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Schwarm braucht Platz – Zebrafinken nicht im Minikäfig halten

  • Tierisch schlau
  • 20. Mai
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai

Zebrafinken gehören zu den kleinsten Heimvögeln, aber ihr Platzbedarf ist enorm relativ zu ihrer Größe. Die quirligen Prachtfinken sind wahre Flugdynamos: In freier Natur leben sie in Australien in offenen Habitaten und fliegen täglich weite Strecken auf Futtersuche. Zudem sind sie extrem gesellig – Schwärme von 50 bis 100 Tieren sind keine Seltenheit. Diese Fakten sollte jeder Halter im Hinterkopf haben: Zebrafinken brauchen Artgenossen und Raum zum Fliegen. Ein winziger Käfig mit einem einsamen Pärchen tut ihnen keinesfalls gut.


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Minikäfig = Tierquälerei

Früher wurden Zebrafinken oft in sehr kleinen Käfigen („Singvogelkäfige“) gehalten – genug, damit sie von Stange zu Stange hüpfen können, aber nicht fliegen. Heute weiß man, dass solche Haltung weder tiergerecht noch gesund ist. Bewegungsmangel in Mini-Käfigen führt zu Fettleibigkeit, Muskelschwund und sogar Organschäden. Vögel, die nicht fliegen können, haben z.B. schlechtere Durchblutung von Lunge und anderen Organen. Auch Fußprobleme (Druckstellen) nehmen zu, wenn die Tiere mangels Flug ständig hocken. Normale Käfige im Zoohandel sind oft viel zu klein für Zebrafinken. Selbst wenn die Vögel darin ein paar Flügelschläge machen können, reicht das nicht annähernd an ihren Bewegungsdrang heran. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) gibt als Mindestmaß für bis zu 3 Paare Zebrafinken 120 cm Länge × 60 cm Tiefe × 100 cm Höhe an. Das ist schon eher Volierengröße als Käfig – und wird dennoch als Minimum verstanden, das man nach Möglichkeit überschreiten sollte (besonders bei größtem Bewegungsbedarf der Tiere). Viele Experten empfehlen z.B. 2 m Länge für eine Zebrafinken-Voliere, damit richtige Flüge möglich sind. Eine Faustregel: Breite geht vor Höhe. Zebrafinken fliegen gern waagerecht; ein Käfig sollte länger als hoch sein. Ein typischer „Wellensittichkäfig“ (vielleicht 60 cm breit) reicht nicht – die Vögel würden nur flattern, aber keinen geraden Streckenflug hinbekommen.


Schwarmhaltung

Zebrafinken sind Schwarmtiere durch und durch. Einzelhaltung oder gar alleiniger Zebrafink ist absolut nicht artgerecht und verboten (in der Schweiz z.B. gesetzlich untersagt). Man sollte Zebrafinken mindestens paarweise halten, besser in einer kleinen Gruppe ab 4 Tieren (z.B. 2 Paare). In Gruppen entfalten sie ihr natürliches Sozialverhalten: Sie zwitschern im Chor, balzen in witzigen kleinen Flugmanövern, zanken sich mal kurz und beruhigen sich wieder – kurzum, Leben im Schwarm. Einzelne Paare können zwar auch glücklich sein, aber gerade Zebrafinken profitieren von der Anregung eines Mini-Schwarms. Wichtig: Bei Gruppen immer auf ausreichend Platz achten, damit kein Gedränge entsteht. Je mehr Vögel, desto größer muss die Voliere sein. Die TVT fordert pro zusätzliches Paar etwa +25% Grundfläche dazu. In der Praxis heißt das: Wenn 120×60 cm für bis zu 3 Paare gilt, sollte man für 4–5 Paare schon Richtung 160×80 cm gehen usw.


Einrichtung für Bewegung

Selbst in einem großen Käfig kann man noch etwas tun, um die Zebrafinken zum Fliegen zu animieren. Sitzstangen und Futternäpfe so positionieren, dass sie nicht alle beieinander sind, sondern die Vögel ein paar Meter fliegen müssen, um von einer zur anderen zu kommen. Naturäste als Sitzstangen unterschiedlicher Dicke bieten nicht nur gesunde Abwechslung für die Füße, sondern können auch so angebracht werden, dass freie Flugschneisen dazwischen bleiben. Kein überladenes Dekor: Klar lieben es Zebrafinken, z.B. Schaukeln oder Zweige zum Nagen zu haben, aber man sollte nicht so viel reinhängen, dass kaum noch Platz zum Fliegen bleibt. Lieber an einer Seite der Voliere eine „Spielzone“ und auf der anderen Seite freie Strecke.


