Guppy-Explosion im Becken: Was tun mit zu viel Nachwuchs?
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Hilfe, die Guppys übernehmen das Kommando! Was anfangs als Freude über Nachwuchs begann, kann im Aquarium schnell zur Überbevölkerung führen. Besonders Lebendgebärende wie Guppys, Platys oder Schwertträger sind extrem vermehrungsfreudig. Ein paar wenige Elterntiere können binnen Monaten dutzende Nachkommen produzieren. Die Folge: Dein Becken gerät an die Kapazitätsgrenze, die Wasserqualität leidet und sowohl Fische als auch du als Halter geraten in Stress. Doch keine Panik – es gibt humane und sinnvolle Lösungen, um der Guppy-Explosion Herr zu werden.

Warum zu viel Nachwuchs problematisch ist
Ein Aquarium hat nur begrenzt Platz und biologische Kapazität. Zu viele Fische auf engem Raum führen zu schlechter Wasserqualität (hohe Nitratwerte, Sauerstoffknappheit) und das wiederum begünstigt Algenwachstum und Krankheiten. Außerdem bedeutet Überbesatz Stress pur für die Tiere – stell dir vor, du müsstest in einem überfüllten Fahrstuhl leben. Ständige Enge kann zu Streit, Dauerstress und erhöhten Sterberaten führen. Kurz: Ein Zuviel an Guppys schadet letztlich allen Fischen im Becken, auch den Guppys selbst.
Prävention ist ideal
Am besten vermeidest du unkontrollierte Vermehrung von vornherein. Überlege schon beim Einsetzen: Muss es ein gemischtes Geschlecht sein? Wenn du einfach nur hübsche Guppys halten willst, nimm am besten nur Männchen. Die sind farbenprächtiger und es gibt keinen Nachwuchs. Falls bereits Weibchen im Becken sind, halte das Verhältnis bei ungefähr 1 Männchen zu 2–3 Weibchen, damit die Damen nicht pausenlos bedrängt werden. Aber klar – selbst ein einziges trächtiges Weibchen kann dich schon mit Babys überraschen, denn Guppy-Damen speichern Sperma und können mehrfach gebären, ohne dass ein Männchen dabei ist. Sei dir dessen bewusst, wenn du Weibchen besitzt.
Und plötzlich sind’s zu viele...
Nehmen wir an, es ist bereits passiert: Dein Aquarium quillt über vor Jungfischen. Jetzt heißt es handeln. Hier ein Maßnahmenplan, um den Guppy-Bestand wieder auf ein gesundes Maß zu reduzieren:
1. Abnehmer für Nachwuchs suchen: Der naheliegendste und beste Weg: Gib die jungen Guppys ab. Frage im örtlichen Zoofachhandel, ob sie Guppys annehmen – manche Läden tun das, besonders wenn es farblich attraktive sind. Allerdings haben Händler oft Sorge wegen unbekannter Herkunft/Krankheiten, also sei nicht enttäuscht, wenn sie ablehnen. Dann versuch es über Aquarianer in deiner Nähe: Vielleicht kennst du privat jemanden mit Aquarium, oder du postest in lokalen Facebook-Gruppen/Foren ein Angebot (kostenlos abzugeben). Es gibt auch Online-Tauschbörsen für Aquaristik. Wichtig: Verschenk die Tiere lieber, als sie dem erstbesten als Lebendfutter zu überlassen – vielen ist das Leben der Tiere nicht egal, sie freuen sich über kostenlose Fische. Wenn du ein Zuchtverein oder Aquarienverein in der Stadt hast, frag dort nach Abnehmern. Oft finden sich Leute mit Platz, die Guppys aufnehmen.
2. Separieren oder zusätzliches Becken nutzen: Hast du ein zweites Aquarium parat? Du könntest die Nachzucht dort großziehen und das Hauptbecken entlasten. In so einem Aufzuchtbecken kannst du die Entwicklung der Jungfische beobachten und gezielt füttern. Sind sie groß genug (1,5–2 cm), lassen sie sich leichter vermitteln. Ohne zweiten Tank könntest du zumindest die Geschlechter trennen, sobald man sie erkennt (Männchen an Gonopodium und Färbung). So stoppst du weitere Vermehrung. Weibchen können zwar noch ein paar Mal werfen nach Trennung, aber irgendwann ebbt es ab.
