Ziegenböcke in der Brunftzeit
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Wenn der Herbst ins Land zieht und die Tage kürzer werden, geraten Ziegen in Liebesstimmung: Die Brunftzeit beginnt. Für Ziegenhalter bedeutet das vor allem eins – aufgepasst beim Bock! Ein Ziegenbock in Paarungsstimmung ist ein kraftstrotzendes, geruchsintensives und manchmal ungestümes Kerlchen. In dieser Zeit ändern sich Verhalten und Umgang mit dem Bock deutlich. Hier erfährst Du, was in der Brunft auf Dich zukommt, wie Du Deinen Bock sicher händelst und wie Du Ärger (für Dich, den Bock und die Nachbarn) minimieren kannst.

Erkenne die Brunft: Verhalten im Wandel
Ziegenböcke werden meist ab Spätsommer „rippelig“. Wenn die Tage kürzer werden (oft ab Juli/August), steigt ihr Testosteronspiegel allmählich an. Typische Anzeichen, dass Dein Bock in Brunftstimmung kommt:
Er verströmt einen intensiven Bockgeruch. Böcke haben Drüsen hinter den Hörnern, die jetzt ein penetrant riechendes Sekret abgeben – es riecht stechend streng nach Moschus. Außerdem fängt der Bock an, Maulharnen zu betreiben: Er pinkelt sich gezielt an Kopf, Bart und Vorderbeine und reibt den Urin ein. Für uns Menschen abartig stinkend, für Ziegendamen jedoch anziehend! Der Gestank kann meterweit wahrnehmbar sein, also wundere Dich nicht, wenn Nachbarn die Nase rümpfen.
Sein Verhalten wird aufdringlicher und aggressiver. Ein brünftiger Bock scharrt, schlägt mit den Hörnern gegen Zäune oder Einrichtungsgegenstände und markiert mit seinem Kopf überall (dabei verteilt er auch Geruch). Er kann auch dem Halter gegenüber ruppiger werden. Vorsicht: In der Brunft sollte man einem Bock nicht frontal Paroli bieten – er könnte versuchen, Dich mit den Hörnern wegzudrängen oder anzuspringen. Stelle Dich nie direkt in seinen Weg, wenn er erregt ist. Viele Halter berichten, dass selbst zahme Böcke in dieser Zeit etwas “respektloser” werden.
Unruhe und Lautstärke nehmen zu. Böcke meckern laut und röhren förmlich, um Weibchen anzulocken. Sie antworten auf weit entfernte Ziegenrufe, schlagen mit der Zunge und zappeln unruhig umher. Wenn Weibchen in der Nähe sind (auch durch den Zaun), kann er vor Erregung regelrecht zittern und fast das Fressen vergessen. Die weiblichen Ziegen (“Zicken”) wiederum werden in der Brunftzeit ebenfalls unruhig, blöken, wedeln mit dem Schwanz und spielen manchmal „Bock“ indem sie andere Weibchen besteigen. Das ist normal – es zeigt Dir, dass sie rauschig (brünftig) sind.
Umgang mit dem Bock in der Brunft
Sicherheit zuerst: Ein brünftiger Ziegenbock ist kräftig und kann unberechenbar reagieren, vor allem wenn er eine Geiß in der Nähe wittert. Begegne ihm mit Respekt. Hier ein paar Regeln:
Einsperren oder nicht? Viele Hobbyhalter fragen sich, ob sie den Bock in dieser Zeit separat halten sollen. Hast Du weibliche Tiere, die nicht gedeckt werden sollen, ist es ratsam, den Bock getrennt zu halten (siehe Ausbruchssicherheit oben). Stelle ihn weit genug weg, damit Sicht- und Geruchskontakt minimal sind. Sonst hast Du Dauerstress auf beiden Seiten des Zauns. Wenn Du Nachwuchs planst, kannst Du den Bock zeitweise zu den Geißen lassen – aber beaufsichtige den Prozess, insbesondere beim ersten Mal, damit keine Hektik entsteht.
Gehege besonders sichern: Brunftige Böcke entwickeln Superkräfte, wenn es darum geht, zum Weibchen zu gelangen. Starke Zäune sind nötig – überprüfe deinen Bockzaun auf Herz und Nieren. Auch ein zusätzliches E-Zaungerät mit höherer Spannung kann jetzt sinnvoll sein. Türen immer doppelt verriegeln. Denke an die Bock-Weisheit: Was gestern hielt, kann der Bock heute aufdrücken.
Umgang beim Füttern: Füttere den Bock möglichst, ohne Dich ins Gehege drängen zu lassen. Im Zweifel fixiere ihn kurz an einer Leine oder hinter einem Zaunteil, während Du frisch Wasser und Heu gibst. Einige Böcke werden zur Brunft futterneidisch oder versuchen, ihre Dominanz am Futter auszuleben. Das kann auch Dich als “Futterbringer” einschließen – plötzliche Rempler sind möglich. Ein Führstock (Stab) kann helfen, Dir Raum zu verschaffen: Halte ihn zwischen Dich und den Bock, um Abstand zu erzeugen, falls er zu nahe kommt.
