Wenn die Katze trotz Kastration markiert
- Tierisch schlau
- 17. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Das Markieren mit Urin gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire der Katze – jedoch wird es im Haushalt schnell zum Problem. Du kommst nach Hause und riechst sofort den strengen Geruch: Dein kastrierter Kater hat wieder an die Tür gesprüht. Warum markieren manche Katzen trotz Kastration noch ihr Revier und was kannst Du dagegen tun?
Markieren oder Unsauberkeit? – Unterschiede erkennen
Zunächst gilt es zu verstehen, ob deine Katze wirklich markiert oder ob es sich um Unsauberkeit handelt. Beim Harnmarkieren versprühen Katzen in aufrechter Haltung mit zitterndem Schwanz kleine Urinmengen an vertikale Flächen. Der Urinfleck ist meist klein und hoch an Wänden oder Möbeln. Normales Urinieren außerhalb der Toilette (Unsauberkeit) hingegen passiert typischerweise in hockender Haltung mit einer größeren Pfütze auf horizontalen Flächen. Außerdem versuchen unsaubere Katzen oft, ihre Hinterlassenschaften zu verscharren – beim Markieren unterbleibt dies meist. Gut zu wissen: Beim normalen Toilettengang vergraben Katzen ihren Urin, beim Markieren hingegen wird eine Duftmarke an exponierter Stelle hinterlassen.
Neben der Menge und Position des Urins kannst du weitere Hinweise beobachten. Markierende Katzen zeigen oft ausgelöst durch bestimmte Ereignisse ihr Verhalten, z.B. nach einer Begegnung mit einer anderen Katze oder einem stressigen Ereignis, während Unsauberkeit eher ständig oder nach Toiletten-Frustrationen auftritt. Die Unterscheidung ist wichtig, denn Markieren hat andere Ursachen und Lösungen als eine allgemeine Unsauberkeit.
Warum markieren Katzen überhaupt?
Für Katzen ist Markieren eine Form der Kommunikation und Revierabgrenzung. In freier Wildbahn hinterlässt der Kater mit dem Urinsprühen „Duftvisitenkarten“ für Artgenossen – das signalisiert anderen Katern „Dies ist mein Gebiet“ und potenziellen Katzen „Hier ist ein paarungsbereiter Kater“. Auch kastrierte Katzen können noch markieren, allerdings fehlt dann der Fortpflanzungsanreiz. Häufige Auslöser für Markieren in der Wohnung sind Unsicherheit, Stress oder hohe Erregung. Das Verhalten hilft der gestressten Katze paradoxerweise, sich selbst zu beruhigen und Sicherheit herzustellen.
Alle Ereignisse, die Angst, Stress oder Veränderungen im sozialen Umfeld bedeuten, können Markieren auslösen. Beispiele: Ein Umzug, neue Möbel, ein neues Haustier, fremde Menschen im Haushalt oder Konflikte mit anderen Katzen. Selbst veränderte Tagesabläufe oder fremde Katzen draußen vorm Fenster können genügen. In Mehrkatzenhaushalten tritt Markieren häufiger auf, vor allem wenn soziale Spannungen bestehen. Wichtig: Sowohl Kater als auch Katzen können markieren (wenn auch Kater öfter). Eine Kastration reduziert das Risiko deutlich, aber etwa 10 % der kastrierten Kater und 5 % der Katzen zeigen weiterhin Markierverhalten, besonders wenn sie erst mit über sechs Monaten kastriert wurden. Früh kastrierte Tiere markieren seltener.
Kastration – kein Garant gegen das Markieren
Die Kastration wird meist empfohlen, um unerwünschtes Markieren zu verhindern – und in der Tat hören die meisten Kater danach auf. Dennoch kann es vorkommen, dass ein kastrierter Kater oder eine kastrierte Katze weiterhin markiert. Gründe sind oft andere als Sexualtrieb: Stress und Unsicherheit rücken in den Vordergrund. Wichtig ist auch auszuschließen, dass die Kastration vollständig war – selten wurden Hodenreste übersehen, die weiter Hormone produzieren können. Lass im Zweifel vom Tierarzt prüfen, ob hormonell alles in Ordnung ist.
Gesundheitliche Ursachen ausschließen
Bevor Du gezielt gegen Markieren vorgehst, sollte ein tierärztlicher Check erfolgen. Hinter scheinbarem Markierverhalten kann z.B. eine Blasenentzündung stecken – die Katze hat dauernd Harndrang und verteilt kleine Urinmengen überall. Auch andere Harnwegserkrankungen oder Schmerzen beim Urinieren können dazu führen, dass die Katze außerhalb der Toilette Harn absetzt. Der Tierarzt sollte abklären, ob körperlich alles in Ordnung ist. Ist eine medizinische Ursache gefunden (etwa FIC – Feline idiopathische Zystitis), muss diese behandelt werden. Beachte: Selbst wenn die Krankheit geheilt ist, kann die Unsauberkeit anhalten, weil die Katze die Katzentoilette mit Schmerz assoziiert hat. Hier hilft es, die Toilette und Umgebung besonders attraktiv zu gestalten (siehe unten).
