • 7. Aug.
  • 6 Min. Lesezeit

Die Nieren sind für Katzen lebenswichtige Organe und zugleich eine Schwachstelle: Chronische Nierenerkrankungen treten gerade bei älteren Katzen sehr häufig auf und gehören zu den häufigsten Todesursachen. Oft bleibt ein schleichender Nierenschaden lange unbemerkt, da Katzen Symptome gut verbergen können. Umso wichtiger ist es, frühzeitig vorzubeugen. Kann die Ernährung helfen, die Nierengesundheit deiner Katze zu erhalten? In diesem Artikel erfährst du, warum ausreichende Flüssigkeitszufuhr so entscheidend ist, welche Fütterungsstrategien die Nieren entlasten können und welche Rolle Faktoren wie Proteingehalt, Phosphor und Futterart spielen.


Katze trinkt frisches Wasser aus dem Wasserhahn – ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zur Unterstützung der Nierengesundheit bei Katzen.

Warum sind Nierenprobleme bei Katzen so verbreitet?

Katzen haben von Natur aus einige Besonderheiten, die ihre Nieren anfällig machen. In freier Wildbahn stammen sie von Wüstenbewohnern ab – ihr Körper ist darauf ausgelegt, Wasser äußerst effizient zu nutzen. Eine Wildmaus besteht zu etwa 70–80 % aus Wasser, sodass eine wildlebende Katze fast ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf über die Beutetiere deckt. Dementsprechend haben unsere Hauskatzen einen nur schwach ausgeprägten Durstreflex. Sie empfinden selten starken Durst und trinken oft selbst dann nicht genug, wenn Wasser verfügbar ist. Das war in der Wüste überlebenswichtig, kann im Wohnzimmer aber zum Problem werden: Viele Katzen nehmen zu wenig Flüssigkeit auf, vor allem wenn sie hauptsächlich Trockenfutter fressen. Chronischer, leichter Wassermangel führt dazu, dass der Urin stark konzentriert wird und die Nieren dauerhaft Schwerstarbeit leisten müssen, um Abfallstoffe aus dem Körper zu filtern. Über Jahre kann diese Überlastung dazu beitragen, dass immer mehr Nephrone (Nierenfilter) zugrunde gehen. Eine Katze besitzt zwar große Nierenreserven – erst wenn etwa 70 % des Nierengewebes verloren sind, zeigen sich Symptome. Aber dann ist der Schaden irreparabel. Die Häufigkeit von chronischer Niereninsuffizienz (CNI) nimmt mit dem Alter stark zu: Schätzungen zufolge trifft es jede dritte Katze über 15 Jahre.


Die Ursachen für Nierenschäden sind vielfältig. Neben genetischen Faktoren oder akuten Auslösern (wie bestimmte Gifte oder Infektionen) spielt die langfristige Beanspruchung der Nieren eine große Rolle. Hier kommt die Ernährung ins Spiel: Einige Komponenten im Futter können die Nieren mehr fordern als andere. Zudem kann mangelnde Flüssigkeitsaufnahme das Risiko erhöhen. Wichtig zu wissen: Ist eine chronische Nierenerkrankung erst weit fortgeschritten, lässt sie sich nicht heilen, sondern nur noch im Fortschreiten bremsen. Daher lautet die Devise: Möglichst früh vorsorgen, um die Nieren gar nicht erst in Schwierigkeiten zu bringen.


Feuchtigkeitsversorgung: Das A und O

Der wichtigste Faktor für die Nierengesundheit deiner Katze ist ausreichend Wasser. Eine dauerhaft gute Flüssigkeitsversorgung entlastet die Nieren, weil Abfallprodukte im Blut besser verdünnt und ausgeschieden werden können. Konkret bedeutet das: Feuchtfutter statt Trockenfutter. Hochwertiges Nassfutter enthält etwa 60–80 % Wasser und kommt damit dem Feuchtigkeitsgehalt einer natürlichen Beute sehr nahe. Trockenfutter hingegen enthält nur rund 5–10 % Wasser. Dieser Unterschied ist immens. Selbst wenn deine Katze zusätzlich trinkt, gleicht sie das Defizit selten komplett aus – wie erwähnt trinken Katzen von sich aus nicht genug. Die Folge ist, dass Trockenfutter-Katzen oft chronisch leicht dehydriert sind, was die Nieren jeden Tag aufs Neue belastet.


