Wellensittichhaltung: Zwei Männchen vertragen sich nicht – wie schaffst du Frieden?
- Tierisch schlau
- 8. Juli
- 6 Min. Lesezeit
Du hast zwei männliche Wellensittiche, doch statt harmonischer Zwitscher-Duette erlebst du ständig Streit. Die beiden verstehen sich überhaupt nicht – sie jagen oder hacken sich und du bist ratlos, was du tun sollst. Normalerweise gelten zwei Hähne bei Wellensittichen als gutes Duo, da sie oft Freundschaften bilden. Warum also Zoff in deiner Voliere? Und wie kannst du die Situation entschärfen? In diesem Ratgeber beleuchten wir Ursachen und Lösungswege, damit in deiner Wellensittichhaltung wieder Ruhe einkehrt.

Ursache der Unverträglichkeit: Warum streiten die Welli-Männchen?
Grundsätzlich sind Wellensittiche sehr soziale Schwarmtiere. Zwei Männchen kommen in den meisten Fällen sehr gut klar, entwickeln Freundschaften, füttern sich manchmal sogar gegenseitig. Wenn deine beiden Hähne sich nicht mögen, können mehrere Faktoren hineinspielen:
Charakter und Dominanz: Nicht jeder Welli passt zu jedem. So wie Menschen können sich manche „nicht riechen“. Vielleicht sind beide sehr dominant und keiner will nachgeben. Im Schwarm verteilt sich das normalerweise, aber zu zweit prallen zwei dominante Tiere aufeinander – da kann es Reibereien geben.
Alter oder Reifegrad: Sind die beiden unterschiedlich alt? Ein sehr junger Hahn, der noch verspielt ist, könnte einen älteren nerven. Oder zwei pubertierende Junghähne (4–12 Monate alt) testen ihre Grenzen, was zu Rangstreit führt.
Haltungsbedingungen: Platzmangel oder Knappheit an Ressourcen (nur ein Lieblingsspielzeug, ein Futternapf) fördert Konflikte. In zu kleinem Käfig können selbst gutmütige Vögel aggressiv werden, weil sie sich auf der Pelle sitzen. Haben deine Wellis genügend Raum zum Ausweichen? Ein großer Käfig/Volierenkäfig (mindestens 80–100 cm breit für zwei) plus täglicher Freiflug sind wichtig, damit Stress gar nicht erst hochkocht. Mehrere Futter- und Wasserstellen verhindern Konkurrenz. Wenn du bisher nur einen Napf hast: Stelle zwei hin, an verschiedenen Orten. Gleiches gilt für Sitzstangen: Sind immer beide auf derselben Stange, gibt’s Zank. Biete mehrere Sitzplätze in unterschiedlicher Höhe.
Umgebung und Unruhe: Wellis sind stimmungsvoll. Ständiger Lärm oder Unruhe im Raum kann Aggression bei gestressten Vögeln auslösen, die sie aneinander auslassen. Schau mal, ob externe Faktoren (laute Geräusche, vielleicht ein Haustier, das sie nervös macht) die allgemeine Reizschwelle senken.
Langeweile: Paradox, aber wahr: Unterbeschäftigte Wellis können sich gegenseitig ärgern. Wenn wenig Abwechslung im Käfig ist, fokussieren sie mehr aufeinander – und das kann in Zank umschlagen, etwa wer auf der einzigen Schaukel sitzen darf.
Licht und Brutstimmung: Männchen streiten selten um Weibchen, wenn keine da ist. Aber im Frühjahr mit mehr Tageslicht kommen auch Hähne in Brutstimmung und steigern ihr Revierverhalten. Sie könnten um den besten Nistplatz „konkurrieren“, auch ohne Weibchen. Hast du vielleicht Nistkästen hängen (sollte man nicht ohne Brutabsicht)? Entferne diese, um Bruttrieb runterzufahren. Reduziere im Zweifel etwas die Tageslichtlänge (z.B. mit Käfig abdecken am Abend), um zu schauen, ob es hormonell bedingter Überschwang ist.
Fazit der Ursachen: Zwei Hähne, die sich gar nicht vertragen, sind selten – es lohnt, Haltungsfaktoren zu überprüfen, die Streit begünstigen.
