Monoprotein und IBD – wie du bei sensiblen Hunden das passende Futter findest und Futterumstellungen richtig angehst
- Tierisch schlau
- 18. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Leidet dein Hund unter einer chronischen Darmentzündung (IBD) oder Futtermittelunverträglichkeiten? Dann weißt du, wie herausfordernd die Suche nach dem richtigen Futter ist. Oft empfehlen Tierärzte in solchen Fällen eine Monoprotein-Diät – also Hundefutter mit nur einer einzigen Eiweißquelle. Warum? Weil das Immunsystem deines Hundes bei IBD auf bekannte Futterbestandteile überreagieren kann. Mit nur einer, am besten völlig neuen Proteinquelle im Napf kann man diese unerwünschten Reaktionen minimieren. Doch Monoprotein allein ist nicht alles: Das Futter muss insgesamt sehr gut verträglich sein, und jede Umstellung will sorgfältig geplant sein. Hier erfährst du, worauf du achten solltest, um deinen sensiblen Vierbeiner optimal zu versorgen.

Monoprotein – was bedeutet das und warum hilft es bei IBD?
Monoprotein-Futter enthält genau eine tierische Eiweißquelle – zum Beispiel ausschließlich Pferd, Ente oder Insekten. Wichtig ist, dass dein Hund diese Fleischsorte idealerweise noch nie gefressen hat. Denn bei IBD (Inflammatory Bowel Disease) oder Allergien reagiert der Körper oft auf bestimmte bekannte Proteine mit Entzündungen. Gibst du ihm stattdessen ein ungewohntes Eiweiß, erkennt das Immunsystem es nicht als „Feind“ und der Darm bekommt eine Ruhepause. In der Praxis bewährt haben sich Sorten wie Pferd, Ziege oder exotischere Varianten wie z.B. Insektenprotein – letzteres wird zunehmend als gut verträgliche Alternative eingesetzt. Monoprotein-Diät entspricht im Grunde einer Ausschlussdiät: Man füttert über mehrere Wochen strikt nur diese eine Proteinquelle (und eine definierte Kohlenhydratquelle) und beobachtet, ob sich die Symptome bessern. Oft sind IBD-Hunde damit deutlich stabiler. Zudem sind viele Monoprotein-Futter getreidefrei und enthalten leicht verdauliche Zutaten, was den gereizten Darm zusätzlich schont.
Eine weitere Option bei IBD ist sogenanntes hydrolysiertes Futter. Dabei werden die Proteine durch ein spezielles Verfahren in winzige Bestandteile zerlegt. Das Immunsystem erkennt diese kleinsten Proteinbruchstücke nicht mehr als Allergen – sie „flutschen unbemerkt durch“. Solche Diätfutter sind oft eine gute Wahl, wenn selbst neuartige Monoprotein-Sorten nicht vertragen werden oder Allergien unklar sind. Allerdings akzeptieren nicht alle Hunde den Geschmack gleich gut. Ob Monoprotein oder Hydrolysat – wichtig ist, dass das Futter hochwertig und vollständig ist, damit dein Hund trotz eingeschränkter Zutaten alle Nährstoffe bekommt. Zum Glück gibt es heute viele fertige Diätfutter für IBD-Hunde, die genau darauf abgestimmt sind. Laut Experten sollte das Futter für empfindliche Hunde besonders leicht verdaulich, fettarm und nährstoffreich sein. Achte z.B. auf einen moderaten Fettgehalt, da zu viel Fett den Darm belasten kann. Ein gutes IBD-Futter erfüllt meist mehrere Kriterien: nur eine Proteinquelle (Monoprotein) und ansonsten Zutaten, die der Hund gut verträgt – oft Reis oder Kartoffel als Kohlenhydratbasis, kein unnötiger Ballast.
Das richtige Futter finden: Diätfutter, Herstellerinfos und Geduld
Wie findest du nun das passende Futter für deinen sensiblen Hund? Zunächst in Absprache mit dem Tierarzt. Bei Verdacht auf IBD oder Futtermittelallergie wird häufig ein ausschlussdiätisches Vorgehen empfohlen. Du könntest z.B. mit einer Sorte beginnen, die exotisches Fleisch enthält, das dein Hund nie bekommen hat – etwa Pferd oder Känguru. Es gibt diverse Hersteller, die solche Monoprotein-Sorten anbieten. Wichtig: Achte darauf, dass wirklich keinerlei weiteren Proteinquellen enthalten sind – auch nicht in Leckerlis. Wenn du z.B. ein Pferdefutter gibst, sollte auch das Leckerli aus Pferdefleisch sein oder z.B. reine Süßkartoffel, sonst sabotiert man die Diät. Lies die Deklaration genau. Begriffe wie „Tierische Nebenerzeugnisse“ ohne Spezifikation sind verdächtig – besser sind Sorten, die klar „100 % [Tierart]“ angeben.