Tipp: Falls deine Katze bislang überwiegend Trockenfutter bekommt, lohnt es sich, schrittweise auf mehr Nassfutter umzustellen. Viele Katzen lieben das Knuspern von Trockenfutter. Du kannst kleine Mengen davon als Leckerli beibehalten, aber die Hauptmahlzeit sollte möglichst feucht sein. Achte darauf, dass stets frisches Trinkwasser bereitsteht. Manche Katzen bevorzugen fließendes Wasser; ein Trinkbrunnen kann hier Wunder wirken. Stelle mehrere Wassernäpfe an ruhigen Orten auf und platziere sie nicht direkt neben den Futterplatz, viele Katzen mögen räumliche Trennung von Fressen und Trinken. Ein weiterer Trick ist, das Trinkwasser attraktiver zu machen, z. B. mit einem Schluck ungewürzter Fleischbrühe (ohne Salz/Zwiebel) oder indem du etwas Katzenmilch untermischst. Auch das Untermengen von etwas zusätzlichem Wasser ins Nassfutter kann helfen. So steigt unbemerkt die Gesamtwasseraufnahme.


Zusammengefasst: Je mehr Flüssigkeit deine Katze aufnimmt, desto besser für die Nieren. Die Urin-Konzentration bleibt niedriger, was langfristig das Risiko von Nierenschäden, aber auch Harnwegsproblemen (wie Harngrieß) senkt. Besonders wichtig ist die Flüssigkeitszufuhr, wenn die Katze vermehrt eiweißreiche Nahrung bekommt, da beim Proteinabbau viele stickstoffhaltige Abfallstoffe anfallen, die über die Nieren ausgeschieden werden müssen.


Protein und Phosphor – worauf sollte man achten?

Katzen sind strikte Carnivoren und benötigen proteinreiche Nahrung. Ein hoher Proteingehalt ist zunächst nichts Schlechtes – im Gegenteil, er ist essenziell für eine gute Muskulatur und Gesundheit. Allerdings entstehen beim Eiweißstoffwechsel Harnstoff und andere Substanzen, die die Nieren filtern müssen. Hier gilt ein differenzierter Ansatz: Für die gesunde junge Katze ist viel hochwertiges Protein in der Regel unproblematisch, solange sie genug trinkt. Hat die Katze jedoch bereits eine beginnende Nierenschwäche, kann ein Übermaß an Protein die Nieren weiter stressen. Als Vorsorgemaßnahme empfehlen viele Experten heute, im Seniorenalter auf extreme Proteinbomben zu verzichten und stattdessen auf Proteinqualität statt -quantität zu setzen. Hochwertiges, gut verdauliches Eiweiß (z. B. aus Muskelfleisch, Ei) belastet die Nieren weniger als minderwertiges Protein mit viel Bindegewebe. Wichtig: Keine eigenmächtigen Crash-Diäten! Eine eiweißreduzierte Diät ist für gesunde Katzen meist nicht nötig und kann sogar schaden (Muskelschwund, Nährstoffmängel). Studien haben gezeigt, dass spezielles Seniorenfutter mit niedrigem Eiweißgehalt bei gesunden Katzen keinen nachweislichen Vorteil auf die Nierengesundheit bringt. Die Katze braucht weiterhin genügend Protein, aber eben aus guten Quellen.


Weitaus bedeutender für die Nierenvorsorge ist der Mineralstoff Phosphor. Ein Überschuss an Phosphor im Futter kann die Nieren über die Jahre schädigen, weil bei einer angegriffenen Niere überschüssiges Phosphat nicht mehr ausgeschieden wird und sich im Körper ablagert. Es fördert so Nierenverkalkungen und verschlechtert die Situation weiter. Viele günstige Futtersorten (insbesondere Trockenfutter) weisen relativ hohe Phosphorgehalte . Zur Prävention empfiehlt es sich, auf moderate Phosphorgehalte im Futter zu achten, vor allem bei älteren Katzen. Hochwertige Senior- oder Nierenpräventionsfutter haben oft einen reduzierten Phosphorgehalt. Auch Hausmittel wie übermäßig viele Milchprodukte (die viel Phosphor enthalten) sollte man nicht täglich und in großen Mengen füttern. Wer barft oder selbst kocht, sollte auf das Kalzium-Phosphor-Verhältnis achten und z. B. nicht zu viele Innereien (hoher Phosphorgehalt) geben. Insgesamt gilt: Phosphor in Maßen, weder zu viel noch zu wenig, entscheidend ist ein ausgewogenes Verhältnis, damit die Nieren nicht überlastet werden.


Weitere Vorsorgemaßnahmen für gesunde Nieren

  • Gewicht und Bewegung: Achte darauf, dass deine Katze fit und schlank bleibt. Übergewicht begünstigt Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck, die wiederum die Nieren schädigen können. Eine agile, normalgewichtige Katze hat insgesamt bessere Organwerte. Spiel regelmäßig mit deiner Katze, animiere sie zur Bewegung; das hält Kreislauf und Nierenfunktion in Schwung.


