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Junges Pferd mit Arthrose und Hufrollenentzündung – was tun?

  • Tierisch schlau
  • 9. Juli
  • 11 Min. Lesezeit

Ein niederschmetternder Befund: Die Diagnose Arthrose und Hufrollenentzündung (Podotrochlose) bei einem jungen Pferd erschüttert jeden Besitzer. Arthrose ist eigentlich eine Alterserscheinung – umso überraschender, wenn ein junges Tier bereits darunter leidet. Doch auch in so einem Fall ist ein lebenswertes Pferdeleben möglich, sofern man die richtigen Maßnahmen ergreift. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du ein junges Pferd mit Arthrose und Hufrollensyndrom bestmöglich unterstützen kannst – von Schmerzmanagement über schonendes Training bis zur Hufpflege.

Diagnose verstehen: Arthrose und Hufrollensyndrom

  • Arthrose (Osteoarthritis): Dabei handelt es sich um einen chronischen Gelenkverschleiß. Der Gelenkknorpel wird geschädigt, was Entzündungen und Schmerzen verursacht. Arthrose ist irreversibel (nicht heilbar) und schreitet oft fort, doch man kann das Fortschreiten verlangsamen und die Symptome lindern. In jungem Alter tritt Arthrose selten auf – möglicherweise spielen genetische Faktoren oder frühere Verletzungen eine Rolle. Tatsächlich können aber auch junge Pferde arthrotische Veränderungen entwickeln, z.B. durch schlechte Gliedmaßenstellung, unsachgemäße Hufbearbeitung oder zu intensive Nutzung in der Wachstumsphase.


  • Hufrollenentzündung (Podotrochlose): Das sogenannte Hufrollensyndrom betrifft Strahlbein, Schleimbeutel und tiefe Beugesehne im Huf. Es führt zu chronischen Entzündungen und Schmerzen im hinteren Hufbereich. Typische Symptome sind Stolpern (besonders auf hartem Boden), ein klammer, kurzer Gang und Lahmheit. Eine Hufrollenerkrankung ist – ähnlich wie Arthrose – nicht vollständig heilbar; die Therapie kann nur die Symptome verbessern. Die Ursachen sind meist multifaktoriell: Genetische Veranlagung (bei manchen Rassen/Linien), ungünstige Hufstellung oder Überbelastung auf hartem Boden gelten als begünstigende Faktoren. Obwohl normalerweise eher ältere Pferde betroffen sind, kann in seltenen Fällen auch ein junges Pferd ein Hufrollensyndrom entwickeln, insbesondere wenn eine genetische Disposition vorliegt.


  • Lederhautentzündung (Pododermatitis): Dieser Begriff bezeichnet eine Entzündung der Huflederhaut – möglicherweise liegt hier eine Hufrehe (aseptische Huflederhautentzündung) vor. Hufrehe ist eine sehr schmerzhafte Entzündung der huftragenden Lederhaut, oft ausgelöst durch Überbelastung, Fütterungsfehler oder andere Erkrankungen. Symptome sind ein „klammer“ Gang, Schonhaltung (typischerweise Gewichtsverlagerung nach hinten) und warme Hufe. Hufrehe ist ein Notfall und muss umgehend behandelt werden. Wichtig sind sofortige Maßnahmen: Kühlung der Hufe, Entlastung durch weichen Boden und die Gabe von Entzündungshemmern bzw. Schmerzmitteln. Auch eine chronische Hufrollenerkrankung kann die Huflederhaut in Mitleidenschaft ziehen (durch Fehlbelastung entstehen Quetschungen und Durchblutungsstörungen im Huf).


