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Flüssigkeitsaufnahme bei Senior-Hunden

  • Tierisch schlau
  • 30. Juli
  • 8 Min. Lesezeit

Wenn Hunde älter werden, verändert sich ihr Körper – und oft auch ihr Trinkverhalten. Vielleicht hast du beobachtet, dass dein Seniorhund plötzlich viel mehr schlabbert als früher. Oder im Gegenteil: Er rührt das Wasser kaum noch an. Was ist normal im Alter, und wann musst du dir Sorgen machen? In diesem Artikel erfährst du, wie viel Wasser ein Hundesenior braucht, welche Ursachen verändertes Trinkverhalten haben kann und wie du deinem alten Gefährten hilfst, gesund hydriert zu bleiben.


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Wie viel sollte ein Hund trinken?

Der tägliche Wasserbedarf hängt von Größe, Futter und Aktivität ab. Als Faustregel gilt: 50–100 ml Wasser pro Kilogramm Körpergewicht braucht ein erwachsener Hund pro Tag. Das bedeutet z.B. für einen 10-kg-Hund etwa 0,5 bis 1 Liter täglich. Ein 30-kg-Hund sollte ungefähr 1,5 bis 3 Liter trinken. Diese Menge muss nicht ausschließlich durch Trinken aufgenommen werden – wenn du Nassfutter fütterst, ist darin schon viel Feuchtigkeit enthalten. Bei reiner Trockenfutter-Fütterung hingegen benötigt der Hund entsprechend mehr Wasser, da das Futter kaum Feuchtigkeit liefert.


Senioren trinken oft etwas mehr: Mit zunehmendem Alter verlieren Hunde an Fähigkeit, Wasser in den Körperzellen zu speichern, und die Nieren arbeiten nicht mehr so effektiv. Ältere Hunde haben deshalb einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf und leichten Mehrdurst – das ist zunächst normal und kein Grund zur Beunruhigung. Solange dein Hund nicht extrem über die Faustregel hinaus säuft und es keine abrupten Veränderungen gibt, ist vieles im grünen Bereich. Ein alter Hund, der öfter zur Wasserschüssel geht, gleicht damit einfach altersbedingte Veränderungen aus.


Wenn der Senior plötzlich mehr trinkt

Trinkt dein alter Hund jedoch deutlich mehr als früher, solltest du genauer hinsehen. Oft gibt es harmlose Erklärungen:


  • Warmer Tag oder Anstrengung: Senioren werden zwar meist gemütlicher, aber auch ein betagter Hund hechelt bei Wärme oder nach dem Spazierengehen. Hunde können nicht schwitzen wie wir, sie regulieren ihre Temperatur übers Hecheln – das führt zu Flüssigkeitsverlust, der durch vermehrtes Trinken ausgeglichen wird. An heißen Tagen oder nach Spiel und Bewegung ist mehr Durst also völlig normal. Stelle sicher, dass immer genug Frischwasser bereitsteht und biete unterwegs Trinkpausen an.


  • Trockenfutter & salzige Leckerli: Frisst dein Hund jetzt vielleicht mehr Trockenfutter als früher? Oder bekommt er herzhaft-salzige Leckerlis (z.B. Kaustangen mit Salz)? Solche Ernährungsfaktoren steigern den Durst. Trockenfutter enthält kaum Feuchtigkeit, entsprechend muss dein Hund mehr trinken, um seinen Wasserhaushalt im Lot zu halten. Auch Salz im Futter macht durstig (genau wie bei uns). Lösung: Gib deinem Senior nach Möglichkeit mehr Nassfutter oder weiche das Trockenfutter in Wasser ein, um die Flüssigkeitsaufnahme zu erhöhen. Und achte bei Snacks auf moderaten Salzgehalt.


  • Medikamente: Bekommt dein Hund Arzneien? Manche Medikamente (z.B. Cortison, Entwässerungstabletten/Diuretika oder bestimmte Herzmittel) können als Nebenwirkung erhöhten Durst verursachen. Lies im Beipackzettel nach oder frag den Tierarzt, ob das bei euren Medikamenten der Fall ist. In solchen Fällen ist das vermehrte Trinken an sich unproblematisch – wichtig ist nur, dass immer Wasser verfügbar ist, damit der Körper genug Nachschub bekommt.


