Fellprobleme beim Hund unter Kortisontherapie
- Tierisch schlau
- 17. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Kortison ist ein Segen für viele Hunde mit Allergien oder Entzündungen – doch die Kehrseite sind Nebenwirkungen. Dein Hund benötigt dauerhaft Cortison und plötzlich wird sein Fell stumpf und dünn? Vielleicht hat er sogar kahle Stellen entwickelt? Dieses Szenario ist leider nicht ungewöhnlich. Glukokortikoide wie Prednisolon können Haut und Fell verändern. In diesem Artikel erfährst du, warum das so ist, welche Probleme auftreten können und vor allem: Wie du deinem Hund helfen kannst, sein Fellkleid trotz Kortison möglichst gesund zu erhalten.

Warum Kortison Haut und Fell beeinflusst
Kortison (Kortikosteroide) wirkt entzündungshemmend und dämpft das Immunsystem – das hilft etwa bei Allergien, aber beeinflusst auch viele andere Prozesse im Körper. Typische Nebenwirkungen einer Langzeittherapie sind unter anderem: Dünnere Haut, Haarausfall und ein glanzloses Fell. Der Wirkstoff verändert den Hautstoffwechsel; Kollagen wird abgebaut, die Haut wird fragiler („Pergamenthaut“). Haarfollikel treten in eine Ruhephase, so dass das Fell nicht mehr dicht nachwächst. Zudem schwächt Kortison das Immunsystem, wodurch die Haut anfälliger für Infektionen wird. Viele Hunde mit Langzeit-Kortison entwickeln daher vermehrt Hautentzündungen oder Pilzbefall, was Fellprobleme weiter verstärkt.
Ein weiteres Phänomen ist das sogenannte Cushing-Syndrom (Hyperkortisolismus). Bei sehr hoher oder langdauernder Kortisongabe zeigt der Hund Symptome wie beim natürlichen Morbus Cushing: Dünnes Fell, oft symmetrischer Haarausfall am Rumpf, „Hundemähne“ (Nackenhaarverlust) und manchmal Kalkablagerungen in der Haut. Auch der Körperbau verändert sich (Fettansammlung am Bauch, Muskelabbau). Nicht jeder Hund entwickelt das voll ausgeprägt, aber kleinere Fellveränderungen sind häufig.
Wichtig zu wissen: Diese Nebenwirkungen treten meist erst bei längerfristiger Kortisongabe auf. Kurztherapien (ein paar Tage) verursachen selten nachhaltige Fellprobleme. Bei chronischen Behandlungen hingegen (über Wochen oder Monate) sollte man vorbeugend handeln.
Absprache mit dem Tierarzt – Therapie optimieren
Der erste Schritt: Sprich mit deinem Tierarzt über die beobachteten Fellprobleme. Setze das Kortison niemals eigenmächtig ab! Ein abruptes Absetzen kann eine lebensgefährliche Addison-Krise auslösen. Der Arzt kann aber überprüfen, ob die Dosis reduziert werden kann: Oft wird versucht, die niedrigste noch wirksame Erhaltungsdosis zu finden. Vielleicht lässt sich auf ein Alternativmedikament wechseln. Auch sollte das Verabreichungsintervall geprüft werden: Mitunter kann auf eine Gabe jeden zweiten Tag umgestellt werden, was dem Körper Erholungsphasen gibt. Diese Entscheidungen müssen individuell getroffen werden – das medizinische Problem darf ja nicht außer Kontrolle geraten.
Der Tierarzt wird zudem nach Begleiterkrankungen schauen: Kortison begünstigt z.B. Hautinfektionen. Hat dein Hund vielleicht eine bakterielle Pyodermie oder einen Pilz entwickelt? Solche Infektionen können Haarverlust verursachen und müssen gezielt behandelt werden. Typisch sind Rötungen, Pusteln oder Krusten – bei Verdacht sollte eine Hautuntersuchung (Abstrich, ggf. Pilzkultur) gemacht werden.
