Degus: Geräumiges Gehege mit Etagen
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Degus sind lebhafte und soziale Nager aus Chile, die hohe Ansprüche an ihr Zuhause stellen. Anders als manch kleiner Hamster brauchen Degus viel Platz – sowohl in der Fläche als auch in der Höhe. Ein geräumiges Gehege mit mehreren Etagen ermöglicht es den Degus zu klettern, zu springen, zu rennen und ihrem natürlichen Sozialverhalten nachzugehen. Viele handelsübliche Käfige sind für Degus leider zu klein oder nicht sicher. In diesem Ratgeber erfährst du, welche Größe und Ausstattung ein Degugehege mindestens haben sollte, welche Materialien geeignet sind und wie du den Lebensraum deiner Degus artgerecht gestaltest. Denn ein großes, gut strukturiertes Gehege ist die Grundlage für ein gesundes, glückliches Deguleben.

Warum Größe und Etagen so wichtig sind
In freier Wildbahn legen Degus täglich weite Strecken zurück und nutzen dabei sowohl den Boden als auch Felsen und Büsche zum Klettern. Sie leben in Familiengruppen und brauchen Rückzugsräume, aber auch genug Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Degus laufen und toben gern – mehrere Kilometer pro Tag können zusammenkommen. Wenn dieser Bewegungsdrang in einem winzigen Käfig unterdrückt wird, reagieren Degus häufig mit Stress, Aggression (innerhalb der Gruppe) oder versuchen auszubrechen.
Zudem neigen sie zu Übergewicht, wenn sie sich nicht bewegen können. Ein geräumiges Gehege mit mehreren Ebenen bietet den Tieren Gelegenheit, ihr volles Verhaltensrepertoire auszuleben: rennen, Haken schlagen, auf erhöhte Plätze springen, Tunnel graben usw. Gleichzeitig ermöglicht es, ausreichend Einrichtung (Häuschen, Äste, Rampen, Sandbad) unterzubringen, ohne die Lauffläche einzuschränken. Kurz: Platz ist gleich Lebensqualität für Degus. Moderne tierärztliche Leitlinien betonen, dass das Bewegungsbedürfnis der Degus lange unterschätzt wurde und deutlich mehr Raum nötig ist, als früher gedacht.
Mindestmaße und Käfigtyp
Als absolute Mindestmaße für zwei Degus geben Experten etwa 100 × 50 cm Grundfläche und 100 cm Höhe an. Diese Maße (1 m x 0,5 m Grundfläche) sind wirklich nur die Untergrenze – größer ist deutlich besser. In der Höhe sollten mehrere Etagen eingeplant sein, sonst bleibt viel Luftraum ungenutzt. Ein Käfig mit z.B. zwei Volletagen (durchgehende Ebenen) verdoppelt die nutzbare Fläche sofort. Viele Vereine empfehlen daher gleich größere Käfige: Der Verein Nagerschutz z.B. fordert 150 × 50 × 150 cm für eine Degu-Gruppe, Tierheime wie Berlin mindestens 140 × 50 × 150 cm.
Der Schweizer Tierschutz (STS) geht noch weiter und empfiehlt für 2–5 Degus eine Fläche von 2 m² bei 2 m Höhe – also z.B. 200 × 100 cm Grundfläche und 200 cm hoch, mit mehreren verbundenen Etagen. Diese Maße mögen utopisch klingen, zeigen aber die Richtung: Viel Platz geben! Gerade in der Länge/Breite solltest du so groß wie möglich planen, denn Rennen können Degus nur auf einer längeren Strecke, nicht in die Höhe. Eine große Grundfläche (z.B. 120 × 60 cm oder mehr) kombiniert mit ca. 150–200 cm Höhe und mehreren Etagen wäre ideal.
Gehegearten
Klassische Kleintierkäfige aus dem Zoohandel sind selten geeignet – oft zu klein, zu niedrige Wannen, viel Plastik. Besser sind umgebaute Schränke/Vitrinen, selbstgebaute Holzgehege mit Gitterfront oder große Vogelvolieren, die angepasst werden. Bewährt hat sich z.B. ein Eigenbau aus einem hohen Regal oder Schrank: Unten eine tiefe Wühlkiste, oben Gittertüren für Belüftung. Wichtig: Nagesicherheit. Degus können sich gnadenlos durch Kunststoff und dünnes Holz nagen. Also sollte das Grundgerüst aus Metall, Glas oder dickem Holz sein und Kanten mit Metallprofilen geschützt werden.
Aquarien oder reine Glasterrarien sind nur bedingt geeignet – sie bieten zwar Höhe und kann tief eingestreut werden, aber die Belüftung ist oft mangelhaft und sie sind meist zu wenig hoch. Besser ist eine Mischung: Glas unten (als Einstreuwanne) und Gitter oben für Luftzirkulation. Eine Variante: Einen großen Nagervoliere (Vogelkäftig) kaufen und die unteren ~20–30 cm rundherum mit Plexiglas verkleiden, damit Streu nicht rausfällt und du tiefer einstreuen kannst. Achte bei Gitterkäfigen auf gute Verarbeitung (kein scharfkantiges Gitter, kleine Gitterabstände unter 2 cm, damit Degus nicht mit Kopf oder Gliedmaßen stecken bleiben). Türen sollten groß genug sein (du musst überall gut reingreifen können) und stabil verschließbar – Degus sind clever und bekommen einfache Verschlüsse eventuell auf! Zur Not mit Karabinerhaken sichern.