Zusammen bilden diese Diagnosen ein komplexes Krankheitsbild. Dein Pferd hat einerseits ein Gelenkproblem (Arthrose) und andererseits Hufprobleme (Hufrolle und ggf. Hufrehe). Beides kann sich leider gegenseitig verstärken: Durch Hufschmerzen nimmt das Pferd Schonhaltungen ein, die andere Gelenke mehr belasten – was die Arthrose verschlimmern kann. Umgekehrt führt die Arthrose zu Fehlbelastungen, die den Huf weiter beeinträchtigen. Unser Ziel ist es, diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Schmerzen lindern, Bewegung ermöglichen und Entzündungen eindämmen – damit dein Pferd wieder mehr Lebensfreude gewinnt.


Medizinische Therapie: Schmerzen lindern und Entzündung hemmen

Zunächst steht die akute Schmerzbehandlung im Vordergrund. Der Tierarzt wird in der Regel ein entzündungshemmendes Schmerzmittel (NSAID) wie Phenylbutazon oder Meloxicam verordnen. Diese Medikamente lindern den Schmerz und reduzieren die Entzündung in Gelenken und Hufenfutterexperte.online. Gerade bei einem akuten Reheschub (Huflederhautentzündung) ist eine Butazongabe Standard, um die Entzündung einzudämmen und weitere Gewebeschäden zu verhindern. Halte dich exakt an die Anweisungen des Tierarztes – die richtige Dosierung und Behandlungsdauer sind wichtig, um einerseits Wirkung zu erzielen und andererseits Nebenwirkungen (z.B. Magenreizungen) so gering wie möglich zu halten.


Zusätzlich gibt es spezifische Therapien für das Hufrollensyndrom: Viele Tierärzte setzen bei chronischer Hufrollenentzündung lokal an. Oft hilft eine Injektion geringer Mengen Kortison in Kombination mit Hyaluronsäure direkt in den Hufrollen-Bereich (in Gelenk oder Schleimbeutel). Solche lokalen Spritzen können vorübergehend die Entzündung im Strahlbein-Apparat senken und die Gleitfähigkeit der Sehne verbessern. Eine neuere Option bei bestimmten Veränderungen des Strahlbeins ist der Einsatz von Bisphosphonaten (Wirkstoff Tiludronat, Präparat z.B. Tildren). Diese Medikamente sollen den Knochenabbau bremsen und kommen bei Hufrollenschäden mit Knochenbeteiligung zum Einsatz. Sprich mit deinem Tierarzt, ob solche Therapien im Fall deines Pferdes sinnvoll sind.


Für die Arthrose selbst gibt es ebenfalls gezielte Behandlungen. Bewährt haben sich intraartikuläre Injektionen ins betroffene Gelenk: Hyaluronsäure und Kortison werden direkt ins Gelenk gespritzt und können dort für mehrere Monate Schmerzlinderung und bessere Beweglichkeit erzielen. Zudem stehen regenerative Therapien zur Verfügung – einige Tierärzte bieten z.B. IRAP oder PRP an (aus dem Eigenblut gewonnene, entzündungshemmende Faktoren). Solche modernen Therapieverfahren können Entzündungsprozesse im Gelenk dämpfen und den Arthrosefortschritt verlangsamen. Da dein Pferd noch jung ist, lohnt es sich, diese Möglichkeiten zu erwägen und mit dem Tierarzt zu besprechen.


Wichtig: Arthrose und Hufrollensyndrom sind chronische Erkrankungen – es geht nicht um Heilung, sondern um langfristiges Management. Regelmäßige Kontrollen durch den Pferdetierarzt (oder in der Klinik) sind notwendig, um den Verlauf im Blick zu behalten. Achte selbst auf Warnzeichen: Verschlimmert sich die Lahmheit? Werden die Hufe plötzlich warm oder ist eine stärkere Pulsation an den Fesselarterien spürbar? In solchen Fällen muss die Behandlung schnell angepasst werden. Lieber einmal mehr den Tierarzt holen – so verhinderst du, dass akute Entzündungen unentdeckt chronischen Schaden anrichten.