Fell- und Hautpflege bei Kortison-Hunden
Parallel zur optimierten Therapie kannst du durch angepasste Pflege und Haltung viel tun, um Fellprobleme abzumildern:
Regelmäßiges Bürsten: Sanftes Bürsten stimuliert die Haut und entfernt lose Haare sowie Schuppen. So förderst du die Durchblutung der Haut. Achte auf eine weiche Bürste, da die Haut dünn und empfindlich sein kann. Beim Bürsten merkst du auch sofort, wenn neue kahle Stellen oder Hautveränderungen auftreten, und kannst früh reagieren.
Schonendes Baden: Vermeide häufiges Baden, da Wasser und Shampoo den schützenden Fettfilm der Haut angreifen. Bade deinen Hund nur, wenn es nötig ist (z.B. bei starker Verschmutzung) und verwende dann ein mildes Hundeshampoo, das feuchtigkeitsspendend und rückfettend ist. Wichtig: Gründlich ausspülen und den Hund danach gut trocknen, besonders bei dichtem Fell, damit keine feuchte Kammer entsteht, die Bakterien oder Pilze begünstigt. Baden sollte eher die Ausnahme bleiben – die Haut reinigt sich meist selbst recht gut.
Optimale Ernährung: Eine hochwertige Ernährung ist das A und O für gesunde Haut. Füttere ein gutes Hundefutter mit allen nötigen Vitaminen und Mineralien. Essentielle Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren) sind besonders wichtig für Haut und Fell – sie wirken entzündungshemmend und verbessern die Fellqualität. Du kannst z.B. etwas Leinöl oder Lachsöl ins Futter geben (nach Rücksprache mit dem Tierarzt). Auch Zink und Biotin fördern Hautgesundheit; eventuell ist ein Ergänzungspräparat sinnvoll, wenn ein Mangel vermutet wird. Zudem können Probiotika die Verdauung unterstützen – eine gute Darmflora hilft indirekt auch der Haut, Nährstoffe optimal aufzunehmen.
Gewicht im Blick behalten: Kortison erhöht oft den Appetit und führt zu Gewichtszunahme. Übergewicht belastet nicht nur Gelenke, sondern kann auch Hautfalten vertiefen und zu Entzündungen führen. Halte deinen Hund schlank, indem du die Futterration anpasst (ggf. kalorienreduzierte Diät nach Absprache). So bleibt er beweglich und fit – Bewegung wiederum fördert die Durchblutung der Haut und den Fellstoffwechsel.
Parasitenprophylaxe: Ein Hund unter Kortison ist immunologisch im Nachteil. Sorge daher für lückenlosen Schutz vor Flöhen, Milben & Co. (Spot-on oder Halsband, je nach Absprache). Ein Flohbefall würde zusätzlichen Juckreiz und Haarausfall verursachen, das muss unbedingt vermieden werden. Auch regelmäßige Entwurmung gehört dazu, denn Darmparasiten können Haut und Fell ebenfalls beeinträchtigen.
Sonne und Kälte beachten: Durch dünnes Fell kann dein Hund empfindlicher auf Witterung reagieren. Schütze kahle Bereiche bei starker Sonne mit einem Hundefleece oder spezieller Sonnencreme für Tiere (der Tierarzt kann ein geeignetes Produkt empfehlen), um Sonnenbrand zu vermeiden – gerade bei hellhäutigen Hunden. Im Winter, wenn viel Fell fehlt, könnte ein Mäntelchen sinnvoll sein, damit er nicht friert.
Umgang mit Juckreiz und Infektionen
Manche Hunde entwickeln unter Kortison trotzdem Hautprobleme wie Hot Spots (nässende Ekzeme) oder Pilzinfektionen. Das Paradoxe ist: Obwohl Kortison Juckreiz unterdrückt, kann die Hautatrophie in Kombination mit eventuell auftretenden Infektionen neuen Juckreiz verursachen. Achte daher auf folgende Punkte:
Kontrolliere die Haut deines Hundes regelmäßig, mindestens wöchentlich, auf Rötungen, Pusteln, schuppige Areale oder unangenehmen Geruch. Insbesondere in Hautfalten (Leiste, Achseln) und zwischen Zehen. Früh erkannt, lassen sich Infekte lokal behandeln, bevor sie sich ausbreiten.
