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Übergewicht trotz Bewegung – wie du bei kastrierten oder gelenkgeschädigten Hunden das Futter richtig anpasst

  • Tierisch schlau
  • 18. Juni
  • 5 Min. Lesezeit

Kastration verändert sich der Stoffwechsel: Der Energiebedarf sinkt oft um bis zu 30 % und der Appetit steigt. Auch Hunde mit Arthrose oder Hüftleiden können sich weniger auspowern, verbrauchen also weniger Kalorien. Wenn wir dann wie gewohnt weiterfüttern, sind zusätzliche Pfunde vorprogrammiert. Die gute Nachricht: Übergewicht lässt sich vermeiden – mit der richtigen Futteranpassung und Diät-Strategie. Hier erfährst du, worauf du achten solltest, um deinen kastrierten oder in der Beweglichkeit eingeschränkten Hund schlank und gesund zu halten.

Warum Kastration und Gelenkprobleme das Gewicht beeinflussen

Kastration bedeutet hormonelle Umstellung. Besonders bei Hündinnen führt der Wegfall der Eierstock-Hormone dazu, dass der Grundumsatz sinkt und das Sättigungsgefühl weniger stark ist. Studien zeigen, dass kastrierte Hunde im Schnitt etwa 20 % weniger Kalorien benötigen als intakte Tiere – wenn man die Futtermenge nicht reduziert, drohen Gewichtszunahmen innerhalb weniger Wochen. Die Tierärztliche Faustregel lautet daher: Nach der Kastration etwa 20–30 % weniger Kalorien zuführen. Das kann über Diätfutter geschehen oder indem du schlicht die Portionen kleiner machst. Gleichzeitig neigen viele kastrierte Hunde dazu, verfressener zu werden. Du als Halter musst also ein Auge darauf haben und vermehrtes Betteln ignorieren – es hat biologische Gründe und bedeutet nicht, dass dein Hund wirklich hungert.


Gelenkgeschädigte Hunde haben ein anderes Problem: Sie möchten vielleicht toben, können aber wegen Schmerzen oder eingeschränkter Mobilität nicht so viel rennen und springen. Ein Hund mit Arthrose, HD oder Kreuzbandriss muss häufig geschont werden und bewegt sich oft von sich aus weniger. Dadurch sinkt sein Kalorienverbrauch teils drastisch. Gerade wenn ein solcher Hund zuvor sehr aktiv war, müssen wir die Fütterung an die neue, bewegungsärmere Realität anpassen. Sonst passiert das Dilemma: Trotz Bewegung (im Rahmen des Möglichen) nimmt der Hund zu, weil die sportlichen Einheiten einfach nicht mehr so intensiv oder lang sind wie früher. Zudem können manche Medikamente (z.B. Kortison bei Entzündungen) den Appetit steigern – auch das spielt hinein.


Übergewicht ist ein Teufelskreis, vor allem bei Gelenkproblemen. Jedes Kilo zu viel belastet Gelenke und Wirbelsäule zusätzlich und verschlimmert womöglich die Schmerzen. Ein kastrierter Hund mit Übergewicht hat zudem höheres Risiko für Diabetes und andere Folgeerkrankungen. Daher ist es doppelt wichtig, dass gerade kastrierte sowie gehandicapte Hunde ihr Idealgewicht halten. Die Futtermenge und -art sind hierbei der Schlüssel.


Futter richtig anpassen: Kalorien reduzieren, Sättigung erhalten

Die Devise lautet: Kalorien runter, Nährstoffe und Sattgefühl hoch. Ein guter Ansatz ist der Umstieg auf ein spezielles Light- oder Sterilisationfutter. Solche Futtermittel sind energetisch reduziert (ca. 20–30 % weniger Kalorien) und oft mit erhöhtem Ballaststoffanteil, damit der Hund trotz weniger Kalorien satt wird. Achte bei der Auswahl darauf, dass das Futter hochwertiges Eiweiß enthält, damit die Muskeln erhalten bleiben. Einige Light-Futter enthalten zusätzlich L-Carnitin, das den Fettstoffwechsel unterstützen soll – kein Muss, aber ein netter Bonus. Wichtig ist vor allem der Vergleich des Energiegehalts (kcal). Ein typisches Erhaltungsfutter hat z.B. um 380 kcal/100g (Trockenfutter). Ein gutes Diätfutter für kastrierte Hunde sollte deutlich darunter liegen – oft um 300 kcal/100g. Schau in die Deklaration oder frage beim Hersteller nach, wenn es nicht klar draufsteht.


Portionsgrößen anpassen: Wenn du nicht das Futter wechseln möchtest, kannst du auch vom bisherigen Futter weniger geben. Hier hilft wiegen und rechnen: Wie schwer ist dein Hund, was wäre Idealgewicht? Als groben Richtwert kannst du für Gewichtsreduktion etwa 60–70 % der bisher gefütterten Kalorienmenge anpeilen (in Abstimmung mit dem Tierarzt). Teile das Tagesfutter lieber in mehrere kleinere Portionen auf – so hat dein Hund öfter das Gefühl, etwas zu bekommen, und der Blutzuckerspiegel bleibt konstanter. Leckerlis und Kausnacks nicht vergessen: Alles, was nebenbei gegeben wird, muss von der Ration abgezogen werden! Am besten zählst du „Goodies“ in die Tageskalorien ein oder ersetzt sie durch Portionsfutter aus der Hand. Ein Trick: Viele Hunde lassen sich auch mit etwas gekochter Möhre oder Gurke zwischendurch glücklich machen – das hat kaum Kalorien.


