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Vom Haus mit Garten in die Wohnung: So gewöhnst du deinen Hund ein

  • Tierisch schlau
  • 9. Juli
  • 13 Min. Lesezeit

Ein Umzug vom Haus mit Garten in eine Wohnung ist für viele Hunde ein großer Einschnitt. Hunde sind Gewohnheitstiere, und ein solch drastischer Umgebungswechsel kann Unruhe und Stress auslösen. Besonders wenn der Hund vorher selbstständig in den Garten gehen konnte, fällt die Eingewöhnung an feste Gassizeiten oft schwer. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Maßnahmen kannst du deinem Vierbeiner helfen, sich im neuen Zuhause wohl zu fühlen und wieder zur Ruhe zu kommen.

Veränderter Alltag: Was stresst den Hund?

Ein Umzug bedeutet für Hunde viele Veränderungen auf einmal. Typische Stressfaktoren beim Wechsel vom Haus mit Garten in eine Wohnung sind:


  • Weniger Freiheit und Kontrolle: War zuvor die Terrassentür offen oder der Garten jederzeit zugänglich, konnte der Hund selbst entscheiden, wann er rausgeht. Dieses Gefühl der Selbstbestimmung fällt nun weg. Jetzt muss er warten, bis du ihn ausführst – was Frust auslösen kann. Ein zuvor stubenreiner Hund, der plötzlich Treppen laufen oder den Aufzug nehmen muss, hat anfangs vielleicht sogar wieder Unfälle in der Wohnung, einfach weil sein vertrauter Löseplatz fehlt.


  • Neue Reize und Reizüberflutung: In einer Wohnung (vor allem in dichter besiedelter Umgebung) prasseln ungewohnte Geräusche und Gerüche auf den Hund ein. Nachbarn im Treppenhaus, Straßenlärm, fremde Stimmen oder Hunde hinter der Wohnungstür – all das kann einen Hund verunsichern. Viele Hunde reagieren in der neuen Umgebung anfangs wachsam: Sie bellen z.B. bei jedem Geräusch im Flur, weil sie es als potenzielle Gefahr interpretieren. Insbesondere Hunde mit Schutz- oder Wachinstinkt neigen dazu, ständig “auf Posten” zu sein und kommen deshalb schlecht zur Ruhe.


  • Bewegungsdrang und Unterforderung: Ein junger oder aktiver Hund konnte im Garten vielleicht nach Belieben rennen, spielen und sich auch lösen. Fehlt dieser Auslauf, besteht die Gefahr, dass er unausgelastet und somit zappelig wird. Langeweile ist ein häufiger Auslöser für Unruhe – ein Hund, der körperlich und geistig nicht genug beschäftigt wird, zeigt oft rastloses Verhalten. Dein Hund hat immer noch Energie übrig, weil die kurzen Wohnungsspaziergänge den früheren Freiheitsdrang nicht komplett ersetzen.


  • Änderung der Routine: Hunde lieben feste Abläufe und Vorhersehbarkeit. Ein Umzug reißt alle gewohnten Routinen ein – Futterzeiten verschieben sich, der Standort vom Napf ist anders, der Löseplatz ist neu, und selbst deine eigene Anspannung beim Umzug wirkt auf den Hund ein. Diese Unsicherheit, wann was passiert, kann inneren Stress verursachen. Bis neue Routinen etabliert sind, ist der Hund womöglich orientierungslos. (Zum Glück gilt aber auch: Routine gibt Sicherheit – dazu gleich mehr.)


Jeder Hund reagiert unterschiedlich: Manche (oft ältere, ruhigere Hunde) passen sich relativ schnell an, während sensiblere oder energiegeladene Hunde länger unruhig sein können. Wichtig ist, die Ursachen der Unruhe zu verstehen – dann kannst du gezielt gegensteuern.