Bei Anzeichen einer Entzündung (gerötete, nässende Stellen) reinige diese vorsichtig. Dein Tierarzt kann z.B. antiseptische Shampoos oder Lösungen mit Chlorhexidin oder Jod empfehlen, um oberflächliche Infektionen einzudämmen.
Hot Spots (akute nässende Ekzeme) müssen oft rasiert, desinfiziert und mit einer entzündungshemmenden Salbe behandelt werden – manchmal ist trotz systemischem Kortison zusätzlich ein lokales Mittel nötig. Halte Rücksprache mit dem Tierarzt, ob in solchen Fällen eine vorübergehend intensivere Therapie (Antibiotika, Antimykotika) erforderlich ist.
Juckreizmanagement: Sollte dein Hund trotz allem Kratzreiz zeigen (manchmal kommt dieser bei abklingender Kortisondosis zurück, wenn die Grunderkrankung noch da ist), sprich mit dem Tierarzt. Möglicherweise lässt sich ein Antihistaminikum oder ein juckreizstillendes Shampoo ergänzen. Hausmittel wie Aloe-Vera-Gel oder Schwarzkümmelöl werden manchmal zum Einreiben kahler Stellen genutzt – das kannst du probieren, sofern dein Hund es nicht ableckt (Achtung: Teebaumöl nicht verwenden, das ist giftig für Hunde!). Kläre solche Anwendungen lieber mit dem Tierarzt ab.
Wenn das Fell nicht nachwächst
Es kann frustrierend sein: Trotz aller Pflege sprießen an manchen Stellen die Haare einfach nicht nach, solangedein Hund Kortison braucht.
Geduld: Haare wachsen zyklisch. Es kann Wochen bis Monate dauern, bis ein ausgefallenes Fell wieder dicht wird – selbst unter optimalen Bedingungen. Unter Kortison ist der Zyklus verlangsamt. Eventuell siehst du erst Besserung, wenn die Dosis reduziert wird.
Bleib dabei: Setze die Pflegemaßnahmen konsequent fort. Auch wenn das Fell nie so prachtvoll wird wie früher, verhindert deine Pflege doch weitere Verschlechterung und hält die Haut gesund.
Nach Kortison-Ende: Falls die Kortisontherapie irgendwann beendet werden kann, erholt sich das Fell meist wieder. Das kann jedoch sechs bis zwölf Monate dauern. Einige bleibende Veränderungen (leichter Grundgeruch, dünnere Haut) können bestehen bleiben, aber im Allgemeinen regeneriert der Körper Erstaunliches.
Alternativen nutzen: Wenn dein Hund extrem unter den Hautnebenwirkungen leidet und es vom Krankheitsbild her möglich ist, frage den Tierarzt nach Alternativen. In manchen Fällen lässt sich die Kortisonlast reduzieren, was mittelfristig auch dem Fell zugutekommt.
Fazit
Ein Hund mit Kortisontherapie braucht etwas extra Fürsorge für Haut und Fell – aber mit den richtigen Maßnahmen kannst du viel für sein Wohlbefinden tun. Haut und Fell sagen viel über die Gesundheit aus: Achte daher auf hochwertige Ernährung mit ausreichend Fettsäuren, sanfte Fellpflege und halte Parasiten fern. Überwache die Haut aufmerksam auf Infektionen, damit schnell gehandelt werden kann. Gleichzeitig arbeite eng mit deinem Tierarzt zusammen, um die Kortisondosis so niedrig wie möglich zu halten und gegebenenfalls alternative Behandlungen einzusetzen. Viele Hunde kommen trotz langem Kortisoneinsatz gut klar, wenn man sie rundum unterstützt. Dein Hund vertraut dir – mit deiner Hilfe und etwas Geduld wird er sich in seiner Haut so wohl wie möglich fühlen können. Und denk dran: Lieber ein etwas dünnes Fell, aber dafür ein beschwerdefreies Hundeleben – die Lebensqualität steht im Vordergrund.