Sichere Weide und Unterstand
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Schafe lieben es, draußen zu grasen – aber als Halter musst Du dafür sorgen, dass Weide und Unterstand sicher und artgerecht gestaltet sind. Sicherheit bedeutet in diesem Zusammenhang zweierlei: Zum einen sollen Deine Schafe nicht ausbrechen (und keine Raubtiere einbrechen), zum anderen sollen sie vor Witterungsextremen geschützt sein. Hier erfährst Du, wie Du eine schafsichere Umzäunung baust, welche Anforderungen ein guter Unterstand erfüllt und welche praktischen Tipps Deine Weide zur Wohlfühlweide machen.

Die Weide – ausbruchssicher und ungefährlich
Eine gute Weideeinzäunung ist das A und O, damit Deine Schafe dort bleiben, wo sie sollen, und Gefahren draußen bleiben. Schafe sind zwar nicht so ausbruchskünstlerisch veranlagt wie Ziegen, aber auch sie finden Lücken oder untergraben lose Zäune. Daher gilt: Zäune müssen ausbruchs- und verletzungssicher sein. Verwende am besten Knotengeflecht-Zäune oder Schafsnetz, die mindestens 90 cm hoch sind (für größere Rassen 1,10 m). Wichtig ist, dass der Zaun straff gespannt und intakt ist – Schafe neigen sonst dazu, sich durchzudrücken oder den Kopf hindurchzustecken und können hängenbleiben. Kontrolliere regelmäßig die Zaunspannung und repariere Schäden sofort. Stacheldraht allein ist als Umzäunung übrigens tabu – er birgt hohe Verletzungsgefahr und gilt aus Tierschutzgründen als ungeeignet.
Für kleine Weideparzellen eignen sich elektrische Schafsnetze. Diese solltest Du den Schafen allerdings angewöhnen und immer gespannt halten (Strom an!). Achte darauf, dass kein hohes Gras den Strom ableitet. Elektrozäune wirken durch Schreckreiz – sie sind effektiv, aber nur, wenn sie korrekt installiert sind. Die unteren Litzen/Netzmaschen sollten maximal 20 cm über dem Boden sein, damit Lämmer nicht durchschlüpfen und Füchse nicht untendurch kriechen. Ein oft unterschätztes Detail: Prüfe die Erdung des Weidezaungeräts, damit wirklich die nötige Spannung anliegt (mind. 2000–3000 V überall am Zaun). Viele Ausbrüche passieren, weil irgendwo kein Strom auf dem Zaun war.
Neben dem Zaun selbst solltest Du die Weide auf Gefahrenquellen absuchen. Entferne giftige Pflanzen (z.B. Jakobskreuzkraut, Eibe, Buchsbaum) konsequent – Schafe probieren zwar nicht alles, aber aus Neugier kann doch etwas Gefährliches gefressen werden. Kontrolliere die Weide auf Müll, Metalldrähte oder andere scharfkantige Objekte, an denen sich Tiere verletzen könnten. Löcher im Boden oder Gräben solltest Du abflachen oder absperren, damit kein Schaf hineinrutscht und sich ein Bein bricht.
Ein weiterer Aspekt: Weidepflege. Eine sichere Weide ist eine gepflegte Weide. Regelmäßiges Abmisten (Kot und Futterreste entfernen) hält Parasitenbefall geringer und verhindert faulige Stellen. Wechsel die Weide oder teile sie, sodass immer mal ein Stück brachliegen kann – so haben Grasnarben Zeit zur Erholung und Wurmeier weniger Überlebenschancen. Achte darauf, dass keine Futterstellen direkt am Zaun sind – Schafe könnten sonst versuchen, außerhalb zu grasen, und dabei im Zaun hängen bleiben. Stelle Tröge und Heuraufen lieber in der Weidemitte oder im Unterstand auf.
Der Unterstand – Schutz bei Wind und Wetter
Schafe sind robust und kommen mit Kälte besser zurecht als Ziegen. Trotzdem brauchen sie bei widriger Witterung einen Schutz, und zwar einen, in dem alle Tiere gleichzeitig Platz finden und trocken liegen können. Plane pro ausgewachsenes Schaf mindestens 0,5 m² Liegefläche im Unterstand ein – so können sich alle nebeneinander legen, ohne sich zu drängen. Für Schafe mit Lämmern etwas mehr (etwa 0,7 m² pro Mutterschaf mit Lamm).
