top of page

Algenalarm im Aquarium: Ursachen bekämpfen statt Chemie

  • Tierisch schlau
  • 20. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai

Wenn im Aquarium die Algen sprießen, ist schnelle Hilfe gefragt. Viele Aquarianer kennen das Problem: Grüne Beläge auf Scheiben und Deko, lange Fadenalgen an Pflanzen oder schleimige Teppiche auf dem Boden – eine solche Algenplage sieht unschön aus und kann sogar das biologische Gleichgewicht stören. Wichtig zu wissen ist, dass Algen immer eine Ursache haben. Bevor du zu Algiziden oder anderen chemischen Keulen greifst, solltest du dieser Ursache auf den Grund gehen. Häufig steckt ein Ungleichgewicht im Aquarium dahinter – und genau da setzt die nachhaltige Lösung an.


ree

Warum überhaupt Algen?

Algen entstehen meist dann, wenn sich Lücken im ökologischen Gleichgewicht auftun. Typische Auslöser sind z.B. zu viele Nährstoffe im Wasser (etwa durch Überfütterung oder Überbesatz), unausgeglichene Düngung, intensives Licht (besonders direktes Sonnenlicht) oder auch Pflegemängel. Ein Aquarium mit wenigen oder verkümmerten Wasserpflanzen ist ebenfalls anfälliger – es fehlen die konkurrierenden Pflanzen, die überschüssige Nährstoffe aufnehmen. Kurz gesagt: Algen nutzen jede Chance, wenn wir Aquarianer ihnen unbewusst optimale Bedingungen bieten. Deine Fische stören Algen zwar meist wenig, aber das Beckenbild leidet erheblich und bei starkem Befall können Pflanzen überwuchert und geschwächt werden.


Ursache finden – der wichtigste Schritt

Bevor du irgendetwas unternimmst, heißt es: Wasserwerte und Bedingungen prüfen! Miss Nitrat, Phosphat und ggf. Silikat, überprüfe den CO₂-Gehalt und schaue, ob deine Pflanzen Nährstoffmängel zeigen. Auch ein Blick auf den Besatz lohnt: Sind vielleicht zu viele Fische im Aquarium, sodass permanent überschüssige Nährstoffe anfallen? Läuft der Filter einwandfrei? Hast du sehr lange Beleuchtungszeiten oder fällt Tageslicht ins Becken? Schreib dir alle Beobachtungen auf. Oft findest du schon so den Hauptverursacher der Algenblüte. Den gilt es abzustellen – denn nur wenn die Ursache beseitigt ist, verschwinden die Algen dauerhaft. Die folgenden Schritte helfen dir dabei, das Problem in den Griff zu bekommen:


1. Algen manuell entfernen: Entferne so viel Algenmasse wie möglich von Scheiben, Boden und Pflanzen. Scheiben kannst du mit einem Klingenreiniger oder Magnetreiniger von Algen befreien. Fadenalgen lassen sich leicht um einen Holzstab aufwickeln und so herausziehen. Absaugen beim Wasserwechsel hilft, abgelöste Flocken zu entfernen. Durch das Abkeschern von Algenbüscheln reduzierst du die Sporenlast im Aquarium erheblich.


2. Großen Wasserwechsel durchführen: Tausche etwa 50 % des Wassers aus, um Nährstoffüberschüsse (z.B. Nitrat, Phosphat) zu senken. Frisches Wasser verdünnt die Schadstoffkonzentration und verbessert die Wasserqualität sofort. Achte bei Dauerproblemen auf regelmäßige Teilwasserwechsel (alle 1–2 Wochen \~30 %), um künftigen Ungleichgewichten vorzubeugen.


3. Pflanzenwuchs fördern: Setze genügend schnellwachsende Pflanzen ein (etwa Wasserpest, Hornkraut, Vallisnerien). Sie konkurrieren mit Algen um Nährstoffe und nehmen überschüssiges Nitrat/Phosphat auf. Prüfe deine Düngung: Bekommen die Pflanzen alle nötigen Nährstoffe und CO₂? Gesunde Pflanzen sind die beste Algenprävention. Bei Bedarf dünge ausgewogen (Makro- und Mikronährstoffe) und sorge für ca. 8–10 Stunden Licht am Tag – aber nicht mehr.


4. Fütterung und Besatz anpassen: Füttere sparsam, damit keine Futterreste verrotten (lieber die Fische leicht unterfüttern als Überfütterung). Überprüfe, ob dein Aquarium möglicherweise überbesetzt ist. Zu viele Fische produzieren ständig Nitrat und Phosphat – erwäge im Zweifel, den Besatz zu reduzieren oder auf ein größeres Becken umzusteigen. In einem maßvoll besetzten Aquarium mit vernünftiger Fütterung haben Algen deutlich schlechtere Karten.


5. Algenfresser mit Bedacht einsetzen: Einige Aquarientiere fressen Algen – z.B. Amano-Garnelen, bestimmte Schnecken oder Fische wie der Siamensis (Siamesische Rüsselbarbe). Sie können helfen, ein Algenproblem einzudämmen, aber du solltest sie nicht allein als „Putztruppe“ anschaffen. Kein Tier putzt dir das Becken komplett sauber, und jedes Tier hat eigene Ansprüche. Setze Algenfresser also nur ein, wenn du ihnen gerecht werden kannst (z.B. brauchen Siamensis viel Platz und Gesellschaft, Garnelen am besten Gruppen ab 10 Tieren). Siehe sie als kleine Helfer, nicht als Lösung für mangelnde Pflege.


6. Licht und Pflege optimieren: Vermeide direkte Sonneneinstrahlung aufs Aquarium. Passe die Beleuchtungsdauer an (max. \~10h, evtl. eine Mittagspause einlegen). Reinige Filter und Bodengrund regelmäßig, sodass sich keine Mulm- und Detritusdepots bilden, die als Nährstoffquelle für Algen dienen. Halte die Scheiben sauber – auf glatten, sauberen Flächen siedeln Algen schlechter.


7. Chemische Algenmittel – nur im Notfall: Auf Algizide solltest du nach Möglichkeit verzichten. Solche Mittel töten zwar Algen ab, aber sie können auch deinen Pflanzen und Tieren schaden. Zudem belasten tote Algen das Wasser zusätzlich, wenn sie nicht vollständig entfernt werden. Greife daher wirklich nur dann zur Chemie, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos blieben – und informiere dich genau über Anwendung und Risiken des Produkts. Meist lässt sich eine Algenplage durch Ursachenbekämpfung und bessere Pflege in den Griff bekommen, ganz ohne chemische Keule.


Fazit

Algen im Aquarium sind lästig, aber sie können dir auch etwas Wichtiges aufzeigen – nämlich dass in deinem Becken etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Packst du dieses Übel an der Wurzel (z.B. Überdüngung, Lichtüberschuss, Pflegefehler), verschwinden die Algen oft von ganz allein bzw. lassen sich viel leichter kontrollieren. Mit Geduld und konsequenter Pflege verwandelst du dein Aquarium wieder in eine algenarme, grüne Oase – Chemie brauchst du dann gar nicht erst einzusetzen. Die Belohnung: kristallklares Wasser, gesunde Pflanzen und ein deutlich schöneres Unterwasserpanorama!

bottom of page