Etagen und Einrichtung
Ein degu-gerechtes Gehege hat mehrere Ebenen: Mindestens eine Volletage (über die gesamte Grundfläche) plus weitere Teil-Etagen, Brettchen und Plattformen. Dadurch erhöht sich die nutzbare Lauffläche enorm. Beispiel: Ein Gehege 120 × 60 cm Grundfläche mit 3 Etagen bietet schon über 2 m² Lauffläche insgesamt. Verbinde die Etagen mit rampen oder Ästen, sodass die Degus bequem hoch und runter kommen.
Achte darauf, dass Etagenböden geschlossen sind (kein Gitterboden, das wäre schlecht für die Füße). Beliebtes Material ist beschichtetes Siebdruckholz oder dickes Multiplex – das ist relativ urinbeständig. Unbeschichtetes Holz solltest du mit ungiftigem Lack versiegeln oder eben mit Teppichfliesen/Plexiglas abdecken, damit es nicht vollsaugt. Tiefe Einstreu ermöglichen: Degus buddeln gerne. Plane daher im untersten Bereich eine Einstreutiefe von mindestens 20–30 cm, besser mehr. Der STS empfiehlt sogar 50–60 cm, um richtige Gänge zu bauen. Praktisch erreicht man das meist, indem man eine hohe Bodenwanne nutzt oder ringsum Plexiglas anbringt. Fülle diese mit entstaubter Kleintierstreu, Heu, Stroh und etwas Papierschnipseln – eine saugfähige, grabfähige Mischung. Deine Degus werden Tunnel anlegen und nach Herzenslust wühlen. Heu und Stroh im Einstreu helfen auch, den Urin aufzusaugen und Geruch zu minimieren.
Unverzichtbare Ausstattung
Ein großes Gehege bietet Platz für vielfältiges Zubehör. Folgendes Standard-Inventar sollte vorhanden sein (und bei großzügigem Platz gern in mehrfacher Ausführung):
Häuschen und Unterschlüpfe: Jede Degu-Gruppe braucht mehrere Rückzugsorte. Mindestens ein Häuschen pro Degu plus ein zusätzliches sollte angeboten werden – so können rangniedere Tiere ausweichen. Häuser aus Holz oder Keramik mit zwei Eingängen sind ideal (zwei Ausgänge verhindern Sackgassen bei Rangstreit). Zusätzlich gerne Korkröhren, Tonröhren, Weidenbrücken als Tunnel – Degus lieben es, durch Röhren zu flitzen und drin zu schlafen.
Laufrad: Ja, auch Degus nutzen Laufräder oft begeistert! Es muss aber groß und stabil sein: Durchmesser mindestens 30 cm, besser 40 cm, und selbstverständlich ohne Sprossen (geschlossene Lauffläche, z.B. Holz/Kork). Ein gutes Degulaufrad kostet etwas, lohnt sich aber, weil es die Tiere körperlich auslastet (Degus laufen erstaunlich viel im Rad, ähnlich wie Chinchillas). Befestige es fest an einer Wand oder auf einem schweren Stand, damit es nicht wackelt. Beobachte anfangs, ob alle Degus das Rad fair nutzen oder ob es Streit gibt – bei Zoff eventuell ein zweites Rad anbieten.
Sandbad: Degus müssen regelmäßig im Sand baden, um ihr Fell zu pflegen. Stelle eine stabile Schale (Keramik oder Metall, etwa 20–30 cm Durchmesser) mit Chinchillasand ins Gehege. Dieser feine Sand dient der Fellreinigung und wird von Degus gern genutzt. Achtung: Viele Degus betrachten das Sandbad auch als Toilette. Daher Sand öfter wechseln (mind. 2–3 Mal pro Woche).
Kletteräste und Ebenen: Platziere robuste Äste (ungiftige Hölzer wie Obstbaum, Haselnuss, Weide) quer durch das Gehege. Degus klettern und balancieren gern darauf, nutzen sie auch zum Nagen. Befestige Äste gut, damit sie nicht abstürzen, wenn mehrere Degus darauf springen. Zusätzlich kannst du Hängebrücken, Leitern oder Seile einbauen – probiere aus, was deine mögen. Manche Degus lieben Seile, andere ignorieren sie.
Nageobjekte: Degus haben ständig wachsende Zähne und einen starken Nagetrieb. Biete ihnen ausreichend Gelegenheit, an geeigneten Materialien zu nagen: Zweige (wie oben), unbehandelte Weichhölzer, Pappkartons, Weidenbälle, auch mal ein unglasiertes Tontöpfchen – sie werden alles inspizieren. Entferne genagte Plastikteile umgehend, falls doch irgendwo Plastik war (Verletzungsgefahr durch verschluckte Teile). Keine Käfigteile aus Plastik! (z.B. Plastikbodenwannen oder Plastiketagen halten bei Degus oft nur Tage stand).