Beruhigende Umgebung schaffen

Die Wohnung sollte für deinen Hund zu einem Ort der Geborgenheit werden. Schaffe ihm einen festen Rückzugsort, an dem er ungestört entspannen kann. Ideal ist ein gemütliches Hundebett oder eine offene Box (Transportbox) mit einer Decke als „Dach“, damit eine Höhle entsteht. Viele Hunde fühlen sich in so einer geschützten Höhle besonders sicher. Platziere den Schlafplatz abseits von Lärmquellen – also nicht direkt an der Wohnungstür, an lauten Geräten oder am fenster, wo Straßenlärm hereindringt. Ein ruhiger, gedämpfter Bereich signalisiert dem Hund, dass er dort in Ruhe schlafen darf.


Gewöhne deinen Hund positiv an diesen Ruheplatz: Immer wenn er sich dorthin begibt, lobe ihn leise oder gib ein kleines Leckerli. Du kannst auch ein Kommando wie „Decke“ oder „Ruheplatz“ einführen, indem du ihn sanft dorthin führst, sobald er unruhig wird, und ihn fürs Liegenbleiben belohnst. Nach und nach versteht er: Dieser Ort bedeutet Entspannung.


Umgebungsgeräusche, die den Hund nervös machen, lassen sich durch Hintergrundgeräusche überdecken. Viele Halter haben gute Erfahrungen mit entspannender Musik oder Weißrauschen (z.B. ein leise laufender Ventilator oder spezielles Hundegeräusch-Gerät) gemacht. Probiere aus, welche Geräuschkulisse deinem Hund guttut. Alternativ oder ergänzend kann man nachts auch einfach mal das Licht dimmen und z.B. ein Nachtlicht nutzen – manche Hunde entspannen besser in halbdunkler Umgebung.


Falls dein Hund bei jedem kleinen Geräusch von draußen anschlägt, hilft Desensibilisierung: Nimm Alltagsgeräusche (Klingeln, Schritte im Flur, Aufzuggeräusch) auf und spiele sie zunächst sehr leise in der Wohnung ab, während der Hund entspannt ist oder frisst. Allmählich steigerst du die Lautstärke über Tage hinweg. So lernt er, diese Geräusche als „Hintergrund“ zu akzeptieren. Zusätzlich kannst du die Wohnung etwas schalldämmen: dicke Teppiche, Vorhänge und geschlossene Fenster in der Nacht reduzieren den Lärm von außen. Je weniger dein Hund von den neuen Reizen mitbekommt, desto eher kommt er zur Ruhe.


Ausreichende Bewegung und mentale Auslastung

Ein ausgelasteter Hund kann zuhause besser entspannen. Bewegung und Beschäftigung stehen deshalb ganz oben auf der To-do-Liste, wenn der Garten als Spielwiese wegfällt. Plane feste Zeiten ein, in denen du deinen Hund körperlich forderst und geistig beschäftigst:


  • Längere Spaziergänge: Wenn bisher morgens, mittags, abends nur kurze Gassirunden stattfanden, versuche, mindestens eine dieser Runden deutlich auszudehnen. Gerade junge, energiegeladene Hunde brauchen auch ohne Garten täglich Möglichkeiten zum Rennen und Toben. Ein Spaziergang von 45–60 Minuten (gern mit Freilauf in sicherem Gebiet oder an der Schleppleine) am Morgen oder Abend kann Wunder wirken. So kann der Hund schnüffeln, seine Umgebung erkunden und überschüssige Energie loswerden. Viele Hunde, die anfangs um 5 Uhr früh wach und unruhig sind, schlafen länger, wenn sie wissen, dass z.B. um 7 Uhr zuverlässig ein großer Ausflug folgt – der Körper passt sich dem Rhythmus an.


  • Spiel und Sprinten: Nutze wenn möglich eingezäunte Hundeausläufe, Hundewiesen oder einen sicheren Park, um deinen Hund richtig rennen zu lassen. Ball- oder Frisbee-Spiele, gemeinsames Joggen oder am Fahrrad Laufen (langsam antrainieren) geben dem Hund die Sprints und körperliche Auslastung, die er früher im Garten vielleicht alleine gemacht hat. Denk dran: Ein müder Hund schläft in der Regel gut. Körperliche Ermüdung reduziert oft auch übermäßiges Wachsamkeitsverhalten in der Wohnung.


