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Kotfressen bei gebarften Hunden – Ursachen, Risiken und was wirklich hilft

  • Tierisch schlau
  • 4. Juni
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Juni

Viele Hunde neigen dazu, Kot zu fressen (Koprophagie) – ein Verhalten, das uns Halter:innen oft extrem unangenehm ist. Besonders irritierend kann es sein, wenn ein BARF-gefütterter (also roh gefütterter) Hund trotz hochwertiger Nahrung Kot aufnimmt. In diesem Artikel erfährst du, warum Hunde Kot fressen, welche Risiken damit einhergehen und welche Maßnahmen wirklich helfen, um deinem Vierbeiner diese unschöne Angewohnheit abzugewöhnen. Wichtig vorweg: Strafen bringen hier nichts – wir setzen lieber auf Verständnis, Training und Gesundheits-Check.

Mögliche Ursachen: Warum fressen Hunde Kot?

Hunde fressen aus verschiedenen Gründen Kot, und oft steckt ein konkretes Problem dahinter. Zu den häufigsten Ursachen zählen:


  • Angeborenes oder erlerntes Verhalten: Manche Hunde zeigen von klein auf Koprophagie. Mutterhündinnen fressen z.B. den Kot ihrer Welpen, um das Nest sauber zu halten – ein natürlicher Instinkt, den manche Junghunde aus Neugier oder mangels Erziehung übernehmen. Auch Langeweile oder Aufmerksamkeitssuche können eine Rolle spielen, besonders bei Hunden, die unterfordert sind oder in der Vergangenheit fürs Häufchenmachen bestraft wurden. (Letzteres kann dazu führen, dass der Hund den „Beweis“ beseitigt, um Ärger zu vermeiden.)


  • Nährstoffmangel oder falsche Ernährung: Ein oft diskutierter Faktor ist die Ernährung. Selbst gebarfte Hunde können Mangelerscheinungen haben, wenn der Futterplan unausgewogen ist. Nährstoff- oder Enzymmängel im Futter könnten den Hund dazu treiben, fehlende Stoffe über Kot aufzunehmen. Insbesondere Vitamin-B1-Mangel (Thiamin) wurde in einer älteren Untersuchung mit Koprophagie in Verbindung gebracht. Auch eine gestörte Darmflora wird häufig als Grund genannt – manche Experten vermuten, dass Hunde intuitiv versuchen, durch den Verzehr von Kot „gute“ Bakterien aufzunehmen, um ein Ungleichgewicht im Darm zu korrigieren.


  • Erkrankungen des Verdauungstrakts: Verschiedene Krankheiten können Koprophagie auslösen. Beispielsweise führen chronische Bauchspeicheldrüsenprobleme (exokrine Pankreasinsuffizienz) dazu, dass der Hund Nährstoffe schlecht verwertet – er frisst dann eventuell Kot, um Verdauungsenzyme aufzunehmen. Auch Parasitenbefall kann eine Rolle spielen; Würmer oder Giardien stehlen Nährstoffe, was den Kotkonsum begünstigt. Daher sollte immer ein tierärztlicher Check erfolgen, inklusive Kotuntersuchung, um medizinische Ursachen auszuschließen.


  • Instinktives Verhalten: Eine aktuelle Studie ergab, dass viele Hunde frischen Kot (nicht älter als 1–2 Tage) bevorzugen – möglicherweise ein Überbleibsel ihres Wolfs-Erbes. In der Natur hielten Wölfe durch das Fressen frischer Exkremente den Bau sauber und reduzierten damit das Parasitenrisiko. Dieses evolutionäre Verhalten könnte erklären, warum selbst gut ernährte Hunde manchmal Kot „naschen“, ohne dass ein gesundheitliches Problem vorliegt. Interessant ist, dass in der genannten Studie gierige Fresser und Hunde aus Mehrhundehaushalten häufiger Kot fraßen – vermutlich, weil reichlich „Angebot“ vorhanden ist und Konkurrenz das Fressen fördert.