Keine Streicheleinheiten am Kopf oder Hals: Was sonst vielleicht ging, kann jetzt als Kampfansage verstanden werden. Viele Böcke lieben es außerhalb der Brunft, an Stirn oder Bart gekrault zu werden. In der Brunft kann so eine Geste aber den “Rivalen” in Dir wecken. Vermeide körperliche Konfrontation und kraule lieber am Rücken, wenn überhaupt. Bei aggressiven Böcken: besser gar nicht streicheln in dieser Zeit.
Kinder und Fremde fernhalten: Lass in der Brunftzeit vorsichtshalber keine Kinder oder fremden Personen unbeaufsichtigt zum Bock. Sie können sein Verhalten nicht einschätzen. Ein lieber Bock kann aus dem Spiel heraus plötzlich kräftig stoßen – das kann bei kleinen Menschen üble Folgen haben.
Bock und Geißen: Deckzeit planen
Wenn Du Nachwuchs möchtest, planst Du am besten eine kontrollierte Deckzeit. Das bedeutet, Du entscheidest, wann der Bock zu den Ziegen darf und wie lange. In der Regel reicht es, den Bock ein bis zwei Brunstzyklen (je ca. 21 Tage) bei den Geißen zu lassen, um alle zu decken. Danach kannst Du ihn wieder separieren, damit Ruhe einkehrt. Merke: Eine Ziege ist nur etwa 2–3 Tage empfängnisbereit (rauschig). In dieser Zeit passiert die eigentliche Paarung – oft mehrmals. Danach verlieren die Geißen das Interesse und können für den Bock sogar rabiat werden, wenn er es weiter versucht.
Beobachte das Verhalten: Brünstige Ziegen machen durch Schwanzwedeln, Lautieren und Unruhe auf sich aufmerksam. Wenn der Bock bei ihnen ist, wirst Du sehen, dass er bestimmte Geißen besonders “bearbeitet” – diese sind dann wahrscheinlich in der Rausche. Nach erfolgreicher Deckung beruhigt sich die Lage meist zügig. Trotzdem den Bock nicht ewig bei der Herde lassen, sonst stressen alle sich unnötig lange.
Hast Du mehrere Böcke, bring sie nicht in der Hochbrunft zusammen in engen Raum. Konkurrenz unter Böcken kann zu heftigen Kämpfen führen. Falls gemeinsamer Bock-Aufenthalt nötig ist, viel Platz und Ausweichmöglichkeiten bieten und am besten außer Sichtweite von Weibchen.
Der Geruch – was tun?
Der Bockgeruch in der Brunft ist legendär und für unsere Nasen schwer erträglich. Ganz eliminieren wirst Du ihn nicht können – und solltest es auch nicht, denn für die Geißen gehört er dazu. Dennoch ein paar Hinweise:
Hygiene im Bockstall: Halte den Bockstall so sauber wie möglich. Entferne nasse Einstreu täglich, weil Urin-Geruch dort konzentriert bleibt. Streue frisch ein, benutze ggf. etwas Stallkalk unter der Einstreu, um Ammoniak zu binden. Der Bock selbst wird zwar trotzdem markant riechen, aber zumindest verbreitet sich der Geruch nicht auch noch unnötig über alte Pfützen.
Lüften: Sorge für gute Belüftung des Bockstalls, ohne Zugluft. Offene Fenster (mit Gitter) oder ein offener Stall sind besser als ein geschlossener Raum, wo der Gestank sich staut und ins Mauerwerk zieht.
Nachbarschaft: Informiere empfindliche Nachbarn freundlich, dass jetzt Bockzeit ist und der Geruch temporär. Oft hilft schon das Verständnis, warum es plötzlich streng riecht. Vielleicht kannst Du den Bockstall auf der dem Nachbarn abgewandten Seite des Grundstücks halten.
Eigenes Verhalten: Wenn Du nach dem Versorgen des Bocks zu deinen Geißen gehst, zieh ggf. eine andere Jacke über – Böcke “parfümieren” einen gern beim Anlehnen mit. Dieser Geruch kann sich sonst auf Deine Kleidung übertragen und die Geißen permanent leicht in Aufregung versetzen.
Fazit
Die Brunftzeit der Ziegen ist eine spannende, aber auch anstrengende Phase. Deine weiblichen Ziegen werden “zickiger” und fordern den Bock geradezu heraus, während der Bock zum rasenden Romeo mutiert. Mit starken Zäunen und ausreichend Abstand zwischen Bock und Damen kannst Du Eskalationen vorbeugen. Im Umgang mit dem Bock ist jetzt Umsicht gefragt: lieber etwas Distanz wahren und ihm seine Energie an einem festen Pfosten oder einem alten Autoreifen (zum Drauframmen) abreagieren lassen, als selbst den Prellbock zu spielen. Der Spuk geht vorüber – meist im Spätwinter beruhigen sich die Gemüter wieder, der Bockgeruch lässt nach und Dein sanfter Ziegenmann kehrt zurück.
Bis dahin: durchhalten und die Eigenheiten der Natur mit Humor nehmen. Die Brunft gehört dazu – sie sichert Dir im Frühjahr putzmuntere Gitzi-Lämmer. Und wenn Du sie das nächste Mal laut röhren hörst oder die Nase rümpfst, denk daran: Für Deine Ziegendamen ist Dein Bock gerade der unwiderstehlichste Kerl der Welt!


