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Meerschweinchen: Häufige Fütterungsfehler vermeiden

  • Tierisch schlau
  • 20. Mai
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai

Eine artgerechte Ernährung ist für Meerschweinchen lebenswichtig – sie sind Dauerfresser mit empfindlicher Verdauung. Dennoch passieren gerade neuen Haltern oft Fehler bei der Fütterung. Welche häufigen Fütterungsfehler es gibt und wie du sie vermeidest, erläutert dieser Ratgeber. So bleiben deine Meerschweinchen gesund und munter. Du erfährst, welche Nahrung die richtigen Nährstoffe liefert, wie du Erkrankungen vorbeugst und was aktuelle Expertenempfehlungen (z.B. von Tierärzten und Tierschutzorganisationen) zum Thema Fütterung sagen.


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Warum die Ernährung so wichtig ist

Meerschweinchen haben einen einzigartigen Stoffwechsel. Ihr Darm bewegt sich nur, wenn ständig Nahrung nachgeschoben wird – deswegen fressen Meeries den ganzen Tag über viele kleine Portionen. Gleichzeitig wachsen ihre Zähne lebenslang nach; sie müssen durch rohfaserreiches Futter abgenutzt werden. Eine falsche Fütterung führt schnell zu Zahnproblemen, Verdauungsstörungen oder Mangelerscheinungen. Gut zu wissen: Meerschweinchen können – anders als viele Tiere – kein eigenes Vitamin C bilden. Sie sind auf Vitamin-C-haltiges Futter angewiesen, um Mangel (Skorbut) zu vermeiden. Dies macht deutlich, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist.


Typische Fütterungsfehler bei Meerschweinchen

Leider kursieren noch einige überholte Ratschläge zur Meerschweinchen-Fütterung. Hier sind die häufigsten Fehler, die du unbedingt vermeiden solltest:


  • Zu wenig Heu und Rohfaser: Heu sollte die Basis der Ernährung bilden und rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Ein häufiger Fehler ist, dass Halter zu wenig Heu anbieten oder es nicht ständig verfügbar ist. Dabei brauchen Meerschweinchen viel Rohfaser, um die Darmflora stabil zu halten und die Zähne abzunutzen. Frisst dein Meerschweinchen nicht genug Heu oder strukturiertes Grünfutter, drohen Verdauungsprobleme (bis hin zu gefährlichen Fehlgärungen) und Zahnkrankheiten.


  • Energie- und zuckerreiches Futter in Übermaß: Viele Meerschweinchen bekommen noch getreidereiches Körnerfutter, Pellets oder viele Leckerlis, was schnell zu viel Energie liefert. Die Folge sind Übergewicht und Krankheiten wie Diabetes. Auch zu viel Obst oder Möhren kann wegen des Zuckergehalts schaden. Ein typischer Irrtum: hartes Brot als „Zahnpflege“ – das nutzt den Zähnen nichts und gehört nicht auf den Speiseplan. Besser ist es, komplett auf getreidehaltiges Fertigfutter zu verzichten. Meerschweinchen decken ihren Energiebedarf optimal mit Heu und frischem Grün, extra Kraftfutter ist bei Wohnungshaltung meist überflüssig.


  • Plötzliche Futterumstellungen: Der Verdauungstrakt der Meerschweinchen ist sehr sensibel gegenüber abrupten Futterwechseln. Beispielsweise vom Trockenfutter sofort auf großes Mengen Frischfutter umzustellen, kann Durchfall und Aufgasungen auslösen. Ebenso müssen Meerschweinchen an frisches Gras im Frühling langsam gewöhnt werden. Fehler: Oft bekommen die Tiere plötzlich unbekannte Gemüsesorten in großen Mengen – die Darmflora kommt nicht mit, Blähungen sind die Folge. Besser: Neue Futtersorten immer schrittweise einführen (erst kleine Mengen, dann steigern).