Unterstützend kannst du auf Qualitätssiegel und Expertenempfehlungen schauen. Viele Tierärzte führen eigene Diätfutter-Linien, die speziell für IBD entwickelt wurden. So rät die Bundestierärztekammer z.B. zu Diätfuttermitteln mit niedrigem Allergiepotenzial und ausreichender Nährstoffdichte. Produktnamen mit „Hypoallergenic“ oder „Anallergen“ sind hier gängig. Für deinen Hund zählt letztlich, dass er das Futter verträgt und frisst. Manche IBD-Patienten haben wenig Appetit; da kann es helfen, neue Futtersorten langsam einzuführen oder das Futter anzuwärmen (Geruch steigern). Auch ein Wechsel der Konsistenz (z.B. von Trocken- auf Nassfutter) kann ausprobiert werden, solange die Zutaten passend sind.
Zusätze und Futterergänzungen: Viele IBD-Hunde profitieren von bestimmten Supplementen. Beispielsweise sind Präbiotika/Probiotika zur Unterstützung der Darmflora sinnvoll. Oft empfohlen wird z.B. eine Kur mit Milchsäurebakterien oder Hefen, um das Darmmikrobiom zu stabilisieren. Auch bestimmte Ballaststoffe (Rohfaser) können bei Dickdarmentzündung hilfreich sein – aber das sollte individuell besprochen werden. Verzichte auf unnötige Leckerlis zwischendurch; falls doch, dann verwende welche aus derselben Proteinquelle wie das Hauptfutter.
Futterumstellung bei empfindlichen Hunden – langsam und schonend
Ein heikler Punkt ist die Futterumstellung selbst. Sensible Hunde mit IBD reagieren oft auf abrupte Wechsel mit Durchfall oder Erbrechen. Daher gilt hier besonders: Zeit lassen! Die Darmflora deines Hundes muss sich an das neue Futter anpassen. Empfohlen wird, über mindestens eine Woche, besser zwei Wochen, Schritt für Schritt umzustellen. Du startest mit etwa 25 % neuem Futter und 75 % gewohntem für einige Tage, beobachtest den Hund, dann 50/50 mischen usw., bis nach etwa 10–14 Tagen komplett gewechselt ist. So ein langsames Vorgehen verringert das Risiko von Verdauungsstörungen deutlich. Gerade bei Hunden mit empfindlichem Darm ist es wichtig, sehr behutsam vorzugehen. Unterstützend kannst du während der Umstellungsphase eventuell ein Probiotikum geben (in Absprache mit dem Tierarzt), um die Darmflora zu stabilisieren.
Was tun, wenn trotzdem Beschwerden auftreten?
Manche Hunde reagieren selbst auf kleinste Futteränderungen. Es kann zu weichem Kot, Blähungen oder Erbrechen kommen. Dann solltest du einen Schritt zurückgehen in der Umstellung – wieder mehr vom alten Futter geben – und dem Darm Zeit geben. Bleiben die Symptome hartnäckig, brich die Umstellung ab und konsultiere den Tierarzt. Es kann sein, dass die neue Sorte doch einen unverträglichen Bestandteil hat. Wichtig: Bei einem IBD-Schub (starker Durchfall, evtl. blutig, Bauchschmerzen) ist oft eine Phase Schonkost nötig, um den Darm zu beruhigen. In solchen akuten Fällen raten Experten meist, zunächst einige Tage eine leicht verdauliche Diät zu füttern (z.B. gekochtes Hühnchen mit Reis in kleinen Portionen). Erst wenn sich die Lage stabilisiert, startet man erneut mit dem gewünschten Diätfutter.
Mit Geduld und Konsequenz findest du das richtige Futter für deinen Hund. Viele IBD-Hunde können dank passender Diät ein fast normales, glückliches Leben führen. Es erfordert zwar etwas Detektivarbeit und strikte Einhaltung der Fütterungsregeln, aber die Mühe lohnt sich. Hat man das richtige Monoprotein-Futter gefunden, sieht man oft deutliche Verbesserungen: stabilerer Kot, weniger Bauchgrummeln, besserer Appetit und Gewichtszunahme. Zudem fühlen sich die Hunde wohler und haben mehr Energie. Und das ist schließlich das Ziel: Ein Futter, das dein sensibler Vierbeiner gut verträgt und das ihm alle nötigen Nährstoffe liefert, ohne seinen Darm zu reizen. Sobald dein Hund damit beschwerdefrei ist, bleib am besten dauerhaft dabei – Rückfälle gilt es zu vermeiden. Natürlich solltest du regelmäßige Tierarzt-Check-ups einplanen, um die IBD im Blick zu behalten. Aber mit der richtigen Ernährung hast du einen großen Schritt getan, um deinem Hund ein beschwerdearmes Leben zu ermöglichen.
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