Stress reduzieren – der Schlüssel gegen Markieren
Da anhaltendes Markieren oft durch Stress ausgelöst wird, lautet die wichtigste Maßnahme: Stressquellen erkennen und entschärfen. Überlege, was sich im Umfeld deiner Katze verändert hat: Gab es Neuzugänge (Tier oder Mensch)? Neue Katzen in der Nachbarschaft? Umbau, Lärm oder eine veränderte Routine? Gib deiner Katze Zeit, sich an Neues zu gewöhnen, und schaffe Rückzugsmöglichkeiten. Jeder Katze sollten ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen – mehrere Futterstellen, Wassernäpfe, Schlafplätze und natürlich Toiletten. Als Faustregel gilt: Anzahl der Katzen + 1 – so viele Katzentoiletten sollten mindestens im Haushalt vorhanden sein, auf verschiedene Räume verteilt.
Stelle sicher, dass Katzenklos an ruhigen, gut zugänglichen Orten stehen und stets sauber sind. Viele Katzen meiden schmutzige Toiletten. Reinige die Kisten daher täglich von Kot und Klumpen und wechsle die Streu vollständig etwa zweimal pro Woche. Verwende keine scharfen oder duftenden Reinigungsmittel – heißes Wasser reicht, da intensiver Fremdgeruch Katzen abschrecken kann. Gleichzeitig darf die Toilette aber auch nicht zu geruchsfrei sein: Ein minimaler Eigengeruch hilft der Katze, sie als ihren privaten Ort zu erkennen.
Schaffe deiner Katze zusätzliche Wohlfühlzonen: Klettermöglichkeiten und erhöhte Liegeplätze geben Sicherheit und reduzieren Konflikte. Interaktive Spielzeiten (vor allem morgens und abends, wenn Katzen aktiv sind) helfen, überschüssige Energie abzubauen. Eine ausgelastete, zufriedene Katze hat weniger Grund zu markieren. In Mehrkatzenhaushalten gilt es, soziale Spannungen abzubauen: Biete genügend Raum, damit rangniedrigere Tiere ausweichen können, und halte getrennte Futter- und Ruhebereiche bereit. Im Zweifel kann es nötig sein, zwei Katzen zeitweilig zu trennen und langsam erneut aneinander zu gewöhnen.
Markierte Stellen richtig reinigen
Wenn Deine Katze bereits markiert hat, ist die gründliche Reinigung der betroffenen Stellen entscheidend. Katzengeruch muss weg, sonst fühlt sich die Mieze ermuntert, dort erneut zu sprühen. Wichtig: Verzichte auf stark duftende Reiniger oder Haushaltsduftsprays – sie können den Geruch sogar verstärken oder die Katze weiter irritieren. Besser sind spezielle Enzymreiniger, die organische Rückstände zerlegen und den Geruch neutralisieren. Für Teppiche, Polster und Textilien gibt es enzymatische Sprays, die tief in die Fasern dringen.
Reinige frische Markierungen sofort, bevor sie einziehen. Tupfe Urin auf saugenden Untergründen mit Papier ab und behandle dann mit Enzymreiniger gemäß Herstellerangaben. Harte Böden kannst du mit mildem, unparfümiertem Reiniger wischen. Keine Essig- oder Zitrusreiniger direkt auf Urinflecken! Der scharfe Geruch kann Katzen dazu bewegen, „gegenzumarkieren“, um den Fremdgeruch zu überdecken. Leichte Essiglösung kannst du höchstens nach gründlicher Enzymreinigung zum Nachwischen nutzen, um eventuelle Restgerüche für deine Nase zu entfernen – aber wichtig ist, dass die Katze nichts mehr riecht.
Manche Experten raten, ehemals markierte Bereiche vorübergehend anders zu nutzen, damit die Katze sie nicht mehr als Toilette ansieht. Zum Beispiel könntest du an die zuvor markierte Zimmerecke einen Futternapf stellen oder dort mit deiner Katze spielen – denn wo gegessen bzw. entspannt wird, möchte keine Katze ihr Revier markieren.
Zusammenfassung
Markieren trotz Kastration ist ein komplexes Verhaltensproblem, das meist auf Stress, Unsicherheit oder soziale Konflikte hindeutet. Mit einer guten Beobachtung und einigen Änderungen im Umfeld kannst du viel erreichen: Sorge für ausreichend Ressourcen und Rückzugsmöglichkeiten, halte die Katzentoilette attraktiv sauber und neutral riechend, beseitige Urinflecken fachgerecht und gib deiner Katze viel Zuwendung und Spiel, um Frust abzubauen. Pheromon-Diffusor können zusätzlich helfen, eine beruhigende Atmosphäre zu schaffen. In hartnäckigen Fällen hab bitte Geduld – manchmal dauert es Wochen, bis eine Verhaltensänderung greift. Hole bei Bedarf professionelle Hilfe. Mit Verständnis und konsequenter Vorgehensweise stehen die Chancen gut, dass deine Samtpfote ihr unerwünschtes Sprühen bald einstellt und wieder ein zufriedenes, sauberes Mitbewohnerchen wird.