Wenn die oben genannten Faktoren nicht zutreffen und dein Hund anhaltend übermäßig viel trinkt, könnte auch ein gesundheitliches Problem dahinterstecken. Als grobe Richtlinie spricht man von Polydipsie (krankhaft gesteigertem Durst), wenn die tägliche Wasseraufnahme deutlich über 100 ml pro kg Körpergewicht liegt. Beispiel: Ein 20-kg-Hund, der dauerhaft über 3 Liter pro Tag trinkt, ohne dass es sehr heiß ist oder andere erklärbare Ursachen vorliegen, sollte vom Tierarzt gecheckt werden. Messe im Zweifel die Trinkmenge über ein paar Tage: Fülle täglich eine bestimmte Wassermenge ab und miss abends, wie viel fehlt. So bekommst du ein objektives Bild.


Mögliche Krankheiten bei großem Durst

Hier sind einige der häufigsten gesundheitlichen Gründe, warum ein Seniorhund plötzlich zum „Trinkweltmeister“ wird:


  • Nierenschwäche (chronische Niereninsuffizienz): Viele alte Hunde entwickeln Nierenprobleme. Die Nieren filtern dann das Blut nicht mehr effektiv, der Körper verliert über den Urin zu viel Wasser – der Hund versucht durch vermehrtes Trinken gegenzusteuern. Eine Niereninsuffizienz geht oft mit vermehrtem Trinken und entsprechend häufigem Urinieren einher. Weitere Anzeichen können Gewichtsverlust, schlechter Atem (urinig oder nach Ammoniak) und matte Fell sein. Ein Blut- und Urintest beim Tierarzt kann Klarheit bringen.


  • Diabetes mellitus: Ja, Hunde können – besonders im Alter – Zuckerkrankheit entwickeln. Ein diabetischer Hund produziert nicht genug Insulin, der Blutzuckerspiegel steigt. Der Körper versucht, überschüssigen Zucker über den Urin loszuwerden, was viel Wasser bindet. Folge: Der Hund uriniert sehr viel und hat ständig Durst. Oft frisst ein Diabetiker gut oder sogar gefräßig, magert aber trotzdem ab. Auch Müdigkeit und gelegentlich trüber Blick (Katarakt) können Hinweise sein. Wenn dein Hund viel säuft und viel frisst, aber Gewicht verliert, ist Diabetes ein heißer Kandidat – ab zum Tierarzt zum Blutzuckertest.


  • Morbus Cushing (Hyperadrenokortizismus): Dabei produziert der Körper zu viel Cortisol (entweder durch einen Tumor der Hirnanhangdrüse oder der Nebenniere). Eines der markanten Symptome ist starker Durst mit entsprechend großem Harnabsatz. Hunde mit Cushing haben oft auch einen „Hängebauch“, dünne Haut, Haarausfall und gesteigerten Hunger. Die Diagnose erfolgt über spezielle Bluttests.


  • Blasenentzündung (Zystitis): Eine Infektion der Harnwege kann ebenfalls dazu führen, dass dein Hund häufiger trinkt. Warum? Durch die Entzündung hat der Hund ständigen Harndrang und muss oft pinkeln, auch wenn meist nur kleine Mengen kommen. Manche Hunde trinken automatisch mehr, um den Verlust auszugleichen. Typisch bei Blasenentzündung: Der Urin riecht stärker oder verändert sich farblich, und der Hund könnte auch Schmerzen beim Wasserlassen zeigen (häufiges Hocken, eventuell Tröpfeln oder Blut im Urin). Hier ist ein Tierarztbesuch wichtig – eine Zystitis wird mit Antibiotika behandelt, bevor sie sich zu den Nieren aufschwingt.


  • Gebärmutterentzündung (Pyometra) bei Hündinnen: Eine eher spezifische Ursache: Ältere, unkastrierte Hündinnen können nach der Läufigkeit eine vereiterte Gebärmutter entwickeln. Eines der Symptome ist auffallend großer Durst und vermehrtes Urinieren. Zusätzlich meist Ausfluss aus der Scheide, Fieber und Abgeschlagenheit. Das ist ein Notfall – hier muss schnell operiert werden. Falls du eine ältere intakte Hündin hast, behalte dieses Szenario im Hinterkopf, wenn sie plötzlich viel säuft und insgesamt krank wirkt.


Dies sind nur einige Beispiele – es gibt noch mehr mögliche Ursachen für Polydipsie (z.B. Lebererkrankungen, Elektrolytstörungen, Futter mit viel Salz etc.). Wichtig ist: Lass es medizinisch abklären, wenn du keine simple Erklärung für den starken Durst findest. Lieber einmal mehr zum Tierarzt – je früher man eine Erkrankung erkennt, desto besser lässt sie sich behandeln.