Hufbearbeitung und Beschlag: Entlastung für die Hufe

Ein ganz entscheidender Faktor bei Hufproblemen ist die korrekte Hufbearbeitung. Schon leichte Fehlstellungen oder ungeeigneter Beschlag haben großen Einfluss auf das Wohl der Hufrolle. Zu lange Zehen oder falsche Hufwinkel erhöhen die Belastung auf den Hufrollen-Apparat enorm. Daher sollte ein erfahrener Hufschmied oder Huforthopäde regelmäßig (alle 4–6 Wochen) die Hufe deines Pferdes fachgerecht ausschneiden und bei Bedarf orthopädisch beschlagen. Im Einzelnen:


  • Korrekturbeschlag fürs Hufrollensyndrom: Häufig wird ein spezieller orthopädischer Beschlag empfohlen, z.B. ein Eiereisen (Egg-Bar Shoe) oder ein Beschlag mit keilförmig hochgezogenen Trachten (sogenannter Rollenbeschlag), der dem Huf ein leichteres Abrollen ermöglicht. Eine nach vorne verlagerte Abrollfläche entlastet den Hufrollenapparat, da der Huf schneller abrollt und weniger Hebelwirkung auf Strahlbein und Beugesehne wirkt. Besprich mit Schmied und Tierarzt, welche Beschlagsvariante im Fall deines Pferdes am meisten Sinn macht. Wichtig: Ein Beschlag allein heilt die Hufrolle nicht, aber er kann Schmerzen lindern und weitere Schäden verhindern helfen.


  • Weicher Boden und Polsterung: Da dein Pferd eine Huflederhautentzündung (Rehe) durchgemacht hat, sind weiche Untergründe jetzt essentiell. Im Stall sollte es auf dicker Stroheinstreu oder Gummimatten stehen – niemals auf hartem Betonboden. Viele Rehe-Pferde profitieren auch von polsternden Einlagen im Hufeisen oder vom Barhuf-Laufen auf weichem Boden. Ziel ist, Stöße und Druckspitzen bestmöglich abzufedern. In der Pferdeklinik Aschheim vergleicht man z.B. einen Silikonpolster im Hufbeschlag mit dem Dämpfungseffekt eines Turnschuhs. Frage deinen Schmied nach passenden Polstermaterialien.


  • Regelmäßige Kontrolle der Hufstellung: Lass in regelmäßigen Abständen (z.B. alle 6 Monate) Röntgenaufnahmen von den Hufen machen, um die Stellung von Hufbein und Strahlbein beurteilen zu können. Bei chronischen Hufrollenerkrankungen kommt es leicht zu Stellungsveränderungen im Huf; der Schmied kann die Hufbearbeitung anhand der Röntgenbilder optimal anpassen. Tatsächlich kann nur ein korrekt geformter Huf die Belastungen des Pferdegewichts optimal abfedern. Zu enge Eisen oder zu lange Zehen darf es bei deinem Pferd nicht geben – sonst werden die Erschütterungen bei der Bewegung ungedämpft in die Gelenke und die Hufrolle übertragen. Daher: Hufbeschlag und -zuschnitt immer wieder vom Fachmann überprüfen lassen, besonders wenn sich Nutzung oder Bodenbeschaffenheit ändern.


Bewegung und Haltung: „Wer rastet, der rostet“

So paradox es klingt: Trotz Arthrose und Hufproblemen braucht dein Pferd Bewegung – allerdings in der richtigen Dosierung und Form! Regelmäßige, schonende Bewegung hält die Gelenkschmiere im Fluss und erhält die Muskulatur, was die Gelenke entlastet. Außerdem beugt moderater Bewegungsreiz dem Einrosten steifer Gelenke vor. Natürlich darf das Training dein Pferd nicht überlasten oder Schmerzen auslösen. Hier einige Leitlinien für Haltung und Bewegung:


