Wie erkenne ich Hufrehe oder Kolik frühzeitig – und was tue ich im Notfall?
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Frühe Anzeichen einer Hufrehe
Bei einer beginnenden Hufrehe sind die Symptome anfangs oft subtil. Dein Pferd hebt die Hufe möglicherweise häufiger an und zeigt Unwillen, den Huf zu geben – beim Hufauskratzen lehnt es sich an dich oder zickt beim Schmied. Es geht steifer, besonders auf hartem Boden oder in engen Wendungen, und lahmt vielleicht leicht. Fühl mit der Hand an den Fesselbeugen: Eine verstärkte Pulsation der Zehenarterie kann ein Warnsignal sein. Im akuten Stadium werden die Symptome dann sehr deutlich: Das Pferd lahmt plötzlich stark, nimmt die typische „Sägebockstellung“ ein (Vorderbeine nach vorn gestreckt, Gewicht auf die Hinterhand verlagert) und will sich kaum bewegen. Die Hufe fühlen sich heiß an, und du spürst einen pochenden Puls. Manche Pferde legen sich aus Schmerz hin. Spätestens jetzt ist Eile geboten – akute Hufrehe ist immer ein Notfall! Zögere also nicht, sofort den Tierarzt anzurufen.
Frühe Anzeichen einer Kolik
Kolik bezeichnet jede Form von Bauchschmerzen beim Pferd und kann viele Ursachen haben. Erste Warnsignale sind oft ein verändertes Verhalten: Dein Pferd wird unruhig, steht vielleicht mit hängendem Kopf da, frisst schlechter oder wälzt sich häufiger. Typisch sind auch Scharren mit den Vorderhufen, flehmen (Oberlippe kräuseln) oder ständiges Schauen zum Bauch. In vielen Fällen legen sich kolikige Pferde hin, stehen wieder auf, rollen sich – diese Unruhe kommt schubweise. Starkes Schwitzen ohne ersichtlichen Grund, bis hin zu beschleunigter Atmung und erhöhter Pulsfrequenz, kann ebenfalls auf starke Schmerzen hindeuten. Auch die Darmgeräusche können verändert sein – manche Koliken gehen mit lauten, blubbernden Geräuschen einher, andere mit auffälliger Stille im Bauch. Wichtig: Schon leichte Symptome solltest du ernst nehmen, denn Kolik kann sich rasch verschlimmern.

Notfallmaßnahmen bei Hufrehe
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Pferd einen Reheschub hat, rufe umgehend den Tierarzt.
Handle schnell und ruhig: Bringe das Pferd in eine weich gestreute Box oder auf einen weicheren Boden, damit die schmerzenden Hufe entlastet werden – Sand oder Sägespäne sind ideal. Falls möglich, kühle die Hufe vorsichtig mit kühlem Wasser, da Kühlung den Entzündungsprozess verlangsamen kann (im akuten Anfangsstadium empfehlen Tierärzte oft das Einstellen der Hufe in Eiswasser).
Nicht zögern: Jeder akute Reheschub braucht sofortige Behandlung. Bewege das Pferd so wenig wie möglich – im Gegensatz zur Kolik sollte ein rehekrankes Pferd lieber nicht umhergeführt werden, da jeder Schritt schmerzhaft ist. Warte auf den Tierarzt und folge seinen Anweisungen. Merke: Sobald dein Pferd Anzeichen wie oben beschrieben zeigt, ist die Devise: Im Zweifel lieber einmal zu oft den Tierarzt rufen als zu spät! In der Akutphase wird der Tierarzt Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente geben und weitere Schritte einleiten (etwa Polsterverbände oder Hufbearbeitung), um dauerhafte Hufschäden abzuwenden.
Notfallmaßnahmen bei Kolik
Bei Kolikverdacht gilt sofortiges Handeln. Bleib selbst ruhig, denn Hektik überträgt sich auf dein Pferd.
Tierarzt anrufen: Warte nicht ab, ob es „vielleicht von selbst besser wird“. Koliken können lebensbedrohlich sein, schnelle Behandlung ist entscheidend.
Futter und Wasser entziehen: Gib deinem Pferd nichts zu fressen; auch Zugang zu Kraftfutter oder Gras sofort unterbinden. Biete zunächst kein Wasser an, bis der Tierarzt es erlaubt.
Pferd in Bewegung halten: Wenn das Pferd es zulässt, führe es im Schritt, um die Darmtätigkeit anzuregen. Achte dabei darauf, dass es sich nicht hinwirft. Leichtes Wälzen lassen viele Tierärzte mittlerweile zu, solange das Pferd danach wieder aufsteht – es kann dem Pferd sogar helfen, eine bequemere Position zu finden.
Beobachten: Versuche, wichtige Parameter zu kontrollieren, während du auf den Tierarzt wartest – fühle Puls (Normalwert ~28–40 Schläge/Minute), überprüfe Atmung (normal \~8–16 Atemzüge/Minute) und Temperatur (normal ~37,5–38,0°C). Notiere, ob und wie oft dein Pferd Äpfel (Pferdeäpfel = Kot) absetzt oder ob es Durchfall gibt. Diese Infos sind für den Tierarzt wichtig.
Umgebung sichern: Sorge dafür, dass genug Platz ist und das Pferd sich nicht verletzen kann, wenn es sich wälzt. Entferne gefährliche Gegenstände aus der Box oder dem Paddock.
Transport bereit machen: Organisiere vorsichtshalber eine Transportmöglichkeit, falls das Pferd in eine Klinik muss.
Wichtig
Bleib die ganze Zeit bei deinem Pferd, sprich beruhigend auf es ein. Deine Ruhe gibt auch dem Pferd Sicherheit. Sobald der Tierarzt eintrifft, berichte genau, was du beobachtet hast, damit er die richtige Behandlung (medikamentös oder im Ernstfall chirurgisch) einleiten kann.


