Katze auf der Küchenplatte? So gewöhnst du deiner Samtpfote den Höhenflug ab
- Tierisch schlau
- 30. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Viele Katzen lieben erhöhte Plätze – sehr zum Leidwesen ihrer Menschen, wenn es sich um die Küchenarbeitsplatte handelt. Kaum dreht man sich um, sitzt der Stubentiger schnurrend neben dem Schneidebrett oder stibitzt etwas vom Butterbrot. Du hast schon diverse Gegenmaßnahmen ausprobiert, doch Miez springt immer wieder auf die Küche? Keine Sorge: Du bist nicht allein mit diesem Problem und es gibt effektive, katzenfreundliche Lösungen.

Warum springen Katzen überhaupt auf Arbeitsplatten?
Um das Verhalten zu ändern, hilft es zu verstehen, warum deine Fellnase die Arbeitsplatte so spannend findet. Gründe gibt es einige:
Neugier und Aussicht: Katzen sind von Natur aus kletterfreudig und neugierig. Eine Küchenplatte bietet einen erhöhten Aussichtspunkt, von dem aus sie ihre Umgebung überblicken können. Liegt vielleicht ein Fenster in der Nähe der Platte? Dann genießt deine Katze dort Sonne und Ausblick, quasi ein Katzenkino. Eine erhöhte Position vermittelt Sicherheit und Überblick, das steckt tief im Instinkt.
Lockende Gerüche: Die Küche duftet verführerisch nach Essen. Vielleicht lagen mal Krümel oder ein Schmankerl auf der Platte, an das die Katze gelangt ist. Einmal Erfolg, und schon ist die Arbeitsfläche als Futterquelle abgespeichert. Jede noch so kleine Geschmacksbelohnung (ein Tropfen Butter, ein Krümel Wurst) bestärkt die Katze darin, wieder hochzuspringen.
Schutz oder Rückzugsort: Manche Katzen suchen erhöhte Plätze auf, wenn sich im Haushalt etwas verändert hat und sie sich unsicher fühlen. Ein neuer Mitbewohner, ein neues Möbelstück – der Stress kann Katzen nach oben treiben, wo sie vermeintlich in Sicherheit sind. Dort oben riecht alles vertraut und niemand bedrängt sie.
Wasserquelle: Klingt komisch, aber trinkt deine Katze gern aus dem Wasserhahn? Viele Stubentiger lieben frisches, fließendes Wasser und hopsen deshalb auf die Spüle, um am Hahn zu lecken oder auf das Geräusch von Tropfen zu warten. Wenn das bei euch der Fall ist, hat sie noch einen extra Anreiz, die Küchenzeile zu erklimmen.
Kurz gesagt: Für Katzen macht es absolut Sinn, auf die Küchenplatte zu springen. Unsere Aufgabe ist es daher, ihnen attraktive Alternativen zu bieten und gleichzeitig die Küche weniger spannend (bzw. unzugänglich) zu machen.
Tipp 1: Biete deiner Katze bessere Aussichtsplätze
Der vermutlich wichtigste Schritt: Gib deiner Katze einen legalen hohen Platz, der noch cooler ist als die Küchentheke. Das kann ein deckenhoher Kratzbaum in der Nähe der Küche sein oder ein gemütliches Katzenregal am Küchenfenster. Wichtig ist, dass die Katze von dort einen ähnlich guten Überblick hat und sich wohlfühlt. Richte den Alternativplatz attraktiv ein: z.B. mit einer weichen Liegefläche oben oder spannenden Aussichtsstellen. Du kannst auch gezielt Leckerlis oder Spielzeug dort platzieren, um Mieze anzulocken.
Eine Idee ist das sogenannte Katzenkino: Bringe in Fensternähe ein stabiles Brett oder Hängemattenbett an, sodass deine Katze bequem aus dem Fenster schauen kann. Draußen gibt es Vögel, Blätter und Menschen zu beobachten – spannender als jede sterile Küchenarbeitsplatte. Wenn die Sonne dort hinfällt, umso besser! Deine Katze wird diesen neuen Lieblingsplatz schnell annehmen, besonders wenn du sie in den ersten Tagen mit Lob und vielleicht einem Snack belohnst, sobald sie dort oben sitzt. Der Plan: Sie soll lernen „Hier oben bekomme ich Aufmerksamkeit und Leckerchen, auf der Küchenplatte nicht“.
Tipp 2: Küche penibel sauber halten
So banal es klingt: Keine Krümel, keine Katze. Halte deine Arbeitsflächen frei von Essensresten, Butterbrotkrümeln oder anderen Leckereien. Reinige nach dem Kochen direkt die Fläche und verstaue Lebensmittel in Schränken oder dicht schließenden Boxen. Wenn deine Katze nie (mehr) etwas Essbares dort findet, verliert die Platte einen großen Teil ihrer Anziehungskraft.
