Wie kann ich mein Pferd vor fremden Futtergaben schützen? – Aufklärung, Schutzmaßnahmen und rechtliche Hinweise
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Leider kennen viele gutmeinende Spaziergänger die Risiken nicht, wenn sie fremde Pferde füttern. Mal ein Apfel hier, ein trockenes Brötchen dort – „das Pferd freut sich doch“. Dabei können ungewohnte oder ungeeignete Leckerbissen zu schweren Koliken, Hufrehe oder Vergiftungen führen.

Beispiele aus der Praxis
Graschnitt (rasenmähergeschnittenes Gras) beginnt schnell zu gären – frisst ein Pferd einen Eimer Graschnitt, kann es tödliche Gaskoliken entwickeln. Schimmeliges Brot oder altes Gemüse können Botulismus oder Durchfall auslösen. Eiben-Zweige vom Heckenschnitt des Nachbarn sind hochgiftig und führen oft in wenigen Stunden zum Tod des Pferdes. Selbst scheinbar harmlose Dinge wie zu viele Äpfel oder Karotten können zu Gärungen und Kolik führen, wenn das Pferd es nicht gewohnt ist. Zuckerhaltige Snacks (Zuckerwürfel, Gummibärchen) schaden den Zähnen und dem Stoffwechsel. Kurz: Unbefugtes Füttern kann dein Pferd schwer krank machen. Außenstehende wissen oft nicht, ob ein Pferd z.B. an EMS, Cushing oder Allergien leidet – da kann schon eine kleine Portion falsches Futter fatal sein. Daher ist es absolut verständlich, dass du dein Pferd schützen möchtest.
Aufklärung und Prävention
Der erste Schritt ist, vorbeugend aufzuklären. Bringe gut sichtbare Hinweisschilder am Weidezaun oder Stall an: „Pferde bitte nicht füttern!“ reicht oft nicht – besser ist eine kurze Erklärung, warum nicht. Zum Beispiel könntest du ans Schild schreiben: „**Achtung: Kolik- und Vergiftungsgefahr!** Fremdes Füttern verboten.“ Viele Leute sind einsichtig, wenn sie erfahren, dass ihr vermeintlich netter Akt das Tier in Lebensgefahr bringen kann. Sprich höflich mit Spaziergängern, die am Zaun stehen. Gerade Kinder kannst du gut erreichen: Erklär ihnen, dass Pferde spezielles Futter brauchen und von falschem Essen Bauchweh bekommen oder sterben können. Mach ihnen klar: Anschauen und streicheln (falls erlaubt) ist toll, aber füttern nie. Oft wollen Kinder das gar nicht, wenn man es ihnen sagt – sie wollen dem Pferd ja nichts Böses. Vielleicht erlaubst du ihnen stattdessen, beim nächsten Mal eine Karotte an dich zu übergeben, die du dem Pferd gibst, sofern es erlaubt ist. So bleibt das Füttern kontrolliert. Stammeleien und Ausreden helfen wenig – sei bestimmt, aber freundlich. Erwachsenen gegenüber kannst du ruhig deutlich machen, dass du aus Verantwortung fürs Tier jegliches Fremdfüttern untersagst.
Praktische Schutzmaßnahmen im Alltag
Zugang erschweren – wenn möglich, halte einen Abstand zwischen Zaun und öffentlichem Weg, z.B. durch einen zweiten Zaun oder Hecken. Ein Grünstreifen dazwischen sorgt dafür, dass nicht jede Hand direkt ans Pferd reicht. Manche Besitzer legen Futterverbote auch in Pachtverträgen mit Stallbetreibern fest oder bitten die Stallgemeinschaft, ein Auge auf Fremde zu haben. Im Offenstall kannst du Hinweistafeln anbringen. Es gibt auch kreative Ideen wie Futterautomaten (wo Leute gegen Münze gesundes Futter ziehen können), aber das setzt Organisation voraus und birgt wiederum Kontrollverlust. Im Zweifel: Stelle besonders gefährdete Pferde nicht auf die Koppel direkt an einem viel begangenen Spazierweg. Schau regelmäßig nach deinem Pferd, insbesondere an Wochenenden oder Ferien, wenn mehr Leute unterwegs sind. Wenn du jemanden beim Füttern erwischst, sprich sofort an – sachlich erklären, warum das verboten ist, und dass bei Zuwiderhandlung Konsequenzen folgen.
Rechtliche Hinweise
Als Pferdehalter hast du in Deutschland das Gesetz auf deiner Seite. Dein Pferd ist juristisch gesehen dein Eigentum. Unbefugtes Füttern stellt einen Eingriff in dein Eigentumsrecht dar. Tatsächlich hat das Oberlandesgericht Karlsruhe in einem Grundsatzurteil entschieden, dass das Füttern fremder Pferde ein rechtswidriger Eingriff in das Eigentum des Pferdebesitzers ist. Das bedeutet: Du kannst rechtlich gegen Personen vorgehen, die trotz Verbot dein Tier füttern. Wird dein Pferd durch fremdes Futter krank, können die Verursacher sogar für Tierarztkosten und entstandenen Schaden haftbar gemacht werden. In der Praxis ist es natürlich schwierig, jemanden zu belangen, wenn man denjenigen nicht kennt oder kein Beweisfoto hat. Aber allein der Hinweis auf das Urteil kann abschreckend wirken. Beschilderung ist wichtig: Wenn es tatsächlich zu einem Schaden käme, ist es für dich von Vorteil, wenn überall deutlich sichtbar „Füttern verboten“ stand und derjenige es ignoriert hat. Dann kann keine Ausrede kommen à la „Ich wusste es nicht“. Du darfst außerdem Personen vom Privatgrundstück verweisen, wenn sie dein Verbot missachten. Im Zweifel drohe freundlich aber bestimmt mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung (denn rechtlich ist es das). Viele werden zurückschrecken, wenn sie merken, dass es ernst wird. Und wenn gar nichts hilft und jemand notorisch weiter Karotten über den Zaun schmeißt – dokumentiere es, sprich mit der Polizei oder dem Ordnungsamt, oft können schon Gespräche mit den Beamten die Uneinsichtigen zur Vernunft bringen.
Unser Tipp
Kombiniere Aufklärung und Abschreckung. Ein Schild, das sowohl die Gründe nennt („kann tödlich enden“) als auch klar „Verboten – Zuwiderhandlung wird zur Anzeige gebracht“ signalisiert, wirkt am besten. Die meisten Menschen sind keine Pferde-Experten; hilf ihnen zu verstehen, warum sie dein Pferd nicht füttern dürfen. So handelst du im Sinne deines Pferdes – damit es gesund bleibt und nicht Opfer falscher Tierliebe wird.


