Hitzestress bei Wachteln – so hältst du Volieren und Ställe effektiv kühl
- Tierisch schlau
- 18. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Wenn im Sommer die Temperaturen steigen, geraten auch Wachteln ins Schwitzen – bildlich gesprochen. Tatsächlich können Wachteln wie andere Geflügelarten nicht schwitzen und sind daher bei Hitze stark belastet. Sie kühlen sich lediglich durch Hecheln über Zunge und Schleimhäute ab, während sie dabei im „Daunenkleid“ stecken. Hohe Temperaturen führen deshalb schnell zu Hitzestress, der im schlimmsten Fall für die Tiere lebensgefährlich wird. Erste Anzeichen können ein Hecheln mit offenem Schnabel und abgespreizte Flügel sein – Wachteln versuchen so verzweifelt, Wärme abzugeben. Damit es gar nicht so weit kommt, musst du für ein möglichst kühles und gut belüftetes Umfeld sorgen.
Standort und Dämmung: Schatten statt Hitzefalle
Der Standort der Wachtelvoliere ist entscheidend. Ideal ist ein Platz im lichten Schatten, etwa unter Bäumen oder an der Ostseite eines Gebäudes (morgens Sonne, nachmittags Schatten). Auf keinen Fall solltest du Wachteln in einem Gewächshaus halten – dort staut sich die Wärme enorm, was schnell zu einem Hitzekollaps führen kann. Auch umfunktionierte Kleintierställe mit dunkler Dachpappe können zur Hitzefalle werden: Sie heizen sich in der Sonne rasch auf. Solche Ställe müssen immer im Schatten stehen; bei extremer Hitze solltest du die Wachteln lieber vorübergehend in einen kühleren Bereich umquartieren.
Dämmung kann Vor- und Nachteil zugleich sein. Zwar hilft eine Isolierung der Wände, die Mittagshitze etwas abzuhalten, aber sie speichert auch Wärme im Stall. Entscheidend ist daher eine gute Luftzirkulation. In gedämmten Ställen muss im Sommer über intensive Lüftung die Hitze abgeführt werden. Schon bei Außentemperaturen um 20 °C kann es im Stall durch Körperwärme der Tiere 3 °C wärmer sein. Sorge also für ausreichende Öffnungen mit Gitter, durch die ein Luftzug gehen kann – ohne direkte Zugluft auf die Tiere. Auch Dachlüfter oder kleine Ventilatoren (so installiert, dass die Wachteln sie nicht erreichen) können hilfreich sein. Wichtig: Keine Hitzestaus unter Abdeckungen! Ein weit verbreiteter Fehler ist, einfach ein Tuch oder Sonnensegel über die Voliere zu legen. Darunter staut sich stehende Luft, und der Schatten darunter ist nicht kühl. Besser sind schattenspendende Elemente mit Luftspalt, zum Beispiel ein Sonnensegel mit Abstand zum Dach oder natürliche Beschattung durch Pflanzen.
Wasser und Abkühlung: Frische Tränken und schlaue Tricks
Ausreichend frisches Wasser ist die wichtigste Vorsorgemaßnahme bei Hitze. Stelle mehrere Tränken auf, wechsle das Wasser mehrmals täglich und halte es kühl (zum Beispiel durch schattige Platzierung oder morgens Eiswürfel hineinwerfen). Quittiert eine Wachtel bereits Hitzestress durch vermehrtes Hecheln, kannst du vorsichtig das Gefieder mit lauwarmem Wasser übersprühen – viele Vögel genießen eine feine Dusche. Wachteln lieben es auch, zu baden: Befeuchte eine flache Schale mit Sand oder Erde, sodass sie darin ein kühlendes Fußbad nehmen können. Achte darauf, dass die Schale nicht zu tief ist und die Tiere sicher wieder herauskommen. Ein weiterer Trick für heiße Tage: Gefrorene Leckerbissen. Du kannst beispielsweise Wasser mit etwas Körnerfutter oder Salat einfrieren und als Eiswürfel anbieten. Die Wachteln werden die kühle Erfrischung neugierig anpicken. Auch ein Stück gekühlte Gurke oder Wassermelone (in Maßen, wegen Fruchtzucker) verschafft den Vögeln Flüssigkeit und Abkühlung.
Halte die Umgebung feucht und schattig. Wenn dein Volierenboden aus Sand besteht, gieße ihn leicht – dadurch entsteht durch Verdunstungskälte ein angenehmes Mikroklima und die Wachteln können im feuchten Sand scharren und sich abkühlen. Wichtig ist generell, dass immer genug Schattenspender in der Voliere vorhanden sind. Naturmaterialien wie Laubzweige, hochgewachsene Gräser oder Bretter als Unterstände schaffen viele schattige Plätze, die die Wachteln aufsuchen können. Denk daran, dass sich der Schatten im Tagesverlauf wandert – richte also mehrere schattige Ecken ein.
Stressfaktoren reduzieren und überwachen
Hohe Temperaturen bedeuten Stress – reduziere darum alle weiteren Stressfaktoren. Vermeide unnötiges Umsetzen oder Einfangen der Wachteln in Hitzeperioden. Jede Aufregung erhöht die Körperwärme zusätzlich. Kontrolliere die Tiere aber aufmerksam: Bei Hitzestress fressen Wachteln oft weniger und legen weniger Eier. Die Eierqualität und Wachstumsraten können ebenfalls leiden. Im Extremfall droht der sogenannte Hitzschlag, der sich durch Taumeln, extreme Hechelatmung, bläuliche Schleimhäute oder Apathie äußert – dann heißt es rasch handeln, in den Schatten bringen und leicht befeuchten, notfalls einen Tierarzt aufsuchen. Bereits vorbeugend kannst du ein elektrolyt- und vitaminhaltiges Ergänzungsfutter in heißen Phasen geben, um die Tiere stabil zu halten. Spezielle Sommer-Tränke-Zusätze mit ätherischen Ölen, wie von manchen Geflügel-Shops angeboten, sollen etwa Appetit und Darmflora unterstützen – schaden tun sie nicht, wichtiger bleiben aber frisches Wasser und gute Haltungsbedingungen.
Wachteln überstehen heiße Tage, wenn du ihnen ein kühles Refugium bietest. Genügend Schatten, gute Belüftung und ständig verfügbares kühles Trinkwasser sind die Basis. In ihrer ursprünglichen Heimat (Australien) ziehen Wachteln bei Hitze in dichtes Gebüsch oder schattige Senken – schaffe also ähnliche Möglichkeiten in deiner Voliere. Mit diesen Maßnahmen kannst du deinen Wachteln den Sommer erheblich erleichtern. Beobachte deine Tiere in der Hitze aufmerksam, dann wirst du schnell merken, was ihnen guttut und wann es Zeit für eine zusätzliche Abkühlung ist. So können deine Wachteln auch die heißesten Tage gesund überstehen und fühlen sich in einem clever gekühlten Stall gleich „wachtelwohl“.