  • Rund-um-die-Uhr Auslauf ermöglichen: Ideal ist eine Offenstall- oder Paddock-Trail-Haltung, wo sich das Pferd jederzeit frei bewegen kann. Viele Arthrose-Pferde sind nach längerer Ruhepause zunächst steif, laufen sich aber ein – nach ein paar Minuten Bewegung wird der Gang geschmeidiger. Wenn dein Pferd hingegen stundenlang in einer Box steht, wird jedes Aufstehen von Neuem schmerzhaft steif sein. Besser ist, es kann selbst entscheiden, wann es sich die Beine vertritt. Eine Offenstallhaltung in sozialer Gesellschaft ist ideal. Ist Boxenhaltung unvermeidlich, sollte zumindest ganztägiger Weide- oder Paddockgang gewährleistet sein. Achte im Auslauf auf weiche Bereiche (Sand, Rindenmulch) und Schattenplätze – das schont die angegriffenen Hufe und tut den Gelenken gut.


  • Training schonend anpassen: Reiten ist mit solchen Diagnosen eventuell noch möglich, aber nur in sehr schonender Form. Sprünge, enge Wendungen oder abruptes Stoppen (etwa im Westernreiten) sind tabu, denn sie erzeugen maximale Belastungen auf Hufrolle und arthrotische Gelenke. Stattdessen eignen sich Spaziergänge im Schritt, schonende Bodenarbeit und ggf. leichtes Reiten auf geraden Linien und weichem Boden. Aufwärmen ist dabei das A und O: Eine lange Schritt-Aufwärmphase von mindestens 15–20 Minuten ist Pflicht, damit Muskeln, Sehnen und Gelenke geschmeidig werden. Verzichte auf tiefe Böden (z.B. tiefer Sand, der die Gelenke überdreht) ebenso wie auf knüppelharten Untergrund – eine gleichmäßig federnde Tretschicht (guter Reitplatzboden, Waldboden) ist ideal. Trab oder Galopp nur, wenn der Tierarzt sein Okay gibt und dein Pferd lahmfrei ist – und auch dann nur kurz und auf geraden Strecken. Grundsätzlich gilt: Qualität vor Quantität – lieber öfter kurz und kontrolliert bewegen als lange Einheiten mit Überlastungsrisiko.


  • Bewegung nach Hufrehe vorsichtig steigern: War die Lederhautentzündung (Hufrehe) akut, musste dein Pferd natürlich zunächst absolute Ruhe einhalten. Nach Abklingen der akuten Phase gilt jedoch: Bewegung fördert die Durchblutung im Huf und damit die Heilung. Tierärzte raten nach überstandener Hufrehe zu kontrollierter Schrittbewegung auf weichem Boden, um die Hufversorgung anzuregen – allerdings wirklich erst, wenn der Tierarzt grünes Licht gibt. Steigere die Bewegung langsam und beobachte streng: Zeigt der Huf wieder Wärme, Pulsation oder Schmerz, dann sofort wieder Pause einlegen. Sicherheit geht vor – ein Rückfall der Rehe muss unbedingt vermieden werden.


  • Physiotherapie und Osteopathie nutzen: Ziehe in Betracht, einen Pferdephysiotherapeuten oder Osteopathen hinzuzuziehen. Arthrose führt oft zu Schonhaltungen, durch die Muskeln verspannen und Gelenke blockieren. Eine versierte Therapeutin kann solche Verspannungen lösen und blockierte Wirbel oder Gelenke durch sanfte Mobilisation wieder beweglich machen. Gezielte Dehnungsübungen helfen, verkürzte Muskulatur zu lockern und steife Gelenke behutsam zu mobilisieren – solche „Hausaufgaben“ kann dir der Therapeut zeigen, damit du dein Pferd im Alltag unterstützen kannst. Wichtig: Ein guter Therapeut weiß, wo er behutsam sein muss. Er wird z.B. nicht direkt am arthrotischen Gelenk manipulieren, sondern drumherum ansetzen, damit das Pferd seine Schutzspannungen behalten kann, wo es sie braucht. Sprich die physiotherapeutischen Maßnahmen mit dem Tierarzt ab; oft ist ein interdisziplinärer Ansatz sehr hilfreich.