  • Mentale Auslastung: Mindestens genauso wichtig wie Bewegung ist Kopfarbeit. Neue Tricks üben, Suchspiele veranstalten oder einen Schnüffelteppich einsetzen, in dem der Hund Leckerchen suchen muss, fordert den Hund geistig und macht ihn zufrieden müde. 10 Minuten konzentriertes Suchspiel oder Klickertraining können so anstrengend sein wie eine halbe Stunde Laufen. Gerade ehemals freiheitsgewohnte Hunde langweilen sich in der Wohnung schnell – durch Nasenarbeit und Denkaufgaben kann man dem entgegenwirken. Verstecke zum Beispiel einen Teil des Futters in der Wohnung (in Pappkartons, unter Bechern, in Handtuchknoten), damit dein Hund seine Nahrung „erarbeiten“ kann. Das lastet aus und lenkt von der neuen Umgebung ab.


Achte darauf, dass du täglich ein Grundpensum an Bewegung einhältst. Der Hund sollte sich darauf verlassen können, dass morgens, mittags, abends etwas passiert – das nimmt ihm die Unsicherheit. Ein gleichbleibender Tagesablauf mit verlässlichen Gassi- und Spielzeiten hilft dem Hund, sich anzupassen. Natürlich muss nicht jede Runde gleich lang sein, aber ein strukturierter Plan (z.B. morgens große Runde, mittags kurze Lösen/Geschäftsrunde, abends mittelgroße Runde mit Training) gibt Orientierung. Und keine Sorge: Mit der Zeit stellt sich oft heraus, dass gemeinsame Ausflüge spannender sind als allein im Garten zu hocken. Viele „Gartenhunde“ blühen richtig auf, wenn sie regelmäßig etwas von der Welt sehen dürfen.


Feste Routinen und liebevolle Konsequenz

Klare Routinen und Regeln geben Hunden in neuer Umgebung Sicherheit. Überlege dir einen Tagesablauf und bestimmte Regeln, die auch in der Wohnung gelten sollen, und halte dich möglichst konsequent daran – so weiß dein Hund, woran er ist. Beispiele:


  • Fütterungszeiten und Orte beibehalten: Füttere zu den gewohnten Zeiten, falls möglich, und am selben Ort (z.B. Napf weiterhin in der Küche). Schon kleine Kontinuitäten vermitteln dem Hund Verlässlichkeit. Wenn vorher der Napf immer in einem bestimmten Zimmer stand, stell ihn nicht plötzlich woanders hin – Routine gibt Sicherheit.


  • Schlaf- und Ruhezeiten einführen: Plane Ruhepausen fest ein. Nach dem Morgengassi und Frühstück könntest du eine Stunde Ruhezeit festlegen – keine Animation durch Spiel, keine großen Geräusche. Hunde brauchen viel Schlaf (gern 16–20 Stunden am Tag verteilt). Wenn dein Hund lernt, dass nach Action immer auch Ruhe folgt, kommt er insgesamt besser runter. Du kannst ihm z.B. nachmittags einen Kauartikel (Ochsenziemer, getrocknete Ohren o.ä.) geben – Kauen beruhigt und macht müde. Solche Rituale (Kauzeit = Ruhezeit) helfen beim Entspannen.


  • Nachtruhe trainieren: Anfangs mag dein Hund dich vielleicht sehr früh wecken (aus Unruhe oder weil ihm langweilig ist). Versuche, nicht sofort aufzuspringen, solange es nicht ein dringendes Geschäft ist. Steht man immer gleich um 5 Uhr auf, lernt der Hund, dass der Tag um 5 beginnt – und wird dich weiterhin wecken. Besser ist, einige Minuten zu warten oder ihn kurz ruhig zu halten, damit er merkt, dass Nachtzeit ist. Wenn du schrittweise die Aufstehzeit verlagerst (erst 5:15, dann 5:30, etc.), passt sich sein Rhythmus an. Ignoriere nächtliches Quengeln (sofern er nicht wirklich raus muss) möglichst, damit es sich nicht lohnt. Natürlich soll man den Hund nicht ewig einhalten lassen, aber ein paar Minuten „aussitzen“ können zeigen: Frauchen/Herrchen bestimmt, wann Morgen ist.


