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Nachwuchs bei Zebrafinken – was jetzt wichtig ist, damit die Kleinen überleben

  • Tierisch schlau
  • 18. Juni
  • 5 Min. Lesezeit

Nachwuchs im Zebrafinken-Heim – wie aufregend! Die winzigen Zebraflinken-Küken sind geschlüpft und piepsen im Nest. Jetzt liegt es an dir als Halter, optimale Bedingungen zu schaffen, damit alle Jungen groß und stark werden. Zum Glück sind Zebrafinken sehr fürsorgliche Eltern, wenn die Umstände stimmen. Worauf solltest du also achten? Die wichtigsten Faktoren sind geeignetes Futter, viel Ruhe und ein Auge auf das Verhalten der Eltern. Hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die ersten kritischen Lebenswochen der Zebrafinken-Babys.

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Rückzug und Ruhe: Stressfreies Brutklima

Zebrafinken-Eltern brauchen jetzt vor allem eines: Ruhe. Positioniere den Käfig oder die Voliere an einem ruhigen, geschützten Standort, weg von dauerndem Trubel. Laute Geräusche oder ständiges Hantieren am Käfig können die Altvögel nervös machen. Vermeide also in den ersten Wochen unnötiges Umsetzen oder großes Saubermachen direkt am Nest. Die Brutkiste solltest du nur behutsam kontrollieren, am besten wenn die Eltern kurz draußen sind – und das auch nicht täglich, um die Alten nicht zu beunruhigen. Ein wichtiger Faktor ist auch Wärme: Junge Zebrafinken brauchen ausreichend Umgebungstemperatur, ideal sind um 20–25 °C. Zugluft oder Kälte kann für Küken tödlich sein. In beheizten Räumen ist das meist gegeben; falls du eine Außenvoliere hast, solltest du bei kühlem Wetter eventuell einen Wärmestrahler bereitstellen oder die Familie ins Warme holen. In freier Natur brüten Zebrafinken bei warmen Temperaturen, und Kälte bedeutet Stress.


Genügend Platz im Käfig sorgt dafür, dass es nicht zu Streitereien kommt. Hast du mehrere Zebrafinken-Paare, ist jetzt wichtig, dass jeder sein eigenes Nest und Revier hat. Enge kann Aggressionen auslösen – schlimmstenfalls stören fremde Vögel das Brutpaar oder es kommt zu Kämpfen. Im Zweifel trenne die brütende Familie in einen eigenen Käfig, um ihnen Frieden zu gönnen. Einen zweiten Käfig solltest du ohnehin parat haben, falls es Auseinandersetzungen gibt oder später die Jungvögel umgesetzt werden müssen.


Optimales Futter: Kraftnahrung für Eltern und Küken

Jetzt heißt es „all you can eat“ für die Vogelfamilie – natürlich im positiven Sinne. Die Eltern leisten Schwerstarbeit beim Füttern: Sie würgen unentwegt vorverdaute Nahrung hoch, um die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Deshalb brauchen sie besonders nährstoffreiches Futter. Neben dem gewohnten Körnerfutter (Hirse-Mischung für Prachtfinken) solltest du unbedingt Aufzuchtfutter anbieten. Solches Eifutter oder Aufzuchtbrei (gibt es als Fertigprodukt im Zoofachhandel) enthält viel Eiweiß und Vitamine, die für das Wachstum nötig sind. Zebrafinken nehmen dieses Weichfutter gerne, um es an ihre Jungen zu verfüttern. Auch Keimfutter ist sehr empfehlenswert: Weiche Hirse oder anderes Saatgut für einen Tag in Wasser ein, bis es keimt, und reiche es dann – gekeimte Samen sind besonders nährstoffreich und leicht verdaulich. Viele Züchter schwören darauf, während der Brut ständig Keimfutter verfügbar zu haben, da es die Überlebensrate der Küken erhöht.


Tierisches Eiweiß ist ein weiterer wichtiger Baustein. In der Natur füttern Prachtfinken ihren Jungen auch mal Insekten oder Würmchen. Du kannst z.B. gekochtes Ei (zerkleinert) untermischen. Ein altbewährtes Hausrezept ist eine Mischung aus hartgekochtem Ei, etwas Magerquark und geriebener Möhre. Diese kann man als Frischfutter täglich geben (leicht anwärmen oder auf Zimmertemperatur, nicht direkt aus dem Kühlschrank). Wichtig: Alle Frischfutterreste täglich entfernen, damit nichts verdirbt oder Schimmel ansetzt.


Grünfutter und Mineralien nicht vergessen: Biete den Eltern frisches Grün wie Vogelmiere, Gurkenschalen oder Löwenzahn an – viel davon wird auch in den Kropf der Küken wandern und versorgt sie mit Flüssigkeit und Vitaminen. Außerdem sollte stets Vogelgrit und Sepiaschale verfügbar sein. Die Eltern brauchen das Calcium für Eierschalen und Knochen – und etwas davon gelangt über den Futterbrei auch an die Küken. Achte darauf, dass Trinkwasser immer sauber ist; am besten täglich wechseln. In der Brutzeit trinken die Eltern mehr, also lieber eine zweite Tränke anbringen.


