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Zebrafinken in Zuchtlaune – was tun, wenn ständig Eier gelegt werden?

  • Tierisch schlau
  • 20. Mai
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai

Zebrafinken sind bekannt dafür, dass sie ganzjährig brutbereit sind und eifrig Nachwuchs produzieren, wenn man sie lässt. In der Natur ist das ein Erfolgsgeheimnis: Sie vermehren sich schnell, sobald die Bedingungen (Regenzeit = genügend Futter) passen. In Menschenobhut kann diese Vermehrungsfreude allerdings zur Herausforderung werden. Manche Halter staunen nicht schlecht, wenn ihre Zebrafinken-Henne ständig Eier legt – teils im Wochenrhythmus. Das kann für den Vogel ungesund werden und den Halter vor Platzprobleme stellen. Was also tun, wenn die kleinen Finken pausenlos in Zuchtlaune sind?


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Ursachen für Dauerlege-Laune

In vielen Fällen fördert die Umgebung ungewollt den Bruttrieb. Folgende Faktoren signalisieren dem Zebrafinken „Brütet! Brütet!“:


  • Nisthilfen im Käfig: Ein offenes Nistkörbchen oder Nistkasten animiert sofort – Zebrafinken lieben es zu bauen. Wenn ein Nest da ist, wird es genutzt. Mit Nest ist die Eiablage quasi vorprogrammiert.


  • Nistmaterial: Werden Kokosfasern, Heu etc. angeboten, regen auch diese zum Nestbau an.


  • Langes Tageslicht: Bei mehr als ~14 Stunden Licht fühlen sich viele Vögel in „Brutsaison“. Künstliche Beleuchtung bis spät in den Abend verlängert den Tag künstlich.


  • Üppiges Futter, besonders Keimfutter und Grünzeug: In der Natur brüten Zebrafinken nach Regenfällen, wenn frische Sämereien sprießen. Vitamin- und proteinreiches Futter (Keimfutter, Grünfutter) sendet das Signal, dass „Frühling“ ist. Viel Grünzeug, Gurke, Ei-Futter etc. kurbelt die Ei-Produktion an.


  • Paarzusammensetzung: Natürlich braucht es ein gegengeschlechtliches Paar. Haben Sie z.B. mehrere Pärchen zusammen, kann es sogar zu mehr Gelegen kommen, weil Konkurrenz die Brutlust steigert („Wenn die ein Nest bauen, wollen wir auch“).


  • Kein Brutstopp durch Gelege: Normalerweise hören Zebrafinken nach 4–6 Eiern auf zu legen und brüten. Entfernt man aber die Eier ständig sofort, legt das Weibchen oft nach, weil kein Gelege „voll“ wird.


Gesundheitsgefahr für die Henne

Dauernd Eier zu legen, kostet die weiblichen Tiere viel Substanz – insbesondere Kalzium. Das Risiko von Legenot (Ei bleibt im Legeapparat stecken) steigt, wenn die Henne erschöpft oder mangelernährt ist. Auch kann sie in eine gefährliche Legehyperostose kommen, bei der sie unkontrolliert Eier bildet. Deshalb muss man eingreifen, um der Henne Pausen zu verschaffen.


Maßnahmen zur Eindämmung

  1. Nisthilfen entfernen: Der wichtigste Schritt: alle Nester, Kästen, Körbchen aus dem Käfig nehmen, wenn man keinen Nachwuchs wünscht. Zebrafinken brüten zwar notfalls auch auf dem Käfigboden oder Futternapf, aber ohne gemütliche Nisthilfe ist das Interesse geringer. Selbst wenn mal ein Ei auf dem Boden liegt (was vorkommen kann) – das wird meist nicht weiter beachtet oder bebrütet. Die Vögel verlieren schneller das Brutinteresse, wenn kein Nest da ist. Hinweis: Auch Spielhäuschen oder ähnliche Verstecke können als Nest angesehen werden und sollten vorübergehend raus.


  1. Lichtdauer reduzieren: Wenn möglich, den künstlichen Tag etwas verkürzen. Kein grelles Licht bis spät abends – besser einen 12-Stunden-Rhythmus anpeilen. Vielleicht abends den Käfig teils abdecken, damit Ruhe einkehrt. Eine kleine „Winterpause“ mit nur 10 Stunden Licht kann helfen, den Bruttrieb abzuschwächen.


  1. Futterumstellung („Diät“): Ein bewährter Tipp aus der Züchterpraxis: Schlichtes Futter ohne Extras geben, um den Vögeln nicht „Regenzeit“ vorzugaukeln. Konkret heißt das: Kein Keimfutter, kein Eifutter, seltener Grün. Stattdessen eine karge Saatmischung (z.B. nur Wellensittichfutter, das enthält vor allem Hirse). Durch mageres Futter sinkt die Kondition leicht ab, was signalisiert, dass keine Brutzeit ist. Grit und Mineralien sollte man dennoch weiter anbieten, damit die Henne genug Kalk für eventuelle Eier hat – das beugt Legenot vor, auch wenn es evtl. die Eierbildung erleichtert. Aber Gesundheit geht vor.


  1. Temperatur etwas senken: Zebrafinken brüten bevorzugt, wenn es warm ist. Man muss sie nicht der Kälte aussetzen, aber wenn man z.B. konstant 25 °C hatte, kann man auf 20 °C runtergehen (sofern andere Haustiere oder Menschen damit ok sind). Nicht drastisch, aber ein klein wenig kühler.