  • Neue Wohnung, gleiche Regeln: Überlege, welche Hausregeln weiterhin gelten sollen. Zum Beispiel, darf der Hund aufs Sofa oder nicht? Darf er mit aufs Bett? Muss er warten, bevor er durch die Tür geht? In ungewohnter Umgebung testen manche Hunde die Grenzen neu aus. Klare, bekannte Regeln (lieb aber konsequent durchgesetzt) strukturieren den Alltag und geben dem Hund Halt. Wenn er z.B. bisher nicht in die Küche durfte, halte das auch in der Wohnung so – dann hat er eine Konstante. Umgekehrt, wenn er bisher gewisse Privilegien hatte, ändere nicht alles auf einmal, sonst ist der Kulturschock zu groß.


  • Keine Inkonsistenz aus Mitleid: Viele Hundehalter neigen dazu, unsicheren Hunden „alles durchgehen zu lassen“, weil sie den Hund schonen wollen. Doch gerade ein verunsicherter Hund braucht Orientierung durch den Menschen. Mit anderen Worten: Freundliche Konsequenz vermittelt Sicherheit. Dein Hund soll spüren, dass du die Lage im Griff hast. Das heißt nicht Härte oder Strenge – sondern einfach Verlässlichkeit. Wenn heute das Anspringen ignoriert wird, aber morgen schimpfst du plötzlich, weil du genervt bist, wird der Hund nur unsicherer. Bleibe also berechenbar für deinen Hund.


Wenn mehrere Hunde im Haushalt sind, behalte gleiche Regeln für alle bei, damit kein Neid entsteht. Im Ausgangsbeispiel hatte der ältere Rüde keine Probleme mit dem Umzug, die jüngere Hündin jedoch schon. Hier ist es wichtig, beiden gerecht zu werden: Der unsicheren Hündin viel Führung und Training geben, aber den entspannten Rüden ebenfalls loben und einbeziehen, damit kein Konkurrenzdruck aufkommt. Allgemein gilt: Schenke deinem Hund in der neuen Umgebung viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, aber führe ihn auch mit ruhiger Hand durch den Tag – diese Balance gibt ihm Vertrauen.


Wachsamkeit reduzieren – Reize dosieren

Hunde, die vom Land oder einem Einfamilienhaus kommen, müssen lernen, dass im Mehrfamilienhaus oder städtischen Umfeld nicht jeder Reiz sie etwas angeht. Wenn dein Hund jeden Schritt im Treppenhaus überwacht oder auf dem Balkon stundenlang „Wache“ schiebt, steigt sein Erregungslevel ständig an. Hier sind ein paar Strategien, um übermäßige Wachsamkeit abzubauen:


  • Gezielte Gewöhnung an Geräusche: Stell dich mit deinem Hund mal ins Treppenhaus oder vor die Haustür, wenn ein Nachbar vorbeigeht (natürlich mit etwas Abstand an der Leine). Bleibt dein Hund ruhig oder ignoriert den Nachbarn, lobe ihn großzügig. Zeige ihm, dass dies normal ist. Wiederhole solche Übungen, damit er lernt, dass Leute im Flur oder Geräusche am Aufzug zum Alltag gehören und keine Gefahr darstellen. Viele Hunde bellen anfangs in der neuen Wohnung, weil sie die ungewohnten Geräusche nicht einordnen können. Durch Desensibilisierung und häufige positive Erfahrungen im Hausflur kann sich das legen.