Täglicher Freiflug

Wenn man keinen sehr großen Käfig hat, ist Freiflug im Zimmer essentiell. Zebrafinken fliegen sehr geschickt auch in Räumen umher, wenn diese vogelsicher sind (Fensterscheiben abkleben, keine offenen Wasserbehälter etc.). Ein bis zwei Stunden Freiflug pro Tag lassen die kleinen Flitzer richtig in Fahrt kommen. Das Zimmer wird dann zum eigentlichen Lebensraum und der Käfig nur Schlaf- und Futterplatz. Allerdings muss man geduldig sein: Zebrafinken sind nicht so leicht in den Käfig zurückzubitieren wie handzahme Großpapageien. Oft muss man sie mit Hirse oder dem Anbruch der Dunkelheit „locken“. Die TVT weist darauf hin, dass bei Volierenhaltung täglich mehrere Stunden Freiflug ideal sind. Das ist allerdings nicht immer praktisch, daher besser gleich eine ausreichend große Voliere bereitstellen.


Schwarm und Revier

Zebrafinken im Schwarm brauchen nicht nur Platz zum Fliegen, sondern auch Platz, um auszuweichen. Innerhalb einer Gruppe kann es auch mal Streit geben (z.B. zwei Hähne wetteifern, oder Henne will ihre Ruhe vor aufdringlichem Hahn). Dann ist es wichtig, dass schwächere Tiere Rückzugsmöglichkeiten haben: mehrere Sitzplätze, Sichtschutz etwa durch Zweige oder halbhohe Trennwände in der Voliere. In einem Minikäfig kann ein rangniedriger Vogel nirgendwo hin – Dauerstress! In einer geräumigen Voliere dagegen kann er einfach auf einen entfernten Ast flattern. Deshalb gilt: Je größer die Grundfläche, desto friedlicher oft die Gruppe, weil sich alle aus dem Weg gehen können.


Gesundheit und Kondition

Ausreichend Platz wirkt sich direkt positiv auf die Gesundheit aus. Zebrafinken mit viel Flugraum sind durchtrainiert, haben kräftige Flugmuskeln und ein starkes Herz-Kreislauf-System. Sie sind weniger anfällig für Fettgeschwülste (Lipome), die bei Bewegungsmangel und üppigem Futter durchaus auftreten können. Die Vögel bleiben auch geistig aktiver – fliegende, erkundende Tiere sind neugieriger und zeigen mehr natürliches Verhalten als solche, die resigniert im kleinen Käfig hocken. Man erkennt Zebrafinken in artgerechter Haltung oft daran, dass sie ein makelloses, glattes Gefieder haben und lebhaft zwitschern. In Mini-Käfigen sieht man manchmal abgebrochene Schwanzfedern (weil sie ständig ans Gitter stoßen) oder sie bewegen sich kaum – eindeutige Alarmsignale.


Kein Rundkäfig

Eine wichtige Anmerkung zum Käfig: Runde Käfige sind ungeeignet. Vögel verlieren darin die Orientierung, es gibt keine Ecke zur Zuflucht, und die Flugstrecke ist ungleichmäßig. Die Mindestanforderungen verbieten Rundkäfige für Kleinvögel explizit. Also immer eckige Volieren mit ausreichender Breite wählen.


Praxisbeispiel

Stellen wir uns vor, jemand hält zwei Zebrafinken in einem handelsüblichen Käfig von 50 cm Breite. Die armen Tiere können vielleicht 2 Flügelschläge machen, dann ist Ende – sie hüpfen also meist nur umher. Außerdem sitzen sie aus Mangel an Alternativen dicht beieinander; Streit um den Lieblingsplatz ist programmiert. Die Besitzer wundern sich, warum die Vögel „nur hocken und dick werden“. Nun vergleiche man das mit einer Voliere von z.B. 150 cm Länge mit vier Zebrafinken. Dort sieht man die Finken morgens erstmal ein paar Platzrunden drehen – sie schießen von einem Ende zum anderen, landen kurz, tschilpen und weiter geht’s. Sie erkunden alle Ebenen, picken am Boden nach Samen, baden vielleicht in einer Schale. Das Sozialleben spielt sich vielseitiger ab: Mal fliegen zwei Hähne um die Wette, während die anderen beiden am Napf fressen; mal sitzen alle zusammen und dösen im Ast. Kurzum, das natürliche Verhalten kommt viel besser zur Geltung. Und die Vögel bleiben fit.


Fazit

Zebrafinken benötigen viel mehr Platz, als ihre geringe Größe vermuten lässt. Ein Schwarm braucht Platz zum Fliegen und Ausweichen. Minikäfige sind absolut tabu. Stattdessen sollte es mindestens eine großzügige Voliere oder täglicher Zimmerfreiflug sein. Halter, die den kleinen Piepsern diesen Raum geben, werden mit glücklichen, aktiven Vögeln belohnt, die ihr fröhliches Treiben entfalten. Denn nichts ist schöner, als Zebrafinken beim schnellen Flug, beim gemeinsamen Baden oder beim Schwarmgezwitscher zu beobachten – und all das ist nur in einer artgerechten Umgebung möglich. Also: Lieber keine Zebrafinken halten, als sie in einem winzigen Käfig zu quälen. Schwarm braucht Platz – diesem Motto muss jede Haltung gerecht werden.

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