Futternapf/Tränke: Am besten schwere Keramiknäpfe, die nicht umgeworfen werden. Grünfutter kannst du auch einfach auf einer Ebene anbieten (Degus sammeln es eh ein). Wasser idealerweise in einer Glastränke mit Metallschutz, die außen am Gitter hängt – so nagen sie nicht dran. Kontrolliere täglich, dass Wasser da ist; Degus trinken bei Trockenfuttergabe relativ viel.
Standort des Geheges
So groß das Degu-Heim auch ist, es muss in deiner Wohnung gut platziert sein. Zugfrei und hell soll es sein, aber nicht in praller Sonne oder direkt an der Heizung. Degus mögen Morgensonne oder Abendsonne, aber sie brauchen immer auch Schattenzonen. Vermeide Dauerlärm (neben TV oder Anlage ist ungünstig) – dauerhafter Stress durch laute Geräusche schadet ihnen. Ein lebendiger Haushalt ist aber okay, Degus sind tagaktiv und schauen auch gerne, was um sie herum passiert. Nachts dürfen sie in Ruhe gelassen werden. Und bitte keine Freilandhaltung für Degus: Sie sind sehr kälteempfindlich und können draußen in unseren Breiten nicht überleben, außerdem sind sie ausbruchskünstler.
Reinigung und Pflege des großen Geheges
Ein großes Degugehege mit viel Einstreu muss nicht übermäßig oft komplett gereinigt werden. Teilreinigungen sind auch hier sinnvoll – z.B. einmal pro Woche besonders verschmutzte Ecken austauschen (oft haben Degus bestimmte „Toilettenecken“). Komplettwechsel der Einstreu vielleicht alle 4–6 Wochen, je nach Gruppengröße und Geruch. Etagenböden wischst du bei Bedarf mit Essigwasser ab. Aufgrund der Größe kann man auch stellenweise reinigen: Nur den verschmutzten Teil der Einstreu tauschen, saubere Einstreu belassen. So bleibt auch hier etwas vertrauter Geruch für die Tiere erhalten. Nageobjekte und Hölzer tauschen, wenn sie stark durchtränkt oder sehr zernagt sind. Insgesamt ist Hygiene wichtig, aber Degus sind relativ reinliche Tiere (sie benutzen z.B. oft das Sandbad als Klo). Halte das Sandbad sauber, dann bleibt der Rest oft länger frisch.
Tierschutz-Standards und aktuelle Empfehlungen
Früher galten deutlich kleinere Käfige als ausreichend für Degus – diese Ansichten sind überholt. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) empfahl bereits 2013 ein Mindestmaß von 100 × 50 × 100 cm für zwei Degus, hat diese Haltung aber revidiert. In ihrem neuesten Merkblatt (Stand 2023) wird betont, dass man die Bedürfnisse (Bewegungsdrang, Sinnesleistungen, Gruppenverhalten) jahrelang unterschätzt hat. Man geht jetzt von 2–3 m² nutzbarer Fläche für 2–4 Degus als wünschenswert aus – deutlich mehr also.
Verschiedene Tierschutzvereine haben sich dem angeschlossen und fordern größer dimensionierte Gehege (siehe Beispiele Tierheim Berlin, München etc. oben). Der Schweizer Tierschutz hat mit 2 m²/2 m Höhe sogar einen sehr hohen Standard gesetzt. Zudem sind gewisse Ausstattungen inzwischen vorgeschrieben oder zumindest empfohlen: Dazu zählen ein Sandbad, mehrere Unterschlüpfe und Nagematerial. Ein Laufrad wird als Beschäftigung ausdrücklich angeraten, solange es groß genug ist (die TVT listet zu kleine Laufräder als tierschutzwidrig). Das heißt für dich als Halter: Wenn du ein neues Gehege planst oder dein altes verbessern möchtest, orientiere dich an diesen aktuellen Erkenntnissen. Mehr Platz und Struktur kommen direkt dem Wohl deiner Degus zugute – Aggressionen in der Gruppe nehmen ab (viele Streitereien resultieren aus Enge und Langeweile), die Tiere sind aktiver und zeigen interessanteres Verhalten.
Fazit
Ein großes, mehrstöckiges Gehege für Degus zu haben, ist zwar mit etwas Aufwand und Platzbedarf verbunden, aber es bildet das Herzstück artgerechter Deguhaltung. Denk daran: Lieber in die Breite als in die Höhe – eine gute Grundfläche mit zusätzlichen Etagen ist optimal. Scheue dich nicht, kreativ zu werden: Selbstgebautes kann den spezifischen Anforderungen der Degus oft besser gerecht werden als jeder Fertigkäfig. Deine Degus werden es dir zeigen: In einem geräumigen, spannend gestalteten Gehege flitzen, springen und spielen sie ausgelassen, pflegen harmonischere Gruppendynamik und bleiben gesünder (sowohl körperlich durch Bewegung als auch mental durch Anregung).