  • „Ist okay“-Signal: Einige Hundehalter etablieren ein bestimmtes Wort oder Signal, das dem Hund vermittelt „alles in Ordnung, du musst nicht reagieren“. Zum Beispiel könntest du bei einem Geräusch, auf das dein Hund normalerweise anspringt, in ruhigem Ton „Alles gut“ oder „Ist ok“ sagen, bevor der Hund bellt, und ihm gleichzeitig ein Leckerchen geben. Mit der Zeit verknüpft der Hund das Geräusch mit deinem Entspannungssignal und erwartet eher das Leckerli als dass er Alarm schlägt. Dieses Training erfordert Geduld, kann aber sehr hilfreich sein, um einen wachsam-angespannten Hund herunterzufahren.


  • Entspannungstechniken: Decken- oder Matten-Training kann Wunder wirken. Bring deinem Hund bei, auf Kommando auf seiner Decke zu bleiben (anfangs nur kurz, dann länger) und sich dort zu entspannen. Belohne ruhiges Liegen. Das Ziel ist, dass die Decke zum „Off-Switch“ wird – liegt der Hund darauf, passiert nichts Aufregendes mehr. Zusätzlich kannst du Massage einsetzen: Viele Hunde genießen langsame, sanfte Streichungen an Brust oder Rücken. Besonders abends, wenn der Tag ausklingen soll, können ein paar Minuten Massage helfen, die Anspannung zu lösen. In Kombination mit leiser Musik und dämmrigem Licht entsteht so ein richtiger Wellness-Moment für den Hund.


  • Reizquellen kontrollieren: Überlege, wann dein Hund am unruhigsten ist und ob du diese Reize mindern kannst. Beispiel Balkon: Sieht dein Hund frühmorgens vom Balkon aus Vögel, Katzen oder Passanten, die ihn „alarmieren“? Dann lass ihn über Nacht lieber nicht raus oder zieh die Vorhänge zu, damit er gar nicht erst in Wachhund-Modus verfällt. Wenn er dazu neigt, stundenlang am Fenster zu patrolieren, könntest du den Zugang begrenzen – z.B. den Blick aus dem Fenster mit Folie teilweise abkleben oder dem Hund beibringen, dass Fensterzeit nur mit deiner Erlaubnis ist. Ziel ist nicht, dem Hund alles zu verbieten, sondern ihm klarere Pausen von den Umweltreizen zu verschaffen.


  • Übung macht den Meister: Vergiss nicht, deinen Hund für ruhiges Verhalten zu loben. Wenn er mal nicht bellt, obwohl jemand am Haus vorbeigeht, oder wenn er entspannt daliegt, während draußen Lärm ist – sag ihm ruhig „Braaaav“ oder gib ein Leckerli. Hunde wiederholen Verhalten, das sich für sie lohnt. Oft achten wir nur auf Fehlverhalten („Hör auf zu bellen!“), aber gerade stilles, angepasstes Verhalten sollte ebenfalls Aufmerksamkeit bekommen, damit der Hund versteht, dass das gewünscht ist.


Hilfsmittel nutzen (Pheromone, Düfte & Co.)

In schwierigen Phasen können beruhigende Hilfsmittel den Stress deines Hundes weiter reduzieren – als Ergänzung zu Training und Routine. Hier einige Optionen, die sich als wirksam erwiesen haben:


  • Adaptil (Beruhigungs-Pheromon): Dieses Produkt imitiert das natürliche Wohlfühl-Pheromon, das säugende Mutterhündinnen absondern. Es gibt Adaptil als Halsband, Spray oder Steckdosen-Diffusor. Studien belegen, dass Adaptil bei Welpen und erwachsenen Hunden Stresssymptome in herausfordernden Situationen reduziert. Ein Diffusor verströmt rund um die Uhr Pheromone in der Wohnung – ideal während der ersten Wochen im neuen Heim. Viele Tierärzte empfehlen Adaptil, da es nebenwirkungsfrei ist und einfach für eine entspanntere Grundstimmung sorgen kann. Gerade Hunde, die stark auf Veränderungen reagieren, können von dieser Unterstützung profitieren.