Ein guter Schafunterstand muss drei Seiten geschlossen und zur wetterabgewandten Seite offen sein. Das heißt, er bietet Schutz vor Regen und Wind, gleichzeitig können die Tiere jederzeit rein und raus. Ideal ist z.B. ein kleiner offener Stall, ein sogenannter Drei-Seiten-Unterstand mit Dach und trockener Einstreu. Achte darauf, dass auch bei Starkregen kein Wasser reinläuft und dass die Einstreu trocken bleibt (ein leicht erhöhter Boden oder eine Kiesschicht unter dem Stroh hilft). Zugluft mögen Schafe gar nicht – der Unterstand sollte zwar belüftet, aber nicht windig sein. Ein häufiges Modell sind einfache Holzhütten oder Weidezelt-Konstruktionen. Wichtig ist die Stabilität: Der Bau sollte einem Sturm standhalten und notfalls auch mal einem anlehnenden Schafbock.
Im Sommer dient der Unterstand (oder andere Schattenspender wie Bäume) als Schutz vor Hitze. Schafe vertragen Hitze schlecht, vor allem dicke Wollschafe leiden unter praller Sonne. Sorge dafür, dass bei hohen Temperaturen alle Tiere gleichzeitig in den Schatten können. Das können auch dichte Hecken oder ein Unterstand ohne Wände sein – Hauptsache Schatten und Luftbewegung. Im Winter hingegen brauchen alle Schafe einen trockenen, windgeschützten Platz, um nicht auszukühlen. Eine einseitige Hecke reicht da nicht aus. Hier muss wirklich ein geeigneter Witterungsschutz vorhanden sein (z.B. ein Stall oder Unterstand mit ausreichend Einstreu). Besonders frisch geschorene Schafe und neugeborene Lämmer sind empfindlich und dürfen keinesfalls ungeschützt im Kalten stehen.
Praxistipp: Boden und Einstreu im Unterstand regelmäßig kontrollieren. Feuchte Einstreu sofort wechseln, damit die Liegefläche trocken bleibt – das beugt Klauenproblemen und Lungenentzündungen vor. Im Winter ruhig dicker einstreuen (Stroh, Hobelspäne), damit die Schafe eine isolierende Schicht haben. Ein gut isoliertes Strohbett hilft geschorenen Tieren, warm zu bleiben.
Weitere Sicherheitsaspekte
Tränken und Futterplätze: Stelle sicher, dass Wasser und Futter im Unterstand für alle zugänglich sind, ohne Gedränge. Faustregel: 30 cm Trogplatz pro Schaf, damit rangniedere Tiere nicht weggedrängt werden. Wasserkübel am Rand platzieren, aber so, dass sie nicht umgestoßen werden – ein fest installierter Trog oder Eimerhalter ist ideal. Kontrolliere im Winter täglich, ob das Wasser nicht eingefroren ist.
Nachts einsperren? In wolfsfreien Gebieten reicht es oft, Schafe auf sicher eingezäunter Weide mit Unterstand nachts draußen zu lassen. In Regionen mit Wolfsvorkommen oder Fuchs-/Marder-Druck empfiehlt es sich aber, die Herde abends in einen Stall oder Nachtpferch nahe beim Haus zu holen. Ein mobil umzäunter Nachtpferch direkt um den Unterstand mit engmaschigem Elektrozaun (mind. 1,20 m hoch) bietet zusätzlichen Schutz vor Raubtieren. Siehe hierzu auch die Informationen zum Herdenschutz (Wolf) in Deinem Bundesland.
Weide bei Unwetter: Schafe sollten bei Gewitter und Hagel Zugang zum Unterstand haben. Besonders Hagel kann zu Verletzungen führen, und Schafe unter Stress neigen zum Herdenpaniklauf. Ein stabile Hütte beruhigt die Tiere, weil sie sich sicher fühlen. Kontrolliere nach Unwettern die Herde und Zäune – heruntergefallene Äste können Zäune beschädigen, und extreme Regengüsse können Gräben aufreißen.
Lämmer und Ablammplatz: Tragende Mutterschafe solltest Du kurz vor dem Lammen in den Stall oder einen separaten Ablammbereich bringen. Lämmer dürfen nicht bei schlechtem Winterwetter draußen geboren werden – das wäre lebensgefährlich. Richte einen sauberen, trockenen Ablammbereich ein, wo Mutter und Lamm die ersten Tage geschützt verbringen können. Danach dürfen sie – bei gutem Wetter – stundenweise mit raus, aber nachts und bei Kälte besser rein ins Warme.
Fazit
Eine sichere Weide und ein guter Unterstand sind die Grundvoraussetzungen für gesunde, zufriedene Schafe. Sorge für stabile, lückenlose Zäune, entferne Gefahren von der Weide und biete Deinen Tieren immer einen wettergeschützten Liegeplatz mit ausreichend Platz. Denke daran: Schafe können Kälte ab, aber keine Nässe in Kombination mit Wind – trocken und zugfrei lautet das Zauberwort für den Unterstand. Mit ein bisschen Planung und regelmäßiger Kontrolle schaffst Du ein sicheres Zuhause auf der Weide, in dem sich Deine wolligen Rasenmäher pudelwohl fühlen. So macht Schafhaltung auch dem Halter Spaß – ganz ohne böse Überraschungen.