Maßnahmen für mehr Harmonie
Käfig-/Volieren-Check: Stelle sicher, dass der Käfig groß genug ist. Pro Welli rechnet man mindestens 0,05 m³ Volumen, das entspricht z.B. 100x50x50 cm für zwei. Größer ist immer besser – zu zweit toben Hähne oft gern herum. Wenn dein Käfig kleiner ist, plane eine größere Voliere. Freiflug: Ermögliche tägliches gemeinsames Fliegen im Zimmer, damit sie Energie abbauen und Raumdistanz haben. In der Luft streiten Wellis selten, das gemeinsame Fliegen kann sogar verbinden, da sie Schwarminstinkt ausleben.
Doppeltes Inventar: Richte den Käfig so ein, dass jeder alles für sich haben kann. Konkret:
2 Futternäpfe, idealerweise an gegenüberliegenden Enden des Käfigs. So kann jeder in Ruhe fressen. Gleiches mit Trinkmöglichkeiten.
Mehrere Sitzstangen/Ebenen: z.B. eine oben, eine unten, mehrere diagonal, damit Ausweichplätze existieren. Vielleicht zanken sie immer um den höchsten Ast (weil das der Ranghöchste will). Biete mehrere gleich attraktive Sitzplätze auf ähnlicher Höhe – dann muss nicht einer dauernd den „Thron“ verteidigen.
Spielzeug in mehrfacher Ausführung: Hänge z.B. zwei Schaukeln auf, nicht nur eine. Wenn nur eine Schaukel da ist, ist es ein begehrtes Gut – zwei Schaukeln nehmen Spannung raus. Gleiches gilt für Knabber-Seile, Glocken etc. - verteile es.
Neu-Arrangement: Manchmal hilft es, den Käfig komplett umzugestalten (neu dekorieren, Stangen umsetzen). Dadurch verlieren beide kurz ihre etablierten Reviere und müssen neu erkunden. Das kann dazu führen, dass sie sich gleichberechtigter fühlen und neu sortieren, oft mit weniger Streit. So ein "Neustart" funktioniert besonders, wenn man es mit einer gleichzeitigen kurzen Trennung kombiniert:
Setze beide Vögel für ein paar Stunden in getrennte Käfige (in Sichtweite aber außer Reichweite). Währenddessen gestalte den Hauptkäfig neu. Dann setze zuerst den eigentlich unterlegenen Hahn hinein, ein paar Minuten später den rabiaten. In neuem Terrain relativiert sich manchmal die Hackordnung, zumindest kurzfristig.
Gemeinsame Beschäftigung: Gib ihnen etwas, das sie zusammen erleben, um Zusammenhalt zu fördern. Stelle bei Freiflug einen frischen Büschel Vogelmiere oder Salat hin – etwas, was sie gemeinsam fressen können. Oder ein Badegefäß: Hähne baden oft begeistert, und gemeinsam plantschen schafft positive Assoziation. Hauptsache, es gibt keinen Grund zu streiten (also reichlich Miere, große Badeschale etc.). Wenn beide parallel etwas Positives tun (fressen, baden), kann das Spannungen mindern.
Schwarm vergrößern? Tatsächlich wird oft empfohlen, eine disharmonische Zweiergruppe durch weitere Wellis zu erweitern. Mit vier Vögeln verteilen sich Sympathien neu: es kann sich z.B. ein freundschaftliches Paar unter den Hähnen bilden, oder jeder sucht sich seinen Lieblingskumpel. Zwei Hähne alleine können manchmal Best Buddies werden, müssen aber nicht – sie haben ja keine Wahl. In einem Quartett können auch gleichgeschlechtliche Paare Freundschaften schließen (zwei Hähne könnten sich dann anfreunden), oder du könntest tatsächlich zwei Weibchen hinzufügen, um zwei gemischte Paare zu haben. Achtung: Weibchen bringen eigene Dynamik, oft zicken Hennen eher. Wenn, dann gleich zwei Weibchen (damit nicht ein Hahn beide Damen monopolisiert oder eine Henne allein zwischen zwei Hähnen ist – das gäbe sonst neue Konkurrenz).