  • Thundershirt oder Anxiety Wrap: Das sind eng anliegende Druckwesten für Hunde, die durch leichten, konstanten Druck (ähnlich einer Umarmung) beruhigend wirken sollen. Bei einigen Hunden vermindert so ein Shirt nachweislich Angstverhalten (es wird z.B. oft bei Gewitter- oder Silvesterangst eingesetzt). Für deinen Hund könntest du es testweise in stressigen Situationen anlegen, etwa abends, wenn er schlecht zur Ruhe findet. Manche Hunde legen sich mit dem Thundershirt schneller hin und wirken gelassener – allerdings spricht nicht jeder Hund gleichermaßen darauf an. Es ist aber einen Versuch wert, da es ebenfalls keine negativen Nebenwirkungen hat.


  • Natürliche Beruhigungsmittel: Es gibt eine Reihe sanfter Mittel, die angstlösende oder entspannende Wirkung zeigen:


    • Lavendel-Duft: Der Geruch von Lavendel kann nachweislich beruhigend auf Hunde wirken. In einer klinischen Untersuchung führte ein mit Lavendel und Baldrian imprägniertes Halsband schon nach wenigen Tagen zu weniger Stressanzeichen bei Hunden. Du kannst z.B. ein Lavendelkissen in der Nähe des Hundebetts platzieren oder ein spezielles Spray für Hunde verwenden (kein reines ätherisches Öl unverdünnt auf den Hund sprühen, das wäre zu stark). Auch beim Autofahren hat sich Lavendel-Aroma bewährt: In Studien bellten Hunde deutlich weniger und waren ruhiger, wenn der Fahrzeug-Innenraum dezent mit Lavendel beduftet war. Wichtig ist, es nicht zu übertreiben – Hunde haben einen feinen Geruchssinn, ein leichter Hauch reicht völlig.


    • L-tryptophan und Kräuter: Bestimmte Nahrungsergänzungen oder Snacks setzen auf Inhaltsstoffe, die die Bildung von Glücks- bzw. Entspannungshormonen fördern. L-Tryptophan ist z.B. eine Aminosäure, die der Körper in Serotonin umwandelt – einige beruhigende Leckerlis oder Pasten enthalten diesen Stoff. Auch Kräuter wie Johanniskraut, Baldrian, Kamille oder Passionsblume werden traditionell gegen Angst eingesetzt (häufig in Kombination). Bevor du jedoch wild Kräutermischungen fütterst, sprich im Zweifel mit dem Tierarzt. Es gibt fertige Präparate für Hunde, die meist gut verträglich sind. Sie können dazu beitragen, dass der Hund insgesamt ausgeglichener wird.


    • CBD-Öl: Als neuere Alternative nutzen manche Hundebesitzer CBD-Hanföl (ohne THC) zur Beruhigung. Die evidenzbasierte Wirkung bei Hunden ist noch nicht endgültig geklärt, aber anekdotisch berichten einige von positiven Effekten bei Stress und Unruhe. Wenn, dann sollte man unbedingt auf ein Tierprodukt mit passender Dosierung zurückgreifen und es zuerst in kleiner Menge ausprobieren.


Bevor du zu Medikamenten vom Tierarzt greifst (was in Extremfällen wie Panikstörungen natürlich auch eine Option wäre), können solche sanften Hilfsmittel unterstützend eingesetzt werden. Wichtig: Sie ersetzen nicht Training und Gewöhnung, aber sie begleiten den Prozess und machen es dem Hund leichter, neue Erfahrungen gelassen zu verarbeiten.


Zeit und Geduld – die Schlüssel zum Erfolg

Zuletzt der wohl wichtigste Punkt: Hab Geduld mit deinem Hund und mit dir selbst. Ein Umzug ist für einen Hund eine enorme Umstellung, die einfach Zeit braucht. Erwarte nicht, dass nach ein paar Tagen alles perfekt läuft. In der Regel wird es nach einigen Wochen besser und nach einigen Monaten habt ihr euch beide an den neuen Alltag gewöhnt.