  • Auf die Signale des Pferdes achten: Dein Pferd wird dir zeigen, wie viel Belastung es verträgt. An „guten Tagen“ wirkt es vielleicht munter und schreitet willig aus; an schlechteren Tagen mag es kaum laufen. Erzwinge nichts und passe das Pensum tagesformabhängig an. Die goldene Regel lautet: Lieber jeden Tag moderat bewegen als einmal zu viel verlangen. Wenn es lahmt oder sich verweigert, brich die Einheit ab. Dein Pferd soll Bewegung mit Wohlgefühl verbinden, nicht mit Schmerz. Lobe es, wenn es sich bemüht, und gönne ihm zwischendurch Pausen. So bleibt es mental dabei und überfordert sich nicht.


Ernährung und Gewichtskontrolle

Ein wichtiger Punkt ist das Körpergewicht deines Pferdes. Übergewicht wirkt wie Gift für arthrotische Gelenke und überlastete Hufe. Sollte dein Pferd ein paar Kilo zu viel haben, erstelle einen Abnehm-Plan: Weniger energiereiches Futter, evtl. begrenzter Weidegang, dafür mehr Raufutter aus engmaschigen Heunetzen (verlängert die Fresszeit ohne viele Extrakalorien). Jede Gewichtsreduktion verringert den Druck auf Gelenke und Hufe enorm. Die Wissenschaft bestätigt, dass zu viele Kilos den Bewegungsapparat langfristig schädigen.


Gleichzeitig sollte die Futterqualität hoch bleiben, um die Gesundheit zu stützen: Gib ausreichend hochwertiges Eiweiß (für den Muskelerhalt, z.B. etwas Luzerne oder Sojaschrot in Maßen), Omega-3-Fettsäuren (wirken entzündungshemmend, z.B. durch Leinöl oder Leinsamen) und natürlich täglich ein gutes Mineralfutter mit Vitaminen und Spurenelementen. Einige Ergänzungsfuttermittel haben sich bei Arthrose bewährt bzw. werden oft empfohlen:


  • Gelenknährstoffe (Glucosamin, Chondroitin, MSM): Diese Substanzen sind häufig in Arthrose-Zusatzfuttermitteln enthalten. Sie können dazu beitragen, den Knorpelabbau zu verlangsamen und wirken leicht entzündungshemmend. Studien beim Pferd zeigen zwar uneinheitliche Ergebnisse, doch viele Besitzer berichten von positiven Effekten. Schaden tun solche Supplemente in der Regel nicht – sprich am besten mit deinem Tierarzt, welches Präparat und welche Dosierung sinnvoll sind.


  • Pflanzliche Entzündungshemmer (Teufelskralle, Ingwer): Bestimmte Kräuter können moderate schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkungen haben. Besonders bekannt ist die Teufelskrallenwurzel – ein natürliches Mittel, das oft bei Arthrosepferden eingesetzt wird (aber Achtung: nur in Rücksprache mit dem Tierarzt füttern und vor Turnieren absetzen, da dopingrelevant!). Auch Ingwer wird als Zusatz gegeben, muss jedoch vorsichtig dosiert werden (nicht jedes Pferd verträgt Ingwer – beobachte die Magenverträglichkeit).


  • Antioxidanzien (Vitamin C und E): Antioxidative Vitamine können bei chronischen Entzündungen unterstützend wirken. In der Regel ist ein Pferd über ein Mineralfutter gut mit Vitamin E versorgt; zusätzliches Vitamin E (z.B. 1000–2000 I.E. täglich) kann aber sinnvoll sein, wenn dein Pferd wenig frisches Grünfutter bekommt. (Auf der Weide nehmen Pferde viel Vitamin E auf, im getrockneten Heu ist es deutlich reduziert.) Vitamin C bildet der Pferdeorganismus normalerweise selbst in ausreichender Menge, ein Mangel ist selten – die Supplementierung steht daher weniger im Vordergrund als bei Vitamin E.


