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Eine neue Katze eingewöhnen: So wird aus Fremden ein harmonisches Duo

  • Tierisch schlau
  • 8. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 9. Juli

Du hast eine zweite Katze ins Haus geholt – doch anstatt freundschaftlicher Annäherung erlebst du Fauchen, Knurren und Rückzug. Die vorhandene Katze akzeptiert den Neuankömmling nicht, die neue versteckt sich vielleicht oder es fliegen sogar die Pfoten. Katzen zusammenführen erfordert Geduld und Planung. Hier erfährst du in klaren Schritten, wie du zwei Katzen richtig aneinander gewöhnst, damit aus den Rivalen ein eingespieltes Team wird.

Vorbereitung: Die richtige Katze wählen und Ausstattung verdoppeln

Bevor du überhaupt zusammenführst, ist die Wahl des passenden Partners wichtig. Ideal ist, die Katzen sind vom Charakter und Alter her kompatibel. Ein alter ruhiger Stubentiger ist oft genervt von einem hyperaktiven Kitten – umgekehrt kann ein junges Tier einen Spielgefährten im ähnlichen Alter besser gebrauchen. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Zwei Weibchen können zickiger sein, zwei Männchen klappen oft gut, vor allem wenn einer oder beide kastriert sind (was sowieso sein sollte).


Nun zur häuslichen Vorbereitung:


  • Eigenes Zimmer für die neue Katze: Richte einen separaten Raum ein, in dem der Neuzugang ankommen kann. Dieser Raum sollte Tür zu deiner Erstkatze haben, damit die beiden sich erst mal nicht sehen.


  • Eigene Grundausstattung: Jede Katze braucht ihre eigenen Ressourcen. Das heißt: zusätzlicher Katzenklo, eigener Futternapf, eigener Wassernapf, Schlafplätze etc.. Stell im neuen Zimmer alles bereit, was die neue Katze braucht. Achte darauf, anfangs den Geruch der alten Katze nicht in dem neuen Inventar zu haben – also neu/neutral.


  • Revier der Erstkatze unverändert lassen: Die vorhandene Katze behält ihre vertrauten Plätze, Näpfe etc. Das Territorium muss nicht „geteilt“ werden – noch nicht. Das neue Zimmer ist quasi neutrales Neuland für den Neuankömmling.


Diese Vorbereitung reduziert Stress. Katzen lieben es NICHT, wenn plötzlich ein „Eindringling“ frei ins ganze Revier darf – das provoziert die alte Katze, ihr Revier zu verteidigen. Besser: langsame, schrittweise Gewöhnung.


Phase 1: Trennung mit Geruchskontakt

Erste Tage – getrennte Bereiche: Lass die neue Katze mindestens ein paar Tage in ihrem Zimmer. Sie soll sich dort einleben und die Gerüche des Haushalts kennenlernen, ohne direktem Feindkontakt mit der alten. Die Altkatze weiß natürlich, „da ist jemand hinter der Tür“ – sie wird es riechen und hören. Das ist gut so: Beide Katzen können sich so geruchlich und akustisch kennenlernen, ohne dass es zu direkten Konflikten kommt.


Geruchsaustausch: Nach ein, zwei Tagen kannst du Geruchsübertragungen machen:


  • Reibe jede Katze leicht mit einem weichen Tuch an den Duftdrüsen (Kopf, Wangen) ab und lege das Tuch dann jeweils in den Bereich der anderen Katze. So lernen sie den Geruch des anderen kennen, ohne sich zu sehen.


  • Oder tausche mal die Schlafdecken/Körbchen aus: Die neue Katze bekommt eine Decke, auf der die alte lag, und umgekehrt. Wenn eine Katze z.B. auf dem Tuch der anderen schläft oder schnuppert, belohne sie mit Streicheln oder Leckerli – das verknüpft den fremden Geruch positiv.


Türkontakt: Ermögliche „sicheres Beschnuppern“ unter der Tür. Deine Katzen werden oft vor der geschlossenen Tür sitzen und die Anwesenheit des anderen erschnüffeln. Du kannst auch mal die Tür einen Spalt sichern (z.B. mit einer Türhalterung oder Gittertür anbringen), sodass sie sich evtl. Pfote oder Nase durch den Spalt berühren, aber nicht voll aufeinander losgehen können. Wenn irgendwann beide neugierig an jeweils ihrer Seite der Tür sitzen, Pfötchen durchschieben anstatt zu fauchen – ein super Zeichen.


Parallelfüttern an Tür: Füttere die beiden (besonders was Leckeres) auf jeweils ihrer Seite der geschlossenen Tür zur gleichen Zeit. So assoziieren sie „Aha, immer wenn der Andere nah ist (hinter Tür), gibt’s was Gutes!“ – positive Verknüpfung.


Diese Phase kann wenige Tage bis zwei Wochen dauern – je nach Katzen. Sichere Zeichen, um einen Schritt weiterzugehen: Weniger Fauchen durch die Tür, eher ruhiges Interesse; beide wirken entspannt in Gegenwart des Geruchs des Anderen.