  1. Paartrennung als Ultima Ratio: Wenn eine einzelne Henne völlig unbeeindruckt weiterlegt (was selten ist, aber vorkommt), könnte man überlegen, das Paar eine Weile zu trennen. Ohne Hahn legt ein Weibchen oft weniger Eier, da die Paarbindung und Balz fehlen. Das ist aber Stress für beide (Einzelhaltung, wenn auch nur vorübergehend, ist nicht ideal). Daher wirklich nur kurzfristig und nur wenn das Weibchen z.B. gesundheitlich angeschlagen ist und dringend Ruhe braucht.


Umgang mit gelegten Eiern

Trotz aller Maßnahmen kann es sein, dass schon Eier im Nest liegen oder das Weibchen irgendwo Eier ablegt. Was tun mit diesen Eiern? Hier gibt es zwei Vorgehensweisen:


  • Eier austauschen durch Kunststoff-Eier: Diese Variante ist sehr empfehlenswert. Man lässt das Paar ein Gelege anfangen (4–6 Eier) und tauscht die echten Eier gegen gleich große Plastikeier aus (gibt’s im Fachhandel als „Dummy-Eier“). Das Paar brütet dann diese Atrappen aus – natürlich ohne Erfolg – und nach ~2 Wochen geben sie es auf. Der Vorteil: Das Weibchen legt in der Zeit keine neuen Eier nach, weil es das Gelege ja als komplett anerkennt. So schont man sie. Wichtig ist, konsequent alle echten Eier zu ersetzen, damit nichts schlüpft, was man ja verhindern will. Nach Brutabbruch kann man die Attrappen entfernen.


  • *Eier sofort entfernen: Viele Halter nehmen einfach jedes gelegte Ei sofort raus. Das führt aber dazu, dass die Henne oft immer wieder neu legt, um das verlorene Ei zu ersetzen. Im schlimmsten Fall legt sie Dutzende Eier nacheinander und entkräftet sich völlig. Daher ist diese Methode nicht zu empfehlen, außer es handelt sich um sporadische Eier. Wenn ein Ei irgendwo im Sand liegt und sie nicht brüten, kann man es natürlich entsorgen. Aber legt die Henne strukturiert alle paar Tage ein Ei, sollte man auf die Austausch-Methode wechseln, anstatt immer wegzunehmen.


Wie lange pausieren?

Wenn man die Brut durch o.g. Maßnahmen stoppt, sollte man den Vögeln eine Brutpause von mehreren Monaten gönnen, bevor man evtl. wieder Nistkästen gibt (falls man überhaupt Nachwuchs möchte). Zebrafinken könnten theoretisch alle 2–3 Monate brüten, aber das würde die Weibchen stark belasten. Zwei Bruten pro Jahr gelten als ein vernünftiges Maximum unter Tierwohl-Aspekten. Ohne Zuchtabsicht kann man auch dauerhaft auf Nistkästen verzichten.


Weitere Tipps

Damit Zebrafinken trotz Brutentzugs zufrieden bleiben, kann man ihnen andere Beschäftigung geben. Zum Beispiel Zweige zum Zerpflücken (das befriedigt etwas den Nestbautrieb) oder ein „Spielplatz“ mit Schaukeln, Bademöglichkeit etc., damit sie abgelenkt sind. Manchmal hilft es auch, den Standort des Käfigs leicht zu verändern oder die Einrichtung umzustellen, um den Bruttrieb zu „resetten“. Wichtig ist, dem Weibchen nach so einer Lege-Phase eine Extraportion Mineralien zukommen zu lassen – ruhig ein Kalziumpräparat über das Trinkwasser für ein paar Tage, damit sie ihre Reserven auffüllen kann. Grit und Sepiaschale sollten sowieso immer vorhanden sein.


Wenn es doch Nachwuchs gibt

Sollte man zu spät gekommen sein und die Zebrafinken schon brüten und Küken haben, ist es natürlich das Beste, die Jungen aufzuziehen (Zebrafinken sind gute Eltern). In Zukunft dann aber präventiv handeln, damit es nicht „ständig“ weitergeht. Unkontrollierte Vermehrung führt sonst schnell zu Überpopulation im Käfig und Inzucht.


Fazit

Zebrafinken in Dauerlege-Laune kann man bremsen, indem man Brutreize minimiert und dem Weibchen eine Pause verschafft. Konkret: Nest entfernen, Futter kargen, Licht reduzieren – so fühlt sich der Vogel wie in der „Trockenzeit“ und legt den Bruttrieb ab. Bereits gelegte Eier tauscht man am besten gegen Dummy-Eier, statt sie immer wegzunehmen, um die Legetätigkeit zu stoppen. All dies geschieht im Sinne der Gesundheit der kleinen Henne, die sonst Gefahr läuft, sich zu verausgaben. Mit etwas Anpassung der Haltungsbedingungen bekommt man die Situation meist gut in den Griff. Und keine Sorge: Die Zebrafinken werden einem den Nestentzug nicht übel nehmen – sie verhalten sich oft völlig normal weiter, wenn kein Nest da ist. Letztlich hat man zufrieden tschilpende Vögel, die nicht ständig für Nachwuchs sorgen müssen. Ein Gewinn für Halter und Tiere gleichermaßen.

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