Gesundheitsrisiken: Darum ist Kotfressen gefährlich

So eklig es für uns ist, für deinen Hund kann das Fressen von Kot auch gesundheitsgefährdend sein. In allen Arten von Kot – egal ob von Artgenossen, anderen Tierarten oder sogar Menschen – können Krankheitserreger und Giftstoffe lauern. Zu den häufigsten Gefahren zählen:


  • Parasiten: Würmer (z.B. Spulwürmer, Bandwürmer) und Einzeller wie Giardien werden oft über Kot übertragen. Frisst dein Hund z.B. Katzenkot oder Wildtierkot, kann er sich mit Toxoplasmose anstecken oder Fuchsbandwurm-Eier aufnehmen, was lebensbedrohliche Folgen haben kann.


  • Bakterien und Viren: Salmonellen im Kot von infizierten Tieren oder etwa Parvoviren in Hundekot können ernsthafte Erkrankungen hervorrufen. Auch Pferdeäpfel oder Kuhfladen sind riskant: Neben Parasiten können sie Rückstände von Entwurmungsmitteln oder Medikamenten enthalten, die Hunden schaden.


  • Giftstoffe: Menschlicher Kot oder der von Tieren, die Medikamente bekommen, kann Substanzen enthalten, die für Hunde giftig sind. Ebenso kann Kot von Tieren, die Giftköder gefressen haben, gefährlich sein.


Kurzum: Kotfressen ist nicht nur ekelig, sondern kann zu Erbrechen, Durchfall, Würmern oder Vergiftungen führen. Selbst wenn dein Hund keine akuten Symptome zeigt, bleibt ein Restrisiko – daher sollte man dieses Verhalten unbedingt unterbinden.


Was hilft wirklich? Sinnvolle Maßnahmen gegen Kotfressen

Wenn dein Hund Kot frisst, ist Geduld und konsequentes Training gefragt. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Strategie kannst du ihm dieses Verhalten abgewöhnen oder zumindest gut managen. Hier die wichtigsten Maßnahmen:


  1. Tierarzt-Check & Ursache behandeln: Lass zunächst vom Tierarzt abklären, ob eine medizinische Ursache vorliegt. Wird beispielsweise eine Parasiteninfektion oder Pankreasinsuffizienz festgestellt, kann eine entsprechende Behandlung (Entwurmung, Enzympräparate etc.) das Kotfressen stoppen, weil der Auslöser behoben ist. Auch eine Ernährungsberatung ist sinnvoll, um Mängel im BARF-Plan auszuschließen. Verabreiche keine fragwürdigen Hausmittel (wie Hefe oder scharfe Gewürze im Futter) auf eigene Faust – kläre lieber mit fachkundiger Hilfe die Ursache.


  2. Aufmerksam beobachten und schnell eingreifen: Lass deinen Hund beim Spaziergang nicht unbeaufsichtigt stöbern. Sei aufmerksam und erkenne „Gefahrstellen“ (etwa Bereiche, wo oft Pferdeäpfel liegen). Sobald dein Hund ansetzt, Kot aufzunehmen, unterbrich ihn mit einem klaren “Nein” oder “Aus”. Diese klare Ansage ist wichtig, um ihm zu signalisieren, dass Kot tabu ist. Im gleichen Moment, wo er davon ablässt, lobe und belohne ihn überschwänglich – so verknüpft er das Nicht-Kotfressen mit etwas Positivem. Dieses Training erfordert Konsequenz: Jeder „Erfolgsbissen“ aus Kot wirft dich ein Stück zurück, also versuche es gar nicht erst dazu kommen zu lassen.


