Zoff im Gesellschaftsbecken: Fische, die nicht zueinander passen
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Dein Aquarium soll ein friedliches Miteinander verschiedener Fische sein – doch stattdessen herrscht Chaos und Stress? In vielen Gesellschaftsbecken kommt es zu Konflikten, weil Arten zusammen gehalten werden, die nicht zueinander passen. Häufig merkt man es erst, wenn es zu spät ist: Fische jagen sich, klemmen die Flossen, verstecken sich nur noch oder erleiden sogar Verletzungen. Damit es in deiner „Aquarium-WG“ nicht ständig Zoff gibt, lohnt ein Blick darauf, welche Fische nicht vergesellschaftet werden sollten und warum.

Nicht alle Fische mögen die gleichen Bedingungen. Ein häufiger Fehler ist, dass Fische mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen ins gleiche Becken gesetzt werden. Achte bei der Besatzplanung immer darauf, dass Temperatur, Wasserwerte und Einrichtung für alle Bewohner passen. Zum Beispiel vertragen einige Arten nur kühles Wasser um 18–20 °C, andere kommen aus tropisch warmen Gewässern über 25 °C – solche Kombinationen funktionieren nicht, da immer eine Art frieren oder schwitzen würde. Ähnlich ist es mit dem Wasserhärte- und pH-Bereich: Weichwasserfische (etwa viele Salmler, Skalare, Barsche aus Südamerika) solltest du nicht dauerhaft mit reinen Hartwasserfischen (viele Lebendgebärende, Regenbogenfische oder ostafrikanische Cichliden) zusammensetzen. Zwar sind viele Zierfische heute an mittels hartes Wasser gewöhnt, aber extreme Unterschiede sollte man vermeiden – im Zweifel entscheidet man sich lieber für Arten mit vergleichbaren Bedürfnissen.
Größe und Fressverhalten beachten
Der perhaps offensichtlichste Punkt: Sehr große Fische und sehr kleine Fische passen nicht zusammen – denn der Große könnte den Kleinen als Futter betrachten. So landet der Neon oder Guppy schnell im Maul eines ausgewachsenen Skalars oder Buntbarschs, auch wenn letzterer sonst friedlich ist. Faustregel: Alles, was ins Maul passt, wird früher oder später probiert. Setze also keine winzigen Fische zu erwachsenen Räubern. Umgekehrt können sehr agile oder aggressive größere Arten kleineren Arten permanent Stress machen, selbst wenn sie sie nicht auffressen.
Friedliche vs. aggressive Arten
Manche Fische sind von Natur aus raue Gesellen, andere sehr friedfertig. Barsche (Cichliden) z.B. neigen oft zu Revierverhalten und Aggression, besonders in engen Aquarien. Südamerikanische Buntbarsche wie Skalare oder Schmetterlingsbuntbarsche bilden Reviere und verteidigen diese – in einem kleinen Becken kann das ständigen Stress für alle Nicht-Barsche bedeuten. Ostafrikanische Grabenseebuntbarsche (Malawi-/Tanganjikasee) sind so speziell in ihrem Verhalten und Wasseranspruch, dass man sie nie in ein übliches Gemeinschaftsaquarium setzen sollte. Solche Fische gehören in Artbecken unter sich. Im Gesellschaftsbecken besser geeignet sind friedliche Arten: z.B. Schwarmfische (Salmler, Barben, Bärblinge) und viele Welse oder Lebendgebärende – diese vertragen sich meist, solange die Rahmenbedingungen stimmen.
Vorsicht bei „Problemfischen“
Es gibt ein paar bekannte Kombinationen, die regelmäßig schiefgehen. Zum Beispiel sind Sumatrabarben hübsch, aber echte Rüpel: Sie neigen dazu, an langen Flossen anderer Fische zu knabbern. Setzt man Sumatrabarben mit langsamen Fischen wie Skalaren oder Guppys zusammen, werden diese ständig belästigt und gestresst. Auch Kampffische (Betta splendens) sollte man nicht mit bunt schillernden, flossenreichen Fischen (wie Guppy-Männchen) halten – der Kampffisch verwechselt sie mit Rivalen und greift an. Zudem sind viele schnell schwimmende Arten für den eher gemächlichen Kampffisch purer Stress. Ein weiteres Beispiel: Zwergfadenfische (Colisa lalia) wirken friedlich, können aber untereinander aggressiv werden und mögen keine hektischen Mitbewohner – man hält sie besser nicht mit zappligen Barben oder Regenbogenfischen, sondern mit ruhigen Arten.