Die klassische Empfehlung: Vierergruppe mit 2 Hähnen + 2 Hennen für Harmonie. Allerdings braucht das Platz (eine große Voliere) und du musst aufpassen, keine unkontrollierte Brut zuzulassen (keine Nistkästen anbieten).
Überlege dir diese Option gut: Hast du Kapazität (Platz, Zeit)? Wenn ja, könnte es langfristig die zufriedenstellendste Lösung sein. Welli-Schwarm ist meist glücklicher als Welli-Paar, und Rivalitäten verstreuen sich. In Foren wird erwähnt, dass in hartnäckigen Fällen von Hahnenzank das Hinzufügen von 2 Hennen oft Entspannung in die Sache bringt und man eine zufriedene Vierergruppe hat – die Hähne buhlen dann eher um die Hennen als sich gegenseitig zu piesacken, und da beide eine Partnerin haben, beruhigt sich das.
Zeit und Geduld: Wenn die Streitereien hauptsächlich aus Gehabe bestehen (viel Gefauche, Schnäbelhacken, aber keine blutigen Verletzungen), kann man manchmal einfach abwarten. Hierarchie muss sich finden – das kann Wochen dauern. Beobachte genau: Schlafen sie trotzdem nebeneinander? Füttert einer den anderen ab und zu? Das wären Anzeichen, dass sie nicht Todfeinde sind, sondern sich nur kabbeln. Wellis zetern viel, manchmal klingt es schlimmer als es ist. Wenn allerdings wirklich Verletzungsgefahr besteht (einer jagt den anderen pausenlos, beißt richtig zu), musst du eingreifen mit obigen Schritten oder im Extremfall die Vögel dauerhaft trennen.
Vogelkundiger Tierarzt? Rar, aber erwähnenswert: Aggression kann auch aus Unwohlsein kommen. Wenn ein Vogel sich nicht fit fühlt, wird er grantig. Oder umgekehrt, ein gesunder mobbt einen kränklichen. Check mal, ob beide fit wirken (guter Appetit, lebhaft). Falls einer matt ist, könnte dessen Unbehagen Attacken provozieren.
Zusammenfassung: Frieden stiften
Sorge für viel Platz und Doppel-Ausstattung, damit kein Mangel an Lieblingsplätzen entsteht.
Neutralisiere Rivalitäten durch Umgestaltung und eventuelles Neuvergesellschaften (im größeren Schwarm).
Beobachte die beiden: Oft legen sich anfängliche Dominanzstreits, sobald klar ist, wer Chef ist und wenn es nichts Wichtiges zu streiten gibt.
Interveniere klug: Nicht mit panischem Auseinanderfangen (das stresst alle), sondern mit Ruhe– z.B. kurz Licht aus machen, wenn sie sehr toben, das unterbricht Streit manchmal. Oder mit leiser Stimme ablenken, Wasserzweig zum Knabbern reichen, ...
Falls wirklich nichts hilft und sie sich absolut zerfleischen, bleibt als letzte Option, einen der Hähne abzugeben und einen verträglicheren Partner zu holen. Das ist hart, aber Wohl der Tiere geht vor. Allerdings: Das ist wirklich selten notwendig, bevor man das tut, lieber die Variante mit zwei zusätzlichen Wellis probieren, denn die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass in Vierer-Kombi Frieden einkehrt.
Fazit: Zwei Wellensittich-Hähne im Dauerclinch sind ungewöhnlich, aber du kannst einiges tun: Überprüfe Haltung und richte genügend Ressourcen ein, damit kein Konkurrenzdruck herrscht. Biete ihnen Beschäftigung und Freiflug, damit sie Stress und Energie abbauen. Wenn alles nichts fruchtet, erwäge, den Minischwarm zu vergrößern – oft lösen sich Spannungen in einer Vierergruppe, und es kehrt Zufriedenheit ein. Mit etwas Geduld und den richtigen Maßnahmen steht die Chance gut, dass aus den Streithähnen doch noch Kumpel werden oder zumindest friedlich koexistieren wie es eigentlich der Normalfall ist. Schon bald solltest du hoffentlich statt Streit endlich gemeinsames Zwitschern hören – das schönste Zeichen für Wohlbefinden in deiner Welli-WG