Gerade Katzen mit feiner Nase erinnern sich lange: Hatte sie einmal Erfolg und etwas Leckeres stibitzt, schaut sie immer wieder nach. Deshalb musst du konsequent sein: Nichts Fressbares liegen lassen. Stell dir vor, du machst die Platte für die Katze „langweilig“ – irgendwann lohnt sich das Springen nicht mehr, weil es einfach nichts zu entdecken gibt.
Ein weiterer Trick: Wische die Arbeitsplatte mit einem Zitrus-Reiniger ab. Zitrusduft (z.B. Zitrone, Orange) können viele Katzen nicht ausstehen – sie finden den Geruch unangenehm und meiden ihn instinktiv. Du könntest also ein natürliches Reinigungsmittel mit Zitronenaroma verwenden oder ein paar Tropfen Zitronenöl auf einem Tuch über Nacht auf die Platte legen (wenn du gerade nicht kochst). Aber Vorsicht: Verwende keine aggressiven Duftstoffe im Übermaß, sonst könnte deine Katze auf die Idee kommen, den Geruch mit Urin zu überdecken. Ein dezenter Zitrusduft als Abschreckung reicht völlig.
Tipp 3: Sorge für Beschäftigung und Spiel
Manchmal klettern Katzen auf Möbel, weil ihnen schlicht langweilig ist und sie sich nach Aufmerksamkeit sehnen. Gerade junge und aktive Katzen testen Grenzen aus, wenn sie unterfordert sind. Hier hilft: Mehr Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten schaffen. Nimm dir täglich Zeit für ausgiebige Spielrunden – mit der Katzenangel durch die Wohnung flitzen, Bällchen jagen, Intelligenzspielzeuge nutzen. Wenn deine Katze sich austoben und geistig fordern kann, wird sie weniger auf dumme Ideen kommen. Ein müder Tiger springt nicht mehr so oft auf den Tisch, weil er dann lieber schläft.
Stelle auch sicher, dass genügend Kratzbäume, Kletterwände oder Regalböden vorhanden sind, auf denen sie ihre Kletterlust ausleben kann. Wenn nur die Küchenplatte in erreichbarer Höhe ist, nimmt sie natürlich diese. Aber wenn im Wohnzimmer ein hoher Kratzbaum steht, im Flur vielleicht ein Wandboard-System, verteilt sich ihre Kletterei auf erlaubte Orte. Beschäftigungsfutter (z.B. Fummelbretter, Leckmatten) kann ebenfalls helfen, ihren Entdeckerdrang in Bahnen zu lenken. Ziel ist, dass deine Katze mental und körperlich ausgelastet ist – dann hat die Küche als Abenteuerzone an Reiz verloren.
Tipp 4: Positiv trainieren – mit Lob und Schlüsselwort
Strafen bringen bei Katzen wenig, meist fördern sie nur heimliches Verhalten („Sie springt halt drauf, wenn du grad nicht hinschaust“). Besser ist positive Verstärkung: Lobe deine Katze, wenn sie etwas richtig macht, und trainiere gezielt ein gewünschtes Verhalten. Du könntest etwa ein bestimmtes Schlüsselwort etablieren, das bedeutet „runter von der Platte“. Zum Beispiel sagst du „runter“ oder „ab“ jedes Mal in freundlichem Ton, wenn die Katze zufällig gerade abspringt – und gibst ihr dann sofort ein Leckerli zur Belohnung, dass sie unten ist. Mit der Zeit verknüpft sie: Das Wort heißt, ich soll runter und kriege was Gutes. Klappt natürlich nur, wenn du es konsequent übst.
Alternativ kannst du deine Katze auch mit einem Targetstick oder Clicker trainieren: Jedes Mal, wenn sie auf Zuruf von der verbotenen Fläche springt, klickst du und belohnst. Wichtig: Schimpfe nicht groß herum, wenn sie oben ist. Bleib ruhig, sag ggf. ein deutliches „Nein“ oder nimm sie kommentarlos runter. Und wenn sie dann unten bleibt oder auf ihren Kratzbaum geht, gibt’s Lob und Streicheleinheiten. Katzen verstehen direkte Konsequenzen deutlich besser als zeitverzögerte. Daher macht es wenig Sinn, die Katze minutenlang zu tadeln – sie verbindet es nicht mit dem Oben-sein. Stattdessen: Untenbleiben = gute Katze (Leckerli, Lob), Hochspringen = uninteressant (kein Futter, kein Zuspruch). Mit Geduld und Wiederholung kann deine Katze lernen, dass es sich mehr lohnt, unten brav zu warten, während du kochst, als ständig hochzuspringen und ignoriert (oder runtergesetzt) zu werden.
Tipp 5: Alternative Wasserquelle anbieten
Falls dein Stubentiger die Küche wegen des Wassers bevorzugt – etwa weil er so gerne aus dem laufenden Hahn trinkt – dann erfülle ihm diesen Wunsch auf sichere Weise. Viele Katzen trinken ungern aus dem Napf, vor allem wenn das Wasser abgestanden ist oder der Napf ungünstig steht. Abhilfe: Katzentrinkbrunnen aufstellen! Diese Springbrunnen für Katzen halten das Wasser in Bewegung und filtern es – oft werden Katzen dadurch zum Trinken animiert und lassen den Wasserhahn links liegen. Positioniere den Brunnen an einem ruhigen, für die Katze angenehmen Ort (nicht neben dem Futter und nicht neben dem Katzenklo). So hat sie immer frisches, fließendes Wasser parat.