  • Blutdruck und Zahngesundheit: Wusstest du, dass auch Zahnprobleme und Bluthochdruck die Nieren beeinträchtigen können? Unbehandelte Zahninfektionen können Bakterien streuen, die zu Entzündungen in den Nieren führen (Stichwort: chronische Nephritis als Folge von Zahnstein/Parodontose). Daher ist Zahnpflege auch Nierenvorsorge. Lass die Zähne deiner Katze regelmäßig kontrollieren. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck (oft bei älteren Katzen oder als Folge von Schilddrüsenüberfunktion) kann die empfindlichen Nierengefäße schädigen. Ab etwa 7–8 Jahren ist es sinnvoll, bei Tierarzt-Checks auch mal den Blutdruck messen zu lassen. Früh erkannte Probleme kann man mit Medikamenten einstellen, was die Nieren schützt.


  • Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Da Katzen Nierenerkrankungen so gut verstecken, ist es empfehlenswert, ab dem Seniorenalter jährlich ein Blutbild und eine Urinuntersuchung machen zu lassen. Im Blut achtet der Tierarzt auf Harnstoff, Kreatinin und SDMA-Werte, im Urin auf Konzentration (USG) und Eiweißausscheidung. So kann man beginnende Niereninsuffizienz oft feststellen, bevor die Katze schwer krank wird, und gezielt gegensteuern (etwa mit speziellem Nierenfutter und Medikamenten). Je eher man eingreift, desto besser lässt sich das Fortschreiten verlangsamen.


  • Stress vermeiden: Chronischer Stress wirkt sich negativ auf alle Organe aus, auch auf die Nieren. Sorge zuhause für eine katzengerechte, entspannte Umgebung. Mehrkatzenhaushalte brauchen genügend Ressourcen (Toiletten, Futterplätze, Rückzugsorte), damit es nicht zu Dauerstress kommt. Eine gestresste Katze trinkt und frisst oft schlechter, was wieder die Nieren belasten kann. Ein ruhiges, glückliches Katzenleben ist somit indirekt ebenfalls Nierenschutz.


  • Keine unnötigen Medikamente: Bestimmte Medikamente können die Nieren strapazieren (z. B. einige Schmerzmittel wie NSAIDs). Natürlich soll deine Katze nicht leiden, aber gib Medikamente nur in Rücksprache mit dem Tierarzt und niemals prophylaktisch oder in höherer Dosis als empfohlen. Wenn möglich, wählt der Tierarzt für chronische Schmerzen nierenverträglichere Optionen. Auch keine Human-Medikamente ohne tierärztliche Anweisung – viele sind giftig für Katzen und können Nierenversagen auslösen.


  • Vorsicht, Gift! Achte darauf, dass deine Katze keinen Zugang zu Stoffen hat, die akutes Nierenversagen hervorrufen können. Dazu gehören z. B. Lilien (alle Pflanzenteile und sogar der Blütenstaub sind für Katzen höchst giftig –, schon kleinste Mengen führen zu schwerem Nierenschaden), Frostschutzmittel (Ethylenglykol schmeckt süß, aber schon ein Teelöffel kann tödlich sein) und bestimmte Haushaltsreiniger. Bewahre solche Dinge stets sicher auf und halte Lilien unbedingt aus dem Katzenhaushalt fern.


Fazit: Mit der richtigen Ernährung die Nieren entlasten

Zusammengefasst lässt sich sagen: Vorbeugen ist bei der Nierengesundheit deiner Katze entscheidend. Durch eine artgerechte Ernährung und gute Trinkgewohnheiten kannst du einen großen Beitrag leisten. Das einfachste Mittel ist, den Wasserhaushalt zu optimieren, sprich viel Feuchtigkeit über Nassfutter und Trinkgelegenheiten bereitzustellen. Ein hochwertiges Futter mit moderatem Phosphorgehalt und ohne unnötige Salz- oder Chemiezusätze kommt den Nieren zugute. Wenn deine Katze älter wird, kannst du auf Seniorfutter oder sogar spezielle Nieren-Diäten umstellen (in Rücksprache mit dem Tierarzt), die weniger Phosphor und angepasste Proteinmengen enthalten. Diese sind zwar eigentlich für bereits erkrankte Katzen gedacht, können aber bei beginnenden Veränderungen sinnvoll sein. Wichtig ist, individuell zu schauen: Eine junge, gesunde Katze muss nicht prophylaktisch eingeschränkt werden, hier reicht ein qualitativ gutes, ausgewogenes Futter und viel Flüssigkeit. Bei einer Katzenseniorin hingegen, die vielleicht schon leicht erhöhte Nierenwerte hat, ist Vorsicht geboten – da ist jedes Gramm Phosphor weniger hilfreich.

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