Phase 2: Erste direkte Begegnungen

Wenn Phase 1 gut läuft, folgt kontrollierter Sichtkontakt:


  • Türoffnung mit Barriere: Öffne die Tür zunächst nur einen kleinen Spalt und fixiere sie mit einem Türstopper so, dass gerade Nasen und Pfoten durchpassen, aber Katzen nicht hindurch können. Beobachte: Fauchen sie sich an oder beschnuppern sie sich neugierig? Mach das mehrmals am Tag, öffne allmählich den Spalt, aber sorge weiter für Sicherheit, z.B. mit einem stabilen Katzengitter in der Tür (Baby-Gitter oder DIY-Lösung), damit sie sich ohne direkten Kontakt sehen können.


  • Erstes direktes Treffen unter Aufsicht: Wenn das Verhalten bisher in Ordnung war, dann plane ein erstes Zusammentreffen in neutraler Umgebung falls möglich, oder aber mit Ablenkung. Ein guter Trick: Spielen. Öffne die Tür und hab eine Angel parat oder wirf beiden ein Spielzeug zu – sie sind dann mit Spielen beschäftigt und merken gar nicht, wie nah sie sich kommen. Alternativ gib ihnen etwas super Leckeres mit Abstand zueinander, sodass sie in einem Raum sind, aber fressen. Wichtig: Halte das Treffen kurz (paar Minuten) und beende es positiv (z.B. mit einem Leckerli) bevor es eskaliert.


  • Langsam steigern: Wiederhole kurze Treffen, verlängere diese je nach Verträglichkeit. Wenn mal gefaucht wird, bewahre Ruhe. Nicht schimpfen oder hektisch auseinanderreißen, das erhöht den Stress. Lieber leise mit Spielzeug ablenken oder sanft ein Kissen dazwischen schieben, um den Blickkontakt zu unterbrechen.


Am Anfang ist es normal, dass gefaucht und vielleicht auch etwas gekämpft wird – das dient der Rangklärung. Solange kein Fell fliegt oder Blut fließt, lass sie es unter Aufsicht unter sich ausmachen. Greife erst ein, wenn es wirklich zu einer richtigen Beißerei wird (lautes Kreischen, eine jagt die andere).


Phase 3: Zusammenführung und Alltag

Wenn die Katzen tolerieren, dass sie im selben Raum), kannst du die Trennung aufheben. Nun gilt:


  • Weiterhin getrennte Ressourcen: Halte weiterhin mehrere Klos (Daumenregel: Anzahl der Katzen +1, also bei 2 Katzen 3 Klos) und mehrere Futter- und Schlafplätze. So müssen sie sich nicht streiten. Viele Katzen teilen sich irgendwann Napf und Klo.


  • Beobachten: Die Beziehung entwickelt sich. Häufig sieht man nach einigen Wochen Besserung: Sie putzen sich gegenseitig oder schlafen im selben Raum. Manchmal bleiben sie nur Koexistenz und werden keine dicken Freunde – das ist auch okay, solange sie sich in Ruhe lassen.


  • Konflikte managen: Es kann wieder mal Gefauche geben (z.B. um einen Platz am Fenster). Verhalte dich diplomatisch: Gib z.B. der rangniederen einen anderen tollen Platz an einem anderen Fenster (zwei Kratzbäume etc.).


Zeit und Geduld sind entscheidend – es kann Wochen dauern, bis es harmonisch wird. In einigen Fällen dauert es sogar Monate. Nicht verzweifeln, wenn es nicht Liebe auf den ersten Blick ist.


Feliway einsetzen: In schwierigen Fällen kann ein Pheromon-Diffusor helfen, Spannungen zu reduzieren. Es imitiert Katzen-Sozialpheromone. Berichte zeigen gemischten Erfolg, aber es kann unterstützend sein und schadet nicht.


Worst-case-Lösung: Sollte trotz aller Bemühungen nach mehreren Monaten keine Besserung eintreten und die Katzen leben nur in Stress (dauernder Kampf), ist es im Sinne des Tieres, über getrennte Vermittlung nachzudenken. Aber dieser Fall ist selten, insbesondere wenn man die Einführung wie oben strukturiert hat.


Fazit

Zwei fremde Katzen zu einem harmonischen Team zu machen, braucht Geduld, Zeit und die richtige Strategie. Trenne sie anfangs räumlich, damit sie sich schrittweise über Geruch und Geräusch kennenlernen. Tausche Decken und streichle eine nach der anderen, um Düfte zu vermischen. Führe sie langsam zusammen, erst durchs Schnuppern unter der Tür, dann mit Sichtkontakt. Belohne ruhiges Verhalten mit Leckerlis oder gemeinsamen Spielen. Sorge stets dafür, dass beide Katzen genug eigene Ressourcen haben.


Vor allem: Bleib ruhig und geduldig. Deine Katzen spüren deine Stimmung – je entspannter du bist, desto gelassener sind sie. Vermeide es, eine der Katzen für Fauchen zu tadeln; das würde sie nur mit noch mehr Stress verbinden. Stattdessen lenke sie ab und lobe gutes, neugieriges Verhalten in Gegenwart der anderen.

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