Zusätzlich kannst du experimentieren, ob sie vielleicht stilles Mineralwasser oder gefiltertes Leitungswasser lieber mag. Manche Miezen reagieren auf Chlorgeruch im Leitungswasser und verschmähen es, suchen dann Alternativen wie Pfützen oder eben tropfende Hähne. Ein Filter oder abgekochtes abgekühltes Wasser kann die Qualität verbessern. Findet deine Katze ihre neue Wasserquelle super, fällt ein Grund fürs Küchen-Hüpfen weg.
Tipp 6: Bereiche unzugänglich oder unattraktiv machen
Manchmal muss man auch einfach Fakten schaffen: Wenn alle obigen Maßnahmen noch nicht fruchten, kannst du die Küche als Tabuzone markieren. Das heißt, verhindere physischen Zugang oder sorge für Aha-Erlebnisse, die der Katze das Hochspringen verleiden (natürlich ohne ihr Angst zu machen).
Eine Möglichkeit ist, die Küche mit einer Babygitter-Tür zu versehen, sodass die Katze gar nicht erst rein kann, wenn du nicht dabei bist. Oder du legst während deiner Abwesenheit Alufolie auf die Arbeitsflächen – viele Katzen hassen das Knistern und die glatte, kalte Folie unter den Pfoten. Springt sie drauf, erschreckt sie sich und meidet die Fläche zukünftig vielleicht von selbst. Allerdings finden einige schlaue Katzen dann eben andere Wege oder gewöhnen sich daran. Und du kannst nicht ewig die halbe Küche mit Folie auslegen.
Eine andere Option: Doppelseitiges Klebeband am Rand der Platte anbringen. Bleibt Miez beim Absprung daran kleben (nicht fest, aber unangenehm an den Pfötchen), findet sie das gar nicht toll und überlegt es sich beim nächsten Mal. Um dein Mobiliar zu schonen, klebe die Streifen auf ablösbare Platzsets, die du auf die Platte legst. So kannst du zum Kochen alles beiseite nehmen. Einige Katzenhalter schwören auch auf mit Münzen gefüllte Dosen, die bei Berührung Krach machen – etwa auf der Kante positioniert, sodass sie herunterfallen, wenn die Katze hochspringt. Das laute Geräusch erschreckt die Katze und wird von ihr mit dem Hochspringen verknüpft. Wichtig ist, die Katze nicht mit dir als „Erschrecker“ in Verbindung zu bringen. Es soll wie ein Naturgesetz wirken: Küchenplatte = unangenehm / langweilig. Du selbst bleibst am besten neutral dabei.
Fazit: Mit Geduld und Konsequenz zur katzenfreien Küchenzone
Deiner Katze abzugewöhnen, auf die Küchenplatte zu springen, erfordert ein bisschen Training – aber es ist machbar. Fasse dir noch einmal die Schlüsselpunkte zusammen:
Attraktive Alternativen: Schaffe höher gelegene Liegeplätze, Kratzbäume oder Fensterplätze, die deine Katze der Küche vorzieht.
Küche entzaubern: Halte die Arbeitsflächen sauber und frei von Futterreizen. Arbeite mit leichtem Zitrusduft, um die Platte für die feine Katzennase unattraktiv zu machen.
Auslastung & Spiel: Beschäftige deine Samtpfote ausreichend, damit sie gar keine Langeweile-Abenteuer in der Küche suchen muss. Eine müde Katze ist eine brave Katze.
Positive Erziehung: Lobe und belohne, wenn die Katze gewünschtes Verhalten zeigt (z.B. auf dem Kratzbaum statt auf der Platte). Trainiere Kommandos fürs Herunterkommen, anstatt zu schimpfen.
Trinkbrunnen & Co.: Biete Alternativen für etwaige Wasserliebhaber-Katzen, damit sie nicht den Wasserhahn aufsuchen müssen.
Notlösungen: Versperre notfalls den Zugang oder nutze Tricks wie Folie und Klebeband, um der Katze die Fläche zu verleiden.
Denke daran: Konsequenz ist wichtig. Wenn du einmal erlaubst (aus Jux die Katze beim Kochen „mithelfen“ lässt) und sonst verbietest, versteht sie die Welt nicht mehr. Halte also die Regeln immer gleich ein. Mit etwas Zeit wird deine Katze die Küche immer weniger aufsuchen, weil es dort nichts zu holen gibt – und viel schönere Plätze in ihrer Umgebung vorhanden sind. Und wenn doch mal zwei Pfötchen auf der Arbeitsplatte landen? Bleib gelassen, setz sie kommentarlos runter und verweise sie an ihren Katzenplatz. Früher oder später wird sie den Wink verstehen. Wir wünschen dir gutes Gelingen und viele haarfreie Küchenabende!