Wenn alte Hunde zu wenig trinken

Nicht nur übermäßiges Trinken kann ein Problem sein. Manchmal trinken alte Hunde gefährlich wenig. Dein Senior hat vielleicht weniger Appetit und „vergisst“ auch das Trinken, oder Krankheiten hindern ihn daran. Zu geringe Flüssigkeitsaufnahme führt rasch zu Dehydration, was für Hunde sehr gefährlich ist. Achte auf Warnsignale: wirkt dein Hund schlapp, hat trockene/lehmfarbene Schleimhäute, stark eingedunkelten Urin oder zieht sich die Haut am Nacken beim Anheben nicht sofort zurück? Das können Zeichen von Austrocknung sein. Spätestens wenn der Hund apathisch wird und mehr als einen Tag kaum getrunken hat, ab zum Tierarzt! Schon nach 1-2 Tagen ohne Flüssigkeit drohen Organschäden, vor allem wenn Durchfall oder Erbrechen hinzukommen.


Warum trinken manche Senioren zu wenig? Häufige Gründe sind:


  • Schmerz oder Unwohlsein: Ein Hund mit Zahnproblemen, Maulentzündung oder Halsweh trinkt vielleicht ungern, weil es wehtut (kaltes Wasser kann bei Zahnweh unangenehm sein). Oder ein Hund mit Magen-Darm-Problemen fühlt sich übel und meidet Wasser. Nach Operationen mit Narkose haben viele Hunde vorübergehend keinen Durst. Hier hilft oft nur: Ursache behandeln (Zähne sanieren, Übelkeit bekämpfen) und notfalls Flüssigkeit über Infusion geben lassen, bis der Hund wieder selbst trinkt.


  • Demenz oder Orientierungslosigkeit: Manchen sehr alten Hunden macht die Altersverwirrtheit (kognitive Dysfunktion) zu schaffen. Sie „finden“ das Wasser nicht oder vergessen zu trinken. Stelle in solchen Fällen mehrere Wassernäpfe an den Lieblingsplätzen auf, damit immer einer in Reichweite ist. Beobachte, ob dein Opi-Hund eventuell an den Napf will, aber nicht gut sieht oder sich nicht erinnert – dann führe ihn aktiv öfter zur Wasserschüssel.


  • Eingeschränkte Mobilität: Ein Hund mit Arthrose oder Schwäche scheut vielleicht den Weg in die Küche zum Napf, besonders wenn Treppen zu bewältigen sind. Hier musst du nachhelfen: Stell einen Napf neben den Liegeplatz, oder biete ihm regelmäßig das Wasser direkt an. Es gibt auch Napfständer, die erhöht sind, falls das Runterbeugen Probleme macht.


  • Ungewohnter Napf oder Wasser: Hunde können wählerisch sein. Manchmal mögen sie plötzlich einen neuen Napf nicht (Geruch von Plastik?) oder das Leitungswasser schmeckt anders (Chlor etc.). Wenn dein Hund abrupt weniger trinkt, prüfe auch solche Kleinigkeiten. Abhilfe: Teste einen anderen Wassernapf (z.B. aus Keramik statt Metall) oder versuche es mal mit abgekochtem und abgekühltem Wasser bzw. stillem Mineralwasser – manche Hunde reagieren sensibel auf Wassergerüche und trinken gefiltertes Wasser lieber.


So hilfst du deinem Senior beim Trinken

Egal ob dein Hund zu viel oder zu wenig trinkt – du kannst einiges tun, um seine Flüssigkeitsaufnahme zu steuern und gesund zu halten. Hier kommen konkrete Tipps:


  1. Immer frisches, zugängliches Wasser: Klingt selbstverständlich, aber gerade bei älteren Hunden doppelt wichtig. Halte das Wasser sauber und frisch, wechsle es täglich. Platziere mehrere Wasserschüsseln in der Wohnung, besonders wenn dein Hund schlechter zu Fuß ist oder Orientierungsschwierigkeiten hat. Hast du mehrere Hunde, sorge für getrennte Näpfe, damit ein rangniederer Senior sich nicht vom Jungspund verdrängen lässt.


  2. Wasser schmackhaft machen: Wenn dein Oldie nicht gern trinkt, animier ihn. Du kannst sein Trinkwasser leicht aromatisieren, damit es attraktiver wird. Bewährt haben sich ein Schuss ungesalzene Fleischbrühe oder ein Teelöffel Thunfischwasser (aus der Dose) im Trinknapf. Einige Hunde fahren auf ein paar Tropfen Leberwurst im Wasser ab – ja, klingt eklig, aber wirkt Wunder! Auch etwas Ziegenmilchpulver im Wasser kann den Geruch verbessern. Probiere aus, was deinem Senior schmeckt. Wichtig: Mach das Wasser täglich neu und spüle den Napf gut, damit keine Keime entstehen.