  • Spezialdiät bei Hufrehe: Sollte die Lederhautentzündung tatsächlich eine Hufrehe gewesen sein, ist die Fütterung besonders kritisch. Verzichte strikt auf getreidestärke- und zuckerreiche Futtermittel. Füttere stattdessen reichlich strukturiertes Raufutter (Heu) in angepasster Menge. Falls dein Pferd zu Equinem Metabolischem Syndrom (EMS) oder Cushing neigt, müsste dies medikamentös und diätetisch mitbehandelt werden. Generell gilt: Vermeide Futter-„Sünden“, die Reheschübe auslösen können – kein stundenlanges Grasen auf frischem Frühlingsgras, keine großen Kraftfutterportionen voller Getreide, keine stark zuckerhaltigen Leckereien. Das Risiko eines Rückfalls soll so gering wie möglich gehalten werden.


Mentale Gesundheit und soziale Aspekte

Vergiss neben all den körperlichen Therapien nicht die seelische Gesundheit deines Pferdes. Schmerz und eingeschränkte Beweglichkeit können auch zu Frustration oder Niedergeschlagenheit beim Tier führen. Sorge also dafür, dass dein Pferd weiterhin am Herdenleben teilnehmen kann – soziale Kontakte sind ein entscheidender Glücksfaktor für Herdentiere. Integriere es nach Möglichkeit in eine gemischte Herde mit ruhigen, gutmütigen Artgenossen, die es nicht jagen oder stressen. In einer harmonischen Herdenkonstellation nehmen ranghohe Pferde oft Rücksicht auf ein gehandicaptes Mitglied, sodass es seinen Platz in Ruhe genießen kann.


  • Sozialkontakt in der Herde: Achte darauf, dass dein Pferd trotz seiner Einschränkungen nicht isoliert wird. Ideal ist es, wenn die Herdenkameraden vom Charakter her gelassen sind und keine permanenten Rangstreitigkeiten provozieren. Eine stabile Herdenhierarchie ohne Mobbing sorgt dafür, dass dein Pferd stressfrei fressen, trinken und ruhen kann. Beobachte das Gruppenverhalten: Wird dein Pferd oft vom Heu verdrängt, stelle am besten eine zweite Futterstelle (z.B. ein weiteres Heunetz) in ausreichender Entfernung bereit. So kann es ausweichen und in Ruhe fressen, ohne ständig auf der Hut sein zu müssen.


  • Bequemer Liegeplatz: Pferde mit Arthrose legen sich ungern auf harte Böden, weil das Aufstehen schmerzhaft für sie ist. Richte deinem Pferd daher einen besonders komfortablen Liegeplatz ein. Im Offenstall kannst du eine extra dick eingestreute Fläche anbieten oder weichen Sand aufschütten, damit das Aufstehen und Hinlegen leichter fällt. Wichtig ist, dass das Pferd sich zum Schlafen sicher fühlt – es darf nicht von ranghöheren Tieren gestört oder hochgejagt werden. Viele Arthrose-Pferde ruhen lieber im Stehen, wenn der Untergrund ungeeignet ist; mit einer weichen Einstreu hilfst du ihm, wieder Entspannung im Liegen zu finden. Dieser geschützte Ruhebereich sollte groß genug sein, damit das Pferd sich ausstrecken kann, und immer trocken und sauber gehalten werden.