Sättigung fördern: Ein Hund, der immer Hunger schiebt, tut uns leid – doch du kannst das Hungergefühl abmildern. Ballaststoffreiche Zugaben wie gedünstetes Gemüse (Kürbis, Zucchini) füllen den Magen, liefern Volumen ohne viele Kalorien. Einige Diätfutter arbeiten auch mit erhöhtem Protein und moderatem Fettgehalt, was erwiesenermaßen stärker sättigt als kohlenhydratreiches Futter. Du könntest also z.B. einen Teil der bisherigen Ration durch Magerquark oder Hüttenkäse (proteinreich, fettarm) ersetzen – natürlich nur, wenn dein Hund Milchprodukte verträgt. Auch das Einweichen von Trockenfutter in Wasser lässt es aufquellen und vergrößert das Futtervolumen im Napf, was subjektiv mehr „Mahlzeit“ ergibt. Und sorge dafür, dass immer frisches Wasser verfügbar ist; manchmal wird Hunger mit Durst verwechselt.


Überwachung und besondere Tipps für Handicap-Hunde

Kontrolliere das Gewicht deines Hundes regelmäßig. Am besten wiegst du ihn wöchentlich oder alle zwei Wochen. Eine leichte Tendenz nach unten ist gewünscht, aber bitte kein Crash-Diät-Tempo – 1–2 % des Körpergewichts pro Woche Gewichtsabnahme gelten als sicher und gesund. Bei einem 30-kg-Hund wären das etwa 300–600 g pro Woche. Gerade bei einem Hund mit Gelenkproblemen ist langsamer Gewichtsverlust besser, damit er nicht gleichzeitig Muskelmasse abbaut (Muskeln stützen ja die Gelenke). Sollte das Gewicht stagnieren, überprüfe ehrlich alle Fütterungsgewohnheiten: Gibt es „geheime“ Kalorienquellen? (Der Hund frisst vielleicht das Katzenfutter mit, oder bekommt Kaustreifen von Familienmitgliedern, die du gar nicht auf dem Schirm hast.) Beziehe alle im Haushalt ein, damit jeder weiß, dass der Hund Diät hält.


Bewegung trotz Einschränkung: Natürlich ersetzt Futteranpassung nicht die Bewegung vollständig. Im Rahmen seiner Möglichkeiten sollte dein Hund weiter aktiv bleiben – leichte, gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen oder mehrmals kurze Spaziergänge statt eines Marathonlaufs. Aber Realismus: Ein Hund mit Arthrose kann nicht stundenlang spielen. Hier kommt mentale Auslastung ins Spiel (siehe Artikel 10 in dieser Reihe). Denkspiele oder Suchspiele können helfen, Kalorien zu verbrennen (durch Kopf-Arbeit) und den Hund zufrieden zu stellen, ohne seine Gelenke zu belasten.


Spezialfutter für Gelenke: Für Hunde mit Gelenkschäden gibt es Diätfutter, die nicht nur kalorienärmer sind, sondern auch Gelenknährstoffe enthalten (Glucosamin, Omega-3-Fettsäuren etc.). Ein Beispiel sind bestimmte Senior- oder Mobility-Futter. Diese können sinnvoll sein, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Gewichtskontrolle und Gelenkunterstützung. Sprich das beim nächsten Tierarzttermin an – er/sie kann dir ein passendes Produkt empfehlen, falls gewünscht.


Vermeide Mitleidsfüttern und bleib konsequent. Dein Hund mag noch so niedlich betteln – letztlich dankt er es dir mit einem gesünderen, längeren Leben, wenn du ihn schlank hältst. Übergewicht verkürzt nachweislich die Lebenserwartung und mindert die Lebensqualität (weil z.B. alles mühsamer wird). Gerade kastrierte Hunde kannst du am besten schützen, indem du direkt ab dem Zeitpunkt der OP das Futter reduzierst und auf ein passendes Futter umstellst. Wie eine Studie zeigte, nehmen manche Tiere sonst schon in den ersten drei Wochen nach der Kastration 10 % an Gewicht zu! Das muss nicht sein.


Fazit

Kenne den Energiebedarf deines Hundes und füttere mit Augenmaß. Bei kastrierten Hunden heißt das oft: 1/5 weniger füttern als früher. Bei gelenkgeschädigten Hunden heißt es: Futter auf den geringeren Verbrauch anpassen und besonders auf hochwertige, nicht dick machende Zutaten setzen. Mit einem kalorienreduzierten, sättigenden Fütterungskonzept und etwas Disziplin bekommst du das Gewicht deines Hundes in den Griff. Und das Beste: Ist der Speck erst runter, fühlt sich dein Hund wieder wohler – und selbst ein chronisch kranker oder gehandicapter Hund kann mit Idealgewicht deutlich agiler und lebensfroher sein.

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