  3. Futter mit Wasser anreichern: Nutze den Futtertrieb, um Flüssigkeit „unterzujubeln“. Weiche Trockenfutter immer gut in Wasser ein, bevor du es gibst. Bei Nassfutter kannst du ebenfalls einen Schluck warmes Wasser unterrühren – viele Hunde schlecken es so sogar lieber. Falls dein Hund gern Obst/Gemüse frisst, bieten sich wasserreiche Sorten wie Gurke oder Melone als Snack an, das trägt auch zur Flüssigkeitsversorgung bei. Achtung nur bei Obst: Wegen Zuckergehalt in Maßen geben.


  4. Innovative Trinkhilfen: Ein Trinkbrunnen kann Wunder wirken – etliche Katzenhalter kennen den Trick, aber auch manche Hunde finden fließendes Wasser interessanter als stehendes. Besonders wenn dein Senior sonst gern aus dem Gartenschlauch oder dem Teich gesoffen hat, könnte ein Zimmer-Trinkbrunnen (gibt’s im Tierhandel) ihn motivieren. Zudem hält der Brunnen das Wasser in Bewegung und frisch. Teste auch unterschiedliche Napfmaterialien: Manche Hunde trinken lieber aus Edelstahl, andere aus Keramik oder Glas. Es kann auch helfen, einen größeren Durchmesser Napf zu nehmen – Hunde mit Schnauzbärten (wie Terrier) mögen es nicht, wenn die Barthaare am Napfrand anstoßen.


  5. Regelmäßige Trinkpausen anbieten: War dein Senior lange am Dösen und bewegt sich wenig, geh aktiv zu ihm und halte ihm den Wassernapf hin. Viele alte Hunde trinken, wenn man es ihnen direkt anbietet, obwohl sie nicht extra aufgestanden wären. Insbesondere nach dem Fressen oder wenn er gehechelt hat, erinnere ihn ans Trinken. Manche Senioren muss man fast etwas „überreden“ – lobe ihn, streichle ihn, vielleicht nimm etwas Wasser auf die Hand und lass ihn abschlecken, um Appetit zu machen.


  6. Beobachte und reagiere: Führe am besten eine kleine Trink-Tagebuch: Notiere dir, wie oft du den Napf füllst, ob es Änderungen gab (neues Futter? heißes Wetter? Medikamente?). So erkennst du Muster. Wenn dein Hund deutlich zu viel oder zu wenig trinkt und du keine Ursache findest, zögere nicht, den Tierarzt einzuschalten. Lieber ein Mal zu oft fragen als zu spät reagieren.


Wann zum Tierarzt?

Wann ist verändertes Trinkverhalten bedenklich?


  • Wenn dein Senior plötzlich extrem viel trinkt (und entsprechend pinkelt), ohne dass es durch Hitze, Trockenfutter etc. erklärbar ist.


  • Wenn zusätzlich andere Symptome auftreten: Häufiges Urinieren im Haus, Gewichtsverlust, Erbrechen, Durchfall, Schwäche, Fieber oder Verhaltensänderungen.


  • Wenn dein Hund kaum mehr trinkt oder gar das Trinken verweigert und Anzeichen von Dehydration zeigt (Apathie, trockene Schleimhäute, Hecheln, eingezogene Augen).


In all diesen Fällen: ab zum Tierarzt! Es gibt eine Vielzahl möglicher Gründe, nicht alle sind dramatisch – aber einige eben doch. Der Tierarzt kann durch Blut- und Urintests sowie Ultraschall rasch herausfinden, ob z.B. Nierenwerte erhöht sind, Zucker im Urin ist oder eine Entzündung vorliegt. Je früher man z.B. Diabetes oder Nierenprobleme behandelt, desto besser für deinen Hund.


Denke auch daran: Alter ist keine Krankheit. Wenn dein betagter Vierbeiner etwas mehr säuft, muss das kein Alarmzeichen sein, sondern kann schlicht am normalen höheren Wasserbedarf liegen. Beobachte ihn genau, aber gerate nicht gleich in Panik. Oft ist die Lösung simpel – etwa das Futter anzupassen oder eine Trinkhilfe bereitzustellen. Ziel ist, dass dein Senior gut hydriert und glücklich seinen Lebensabend genießt. Mit Verständnis, ein paar Tricks und regelmäßiger Kontrolle wirst du ihm dabei helfen.

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