  3. Erziehung und Alternativverhalten: Baue gezielt Kommandos wie “Schau” oder “Hier” auf, um deinen Hund von Kot abzulenken, bevor er überhaupt nah dran ist. Rufe ihn zu dir und biete etwas Spannendes an (Spielzeug, Leckerli), damit er lernt: Weg vom Haufen = tolle Sache passiert. Bringe ihm alternativ ein “Sitz” bei, wenn er Kot entdeckt, anstatt hineinzuschnappen. So gibst du ihm ein Alternativverhalten, das mit Belohnung verbunden wird. Übe das zunächst an der Leine und in reizarmen Umgebungen.


  4. Umgebung sauber halten: Im eigenen Garten oder Haushalt kannst du viele Gelegenheiten eliminieren. Entferne Kot von anderen Haustieren (Katzenklo, Welpenunterlagen) sofort. Je weniger „Snackgelegenheiten“ herumliegen, desto besser. Wenn du Welpen hast, achte darauf, dass erwachsene Hunde nicht an deren Hinterlassenschaften gehen – sofort wegräumen ist hier das A und O.


  5. Für genug Beschäftigung sorgen: Manche Hunde fressen aus Langeweile Kot. Stelle sicher, dass dein Vierbeiner körperlich und geistig ausgelastet ist. Lange Spaziergänge, Hundesport oder Suchspiele können helfen, Frust abzubauen. Ein ausgelasteter, zufriedener Hund kommt seltener auf dumme Gedanken. Außerdem stärkt gemeinsame Aktivität eure Bindung, was oft schon Verhaltensprobleme mindert.


  6. Nahrung optimieren & Supplements mit Bedacht einsetzen: Überprüfe die Ernährung deines Hundes. Bei BARF sollte der Futterplan wirklich ausgewogen und bedarfsdeckend sein. Gegebenenfalls lohnt sich eine Beratung durch einen fachkundigen Ernährungsberater, um sicherzustellen, dass kein Nährstoffmangel vorliegt (Kalzium, B-Vitamine etc. im richtigen Verhältnis). Probiotika können bei Darmflora-Ungleichgewicht hilfreich sein – sprich das mit dem Tierarzt ab. Wenn eine leichte Pankreas-Schwäche vorliegt, kann die Gabe von Verdauungsenzymen (Enzympräparat übers Futter) nötig sein, damit dein Hund Nahrung besser verwertet und keinen Mangel verspürt. Beliebt sind auch Hausmittel wie Ananasstücke im Futter oder spezielle Pulver, die den Kot unattraktiv machen sollen. Studien zeigen allerdings, dass solche Futterzusätze kaum verlässlichen Erfolg bringen – in einer Untersuchung lag die Erfolgsquote bei nur 0–2%. Das heißt: Verlasse dich nicht auf Pulver & Co., sondern lieber auf Training und Management.


Fazit: Mit Geduld gegen die „unsaubere“ Angewohnheit

Kotfressen beim Hund wirkt für uns widerlich, ist aber für den Hund oft „normal“ – entweder instinktiv oder aus einem Problem heraus. Wichtig ist, die Ursache herauszufinden (gesundheitlich oder verhaltensbedingt) und dann gezielt gegenzusteuern. Hol dir bei Bedarf Unterstützung von Tierarzt oder Hundetrainer. Mit liebevoller Konsequenz schaffst du es meist, deinem Hund dieses Verhalten abzutrainieren. Wenn du draußen aufmerksam bist, drinnen für Sauberkeit sorgst und deinen Hund sinnvoll beschäftigst, nimmst du ihm schon viel von der Versuchung. Bleib dabei immer positiv – Strafen oder Ekel zeigen bewirken eher das Gegenteil. Denk daran: Dein Hund macht es nicht, um dich zu ärgern, sondern weil ihm etwas fehlt oder es ihn instinktiv reizt. Hast du das im Hinterkopf und befolgst die Tipps, stehen die Chancen gut, dass „Häufchen naschen“ bald der Vergangenheit angehört. Viel Erfolg!

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