Beobachte deinen Hund aufmerksam: zeigt er kleine Fortschritte? Jeder Moment, in dem er sich entspannt, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Verstärke entspanntes Verhalten positiv, damit es häufiger auftritt. Wenn du deinen Hund z.B. ruhig auf seiner Decke liegen siehst, geh leise zu ihm, kraule ihn sanft oder sag in beruhigendem Ton „Brav so“. So lernt er: Ruhe lohnt sich. Gleichzeitig solltest du Unruhe möglichst ignorieren, solange kein ernstes Problem dahintersteckt – denn Aufmerksamkeit (sogar in Form von Schimpfen) kann für den Hund eine Belohnung sein. Natürlich musst du reagieren, wenn er z.B. etwas zerstört vor Stress, aber versuche, nervöses Hin-und-her-Laufen eher umzulenken (in Spiel oder Training) statt es groß zu kommentieren.


Denk daran, dass deine eigene Stimmung sich auf den Hund überträgt. Nach einem Umzug hat man selbst viel Stress; vielleicht bist du wegen der neuen Situation oder des frühen Aufstehens genervt. Versuche dennoch, Ruhe und Zuversicht auszustrahlen, wenn du mit deinem Hund umgehst. Für ihn ist alles neu und er schaut auf dich als Fels in der Brandung. Je souveräner und gelassener du den Alltag meisterst, desto sicherer fühlt sich dein Hund. Das heißt nicht, dass du keine Fehler machen darfst – nur verzeih dir selbst und bleib insgesamt positiv.


Solltest du trotz aller Maßnahmen merken, dass dein Hund über längere Zeit gar nicht zur Ruhe findet oder sehr unglücklich wirkt, scheue dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Tierarzt kann abklären, ob eventuell gesundheitliche Ursachen (Schmerzen, Schilddrüse etc.) eine Rolle spielen. Ein Hundetrainer oder Verhaltensberater kann individuell auf euren Fall zugeschnittene Tipps geben. Manchmal genügen schon wenige Sitzungen, um neue Anregungen zu bekommen.


Ausblick: Bald ist Wohnungshund sein ganz normal

Viele Hunde, die anfangs Probleme hatten, vom freien Gartenleben ins Apartmentleben zu wechseln, entwickeln sich mit der Zeit zu zufriedenen Wohnungshunden. Sie lernen die Vorteile zu schätzen: dass Herrchen/Frauchen nun öfter tolle Spaziergänge unternimmt, dass die Couch ganz gemütlich ist und dass es viele neue Eindrücke draußen gibt. Dein Hund wird merken, dass die Wohnung sein neues Zuhause ist und kein „Käfig“. Und er wird verstehen, dass er nicht ständig Wache schieben muss, weil nichts Schlimmes passiert.


Halte durch – die ersten Wochen sind die anstrengendsten. Wenn du konsequent für ausreichend Auslastung, eine geborgene Wohnungsatmosphäre, klare Routinen und geduldige Führung sorgst, wird dein Hund Schritt für Schritt entspannter. In ein paar Monaten werdet ihr beide auf den Umzug zurückblicken und feststellen, dass ihr daran gewachsen seid. Dein Hund vertraut dir dann vielleicht sogar mehr als zuvor, weil du ihn sicher durch die Veränderung geleitet hast.


Fazit: Die Eingewöhnung vom Haus mit Garten zur Wohnung erfordert Zeit, Training und Verständnis. Schaffe deinem Hund einen Ruhepol in der Wohnung und reduziere belastende Reize. Sorge für genügend Bewegung und geistige Beschäftigung, damit er ausgelastet und zufrieden ist. Etabliere feste Rituale, denn ein geregelter Tagesablauf gibt Hunden Halt. Unterstütze ihn bei der Stressbewältigung – sei es durch Desensibilisierung, kleine Hilfsmittel wie Pheromone oder einfach durch viel Liebe und Lob, wenn er etwas gut macht. Mit viel Geduld und positiver Verstärkung wird dein Vierbeiner lernen, dass auch das Leben ohne freien Gartenzugang schön sein kann – Hauptsache, er ist mit dir zusammen! 

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