Verhalten der Eltern: beobachten, aber im Hintergrund bleiben

In den ersten Lebenstagen übernehmen die Eltern die komplette Fütterung und Pflege. Du musst normalerweise nicht eingreifen – im Gegenteil: Zuviel menschliche Einmischung kann dazu führen, dass nervöse Eltern ihre Jungen verstoßen oder aus dem Nest werfen. Lass der Natur ihren Lauf, solange alles rund läuft. Wie erkennst du, dass es den Küken gut geht? Du hörst regelmäßig leises Fiepen, besonders wenn die Eltern füttern. Die Altvögel wechseln sich beim Hudern (Wärmen) ab. Wenn du mal vorsichtig ins Nest blickst (z.B. am Tag 5, kurz wenn Eltern draußen futtern): Die Küken sollten prall gefüllte Kropfen haben – man sieht gelbliche „Säckchen“ an ihrem Hals, das ist der gespeicherte Futterbrei. Sind die Kropfe oft leer und die Kleinen wirken schlaff, könnte es sein, dass die Eltern nicht genug füttern.


Was tun, wenn Eltern nicht füttern? Das kommt selten vor. Manchmal sind sehr junge oder unerfahrene Paare überfordert – sie füttern schlecht und werfen eventuell Küken aus dem Nest. Oder es kann passieren, dass ein Elternteil ausfällt (verletzt oder gestorben). In solchen Notfällen musst du eventuell zufüttern (siehe Artikel 9 in dieser Reihe über Jungvogel-Zufütterung). Eine komplette Handaufzucht von Zebrafinken ist schwierig und wirklich nur ultima ratio – nach Möglichkeit versuche zuerst andere Lösungen: Beispielsweise, ob ein anderes Zebrafinken-Paar als Ammen die Küken adoptiert (man kann die Jungen manchmal einem synchron brütenden Paar unterlegen). Oder ob es reicht, das Männchen oder Weibchen zeitweise zu separieren, falls einer den anderen am Füttern hindert. Manchmal jagt z.B. das Männchen die Henne wegen erneuten Paarungsdrangs, anstatt zu helfen – da könntest du überlegen, den Hahn kurz rauszunehmen. Allerdings: Oft füttert gerade das Männchen sehr eifrig; wenn man den falschen entfernt, leiden die Jungen. Solche Entscheidungen sind heikel. Im Zweifel hol dir Rat in Vogelforen oder von einem erfahrenen Züchter.


Beobachte die Familie möglichst unauffällig. Wenn alles normal läuft, sitzen die Küken etwa 17 Tage im Nest und werden gefüttert. Ab Tag ~12 öffnen sie die Augen und bekommen Federn. Dann werden sie auch lauter betteln – ein gutes Zeichen! Die Eltern arbeiten jetzt auf Hochtouren. Du kannst zusätzlich Vitamine ins Trinkwasser geben, um die Altvögel zu unterstützen. Solange alle Küken im Nest bleiben und gut gefüttert wirken, musst du nichts weiter tun.


Was ist mit „Mobbing“ oder Nestkämpfen? Bei Zebrafinken eher selten, aber: Wenn ein Küken viel kleiner ist als die anderen (Nachzügler), kann es passieren, dass es zu kurz kommt. Die Eltern füttern oft die lautesten Hälse zuerst. Da könntest du eventuell das Nest kontrollieren und das schwächste Junge einmal an den Vordergrund legen. Aber Vorsicht: Nicht zu oft Nestmanipulation. Wenn ein Küken stirbt (kommt vor), nimm es natürlich sofort raus, um Hygiene zu wahren.


Der große Moment: Junge verlassen das Nest

Mit rund zweieinhalb Wochen klettern die ersten Jungvögel aus dem Nest – wir nennen das „ausfliegen“, auch wenn es anfangs eher Hüpfer sind. Jetzt beginnt eine weitere wichtige Phase: Die Eltern füttern die Jungen weiterhin, auch außerhalb des Nests. Es ist ein herrliches Schauspiel: Die Jungvögel bilden eine „Fütterungskette“, rennen piepsend hinter den Eltern her und betteln mit angelegten Flügeln und weit aufgerissenen Schnäbeln. Sorge nun dafür, dass das Umfeld sicher ist: Die Kleinen sind unbeholfen. Stelle Futter und Wasser niedrig bereit, damit Jungtiere es erreichen können. Polstere den Boden ggf. mit etwas weicher Einstreu oder Tüchern, falls mal einer abstürzt.


Die Eltern regeln normalerweise alles. Nach circa 4–6 Wochen sind die Jungen selbstständig und werden von den Eltern nicht mehr geduldet. Tatsächlich jagen die Eltern (vor allem der Hahn) sie dann oft weg, um ggf. eine neue Brut zu starten. Spätestens jetzt solltest du die Jungvögel in einen separaten Käfig umsiedeln oder die Voliere so groß haben, dass sie ausweichen können. Sonst riskierst du Stress und Kämpfe. Prüfe das Geschlecht der Jungtiere (bei Zebrafinken Männchen erkennbar an rotbraunen Wangen und Zebramuster am Hals, Weibchen schlichter grau-braun). Setze keine zwei erwachsenen Hähne mit Weibchen in einen kleinen Käfig – es könnten Rivalitäten entstehen. Besser gleichgeschlechtliche Jungtier-Gruppen oder ein ausgewogenes Verhältnis.


Fazit

Damit Zebrafinkenküken überleben und gedeihen, brauchst du vor allem Umsicht und das richtige Futter. Halte Störungen fern, gib reichlich nährstoffreiches Futter und kontrolliere, ob die Eltern ihren Job tun – meistens machen sie das hervorragend. Deine Aufgabe ist es, das Drumherum zu optimieren: Sauberkeit, Futter, Ruhe und bei Bedarf eingreifen, wenn etwas schief läuft. Dann solltest du zusehen können, wie aus winzigen rosa Nesthäkchen hübsch gezeichnete Jungvögel werden, die bald selbständig durch die Gegend flattern. Ein echter kleiner Zebra-Familienerfolg!

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