  • Zuwendung des Menschen: Last but not least spielt deine eigene Fürsorge eine große Rolle. Verbringe viel Quality Time mit deinem Pferd, ohne Leistungsdruck. Gemeinsames Putzen, sanfte Massagen, gemütliche Spaziergänge am Halfter – all das fördert die Ausschüttung von Glückshormonen (Oxytocin) bei euch beiden und stärkt eure Bindung. Ein Pferd, das weiterhin Zuneigung und Aufmerksamkeit erfährt, bleibt mental eher motiviert und kooperativ, selbst wenn es gesundheitliche Probleme hat. Lobe dein Pferd für kleine Fortschritte, mach ihm spielerische Angebote (z.B. Tricks vom Boden aus, wenn es körperlich dazu in der Lage ist) und zeige ihm, dass es trotz seiner Einschränkungen wertgeschätzt wird. Deine positive Ausstrahlung wird sich auf dein Pferd übertragen und ihm helfen, mit der neuen Lebenssituation besser zurechtzukommen.


Ausblick: Lebenswertes Leben trotz Diagnose

Auch wenn die Diagnose im ersten Moment niederschmetternd klang – mit guter Pflege und dem richtigen Management kann dein Pferd noch viele erfüllte Jahre haben. Das Hauptziel lautet: Schmerz minimieren, Entzündungen kontrollieren und Beweglichkeit erhalten. Dank moderner Medikamente und angepasster Haltungs- und Trainingsmethoden erreichen viele Pferde mit Hufrollensyndrom und Arthrose eine stabile Lebensqualität. Es wird möglicherweise Auf und Abs geben, und hin und wieder muss die Behandlung angepasst oder aufgefrischt werden. Bleibe hierzu in engem Kontakt mit deinen Tierärzten und Hufexperten.


Sei dir bewusst, dass aus deinem Pferd unter Umständen kein Reitpferd im klassischen Sinne mehr wird. Statt sportlicher Höchstleistungen könnte seine neue Aufgabe eher die eines Gefährten und „Therapiepartners für die Seele“ sein: gemeinsame Spaziergänge in der Natur, leichte Bodenarbeit, vielleicht gelegentliches Fahren im Schritt (wenn es die Hufe erlauben) oder einfach Gesellschaft leisten. Wichtig ist, dass dein Pferd schmerzfrei in seiner Herde stehen, fressen und sich bewegen darf – ob mit oder ohne Reiter ist aus Pferdesicht zweitrangig. Viele Pferde sind glücklich, wenn sie ohne große Schmerzen mit ihren Artgenossen auf der Weide stehen können, selbst wenn sie keine Turniere mehr gewinnen.


Verliere nicht den Mut: Pferde leben im Hier und Jetzt. Wenn es deinem Pferd heute – dank deiner Maßnahmen – gutgeht, dann genießt es diesen Tag, ohne an morgen zu denken. Mit deiner Fürsorge und Liebe wird es spüren, dass es nicht „abgeschrieben“ ist. Du hast zahlreiche Stellschrauben, an denen du drehen kannst, um seine Situation zu verbessern, und die Erfolge stellen sich oft langsam, aber stetig ein. Schon in ein paar Monaten kann die Welt ganz anders aussehen: Wenn die akuten Entzündungen abgeklungen sind und Routine in den neuen Alltag eingekehrt ist, wird dein Pferd wahrscheinlich deutlich lebensfroher wirken.


Natürlich musst du langfristig realistisch bleiben: Sollte irgendwann das Leiden deines Pferdes trotz aller Bemühungen Überhand nehmen und keine Therapie mehr ausreichend helfen, wirst du – gemeinsam mit dem Tierarzt – die schwere Entscheidung treffen müssen, es in Würde gehen zu lassen. Doch bis dahin ist es hoffentlich noch ein langer Weg voller schöner Momente. Viele Pferde mit vergleichbaren Diagnosen leben bei guter Betreuung noch lange zufrieden in ihrer Herde. Du bist also keineswegs alleine mit dieser Herausforderung, und dein Pferd hat dank dir eine echte Chance, noch etliche gute Jahre vor sich zu haben.

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