3. Natürliches Dezimieren zulassen: So hart es klingt – in der Natur überleben nie alle Jungfische. In einem Gesellschaftsbecken kannst du den Überlebensdruck etwas erhöhen, um den Nachwuchs zu reduzieren. Füttere sparsamer: Wenn es weniger Futter gibt, bleiben die Kleinen kleiner und die Großen betrachten sie eher als Futter. Außerdem solltest du nicht extra Zuflucht bieten – entferne einen Teil der Verstecke/Pflanzen, damit die Jungtiere nicht alle Schlupfwinkel finden. Viele Verstecke = viele Überlebende; wenige Verstecke = mehr Jungfische werden gefressen. Das klingt grausam, ist aber ein natürlicher Vorgang. Die erwachsenen Guppys und andere Fische fressen einen Teil des Nachwuchses, wodurch die Anzahl automatisch reguliert wird. Wichtig: Dies sollte nicht die einzige Methode sein, und natürlich musst du trotzdem auf das Wohlergehen aller Tiere achten (nicht verhungern lassen, nur ein bisschen knapper füttern).
4. Fressfeinde gezielt einsetzen: Falls deine vorhandenen Fische den Guppynachwuchs ignorieren (manche Arten, z.B. Platys, fressen ihren eigenen Nachwuchs kaum), kannst du überlegen, einen friedlichen Räuber ins Becken zu setzen. Geeignet sind z.B. Zwergbuntbarsche wie ein Schmetterlingsbuntbarsch-Pärchen oder auch ein einzelner Skalar in einem ausreichend großen Becken – diese fressen gerne mal ein Jungfisch, lassen adulte Guppys aber meist in Ruhe. Allerdings ist das nur möglich, wenn die Beckengröße und Wasserwerte es erlauben und der neue Fisch zu den übrigen Insassen passt. Außerdem musst du damit leben können, dass die Kleinen gefressen werden. Es ist jedenfalls eine etwas „natürlichere“ Kontrolle als drastische Maßnahmen. Beachte: Setze keine Arten ein, die zu aggressiv oder ungeeignet für dein Aquarium sind (siehe Artikel 2 zum Thema Inkompatibilität). Und wenn du genug reduziert hast, solltest du eventuell den Räuber wieder abgeben, damit er nicht den letzten Guppy auch noch schnappt.
5. Keine Fische aussetzen! Was du auf keinen Fall tun darfst: Fische in heimische Gewässer aussetzen oder „freilassen“. Erstens ist das gesetzlich verboten, zweitens würden Guppys in unseren Breiten eh nicht lange überleben und drittens können eingeschleppte Exoten die heimische Fauna stören. Auch das spontane Entsorgen (Toilette etc.) ist inakzeptabel – das haben die Tiere nicht verdient.
Wenn dir all diese Optionen nicht weiterhelfen, bleibt als allerletzter Schritt noch die Möglichkeit, den Bestand durch selektives Euthanasieren zu reduzieren – aber dies sollte wirklich nur in Betracht gezogen werden, wenn du absolut keine andere Lösung findest. Und es muss fachgerecht und schmerzlos erfolgen (z.B. durch Überdosis Narkosemittel aus dem Zoohandel). Viele Aquarianer bringen das verständlicherweise nicht übers Herz. Versuche wirklich erst, Abnehmer zu finden oder natürliche Regulierung einzusetzen.
Fazit
Eine Guppy-Explosion muss kein Weltuntergang sein. Sie zeigt dir, dass deine Fische sich eigentlich wohl fühlen (sonst würden sie nicht so eifrig Nachwuchs produzieren). Doch aus Wohlfühlen kann schnell Überforderung werden – für dich und das Ökosystem Aquarium. Mit den genannten Maßnahmen kannst du den Bestand wieder reduzieren, ohne gleich den Spaß an den quirligen Guppys zu verlieren. Langfristig plane deinen Besatz so, dass er stabil bleibt: Entweder durch Geschlechtertrennung oder durch ein Gleichgewicht, bei dem ab und zu Nachwuchs als natürliches Futter dient aber nicht alle Jungtiere durchkommen. So hast du weiterhin Freude an deinem bunten Guppyschwarm, ohne dass es zur invasiven Plage wird.