Gruppenstärke und Revieraufteilung
Häufig entstehen Probleme auch dadurch, dass Fische nicht in passender Anzahl gehalten werden. Schwarmfische sollte man immer in ausreichend großer Gruppe pflegen – sonst sind sie schreckhaft und können aus Stress andere Fische bedrängen. Zu fünft fühlen sich z.B. Neonsalmler unwohl, 15 von einer Art wären viel besser. Umgekehrt dürfen Revierfische nicht zu dicht gedrängt werden. Wenn mehrere territorial veranlagte Fische im Aquarium sind (z.B. Zwergbuntbarsche, Kampffische, Fadenfische), braucht jeder sein eigenes Gebiet mit Verstecken. In kleinen Becken können sie sich sonst nicht aus dem Weg gehen – Dauerstress ist vorprogrammiert. Eine ausreichende Beckengröße mit Strukturierung (Pflanzen, Wurzeln als Sichtbarrieren) entschärft vieles. Generell gilt: Je größer das Aquarium, desto besser lassen sich Konflikte vermeiden, weil sich die Fische ausweichen können.
Überbesatz und Stress
Selbst verträgliche Arten geraten an ihre Grenzen, wenn das Aquarium zu voll ist. In überfüllten Becken bricht leichter Krankheit aus, und die Fische sind gestresst und anfällig. Sogar eigentlich friedliche Guppys können sich gegenseitig töten, wenn der Platz zu knapp wird. Achte also darauf, die Besatzdichte gering zu halten. Eine grobe Richtlinie für Einsteiger ist 1 cm Fisch pro 1–2 Liter Wasser – aber mit Vorsicht zu genießen (hochrückige oder massige Fische brauchen mehr Raum). Lieber weniger Fische, dafür gesunde und entspannte, als ein optisch „volles“ Becken, in dem unterschwellig Stress herrscht.
Was tun, wenn es doch kracht?
Wenn du merkst, dass eine Kombination in deinem Aquarium nicht funktioniert, handle zügig. Trenne streitende oder gestresste Fische, bevor Verletzungen oder Krankheiten auftreten (Stress schwächt das Immunsystem). Idealerweise hast du die Möglichkeit, ein zweites Becken oder wenigstens ein Aufzuchtbecken als Ausweichquartier bereitzustellen. Alternativ bleibt oft nur, einen der unpassenden Partner abzugeben – frag im Zoofachhandel oder bei Aquarianern in der Nähe, ob jemand den Fisch aufnehmen kann. So schwer es fällt: Das Wohl der Tiere geht vor. Fische können nicht einfach aus dem Konflikt „ausziehen“, sie sind auf deinen Schutz angewiesen.
Fazit
Ein harmonisches Gesellschaftsaquarium erfordert Planung. Informiere dich vor dem Zusammenstellen der Bewohner ausführlich über deren Bedürfnisse (Temperatur, Wasserwerte, Sozialverhalten). Setze keine extremen Gegensätze in ein Becken – weder bei Größe noch bei Temperament. Im Zweifel wähle eher weniger Arten, dafür größere Gruppen von jeder Art; das wirkt oft harmonischer, als viele Einzelfische durcheinander. Und denke dran: Was im Zoohandel nebeneinander schwimmt, ist nicht automatisch kompatibel – Verkäufer sprechen von „Putztieren“ oder „friedlichen Beifischen“, aber letztlich musst du sicherstellen, dass alle Bewohner deiner Unterwasser-WG zufrieden sind. Dann steht dem Frieden im Aquarium nichts mehr im Wege!