  • Einseitige oder falsche Frischkost: Zwar fressen Meerschweinchen fast alle Gemüse- und Obstsorten gern, doch nicht alles ist gut für sie. Kohl z.B. führt in großen Mengen leicht zu Blähungen – Weißkohl oder zu viel Kohlrabiblatt sind stark blähend und daher nur vorsichtig, in kleinen Mengen, zu füttern. Auch zu viel Obst ist wegen des Fruchtzuckers ungesund. Ein Fehler ist es auch, kaltes Gemüse direkt aus dem Kühlschrank zu geben – das kann Magenprobleme verursachen. Warte, bis das Futter Zimmertemperatur hat. Zudem solltest du auf stark nitrathaltige oder ungeeignete Pflanzen verzichten: Zwiebelgewächse, Avocado, Bohnen, Kartoffeln und auch Eisbergsalat (wegen geringem Nährwert) gehören nicht auf den Speiseplan.


  • Trockenfutter und Kräuter im Übermaß: Selbst scheinbar „gesundes“ Trockenfutter wie getrocknete Kräuter oder Heupellets können in großen Mengen Probleme machen. Zuviel getrocknetes Grün hat einen sehr hohen Calcium- und Mineralstoffgehalt – es drohen Blasensteine und Harngrieß. Daher solche Dinge nur in Maßen anbieten. Auch Nüsse und Saaten (Sonnenblumenkerne, Leinsamen) enthalten viel Fett und Eiweiß – das passt nicht zu einer pflanzenfaserreichen Meerschweinchendiät und belastet Leber und Nieren. Diese Zutaten sollten, wenn überhaupt, nur als seltene Leckerbissen gegeben werden.


  • Unregelmäßige Fütterungszeiten und Fasten: Manche Halter füttern ihre Meerschweinchen nur einmal am Tag mit Frischfutter in großer Menge. Das ist ungünstig: Nach einer großen Portion machen die Tiere oft lange Pause – diese Fastenintervalle können zu Verdauungsstörungen führen. In der Natur fressen Meerschweinchen ständig über den Tag verteilt. Bekommen sie hingegen nur einmal täglich Futter, neigen sie dazu, sich zu überfressen und anschließend hungern sie zu lange. Besser: Verteile das Frischfutter auf mehrere Rationen am Tag (mindestens morgens und abends, optimal 3–4 Portionen täglich). So bleibt der Darm in Schwung, und die Tiere können ihrem natürlichen Fressrhythmus nachgehen. Achte darauf, dass immer genug Heu verfügbar ist, damit zwischen den Gemüsemahlzeiten niemand hungrig bleibt.


  • Schmutziges oder minderwertiges Futter: Verdorbenes Futter kann zu schweren Vergiftungen oder Durchfällen führen. Häufig übersehen: schon leicht schimmeliges Heu oder feuchtes Grünfutter. Meerschweinchenfutter muss frisch und sauber sein – tausche Reste täglich aus. Achte auch auf sauberes Wasser: Tränken oder Näpfe sollten täglich gereinigt werden, da stehendes Wasser Keime ansetzt. Ungeeignete „Leckerlis“ wie Joghurtdrops, Brot oder gar Schokolade sind tabu – letzteres ist sogar giftig für Nager.


So fütterst du dein Meerschweinchen richtig

Nachdem wir die Fehler kennen, hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die artgerechte Meerschweinchen-Fütterung:

  1. Heu, Heu, Heu: Sorge dafür, dass qualitativ gutes Heu immer in unbegrenzter Menge verfügbar ist. Heu ist das Grundnahrungsmittel und dient sowohl der Zahnabnutzung als auch der Verdauung. Es sollte frisch duften (nicht muffig) und trocken gelagert sein. Prüfe täglich und fülle nach – Heuraufen helfen, das Heu sauber zu halten.

  2. Täglich Frischfutter: Gib deinen Meerschweinchen jeden Tag eine bunte Mischung aus frischem Grünfutter. Ideal sind Grünpflanzen von der Wiese (ungespritzt) wie Gras, Löwenzahn, Wegerich, Kräuter sowie Blattgemüse (Endivie, Romana, Fenchelgrün, Selleriegrün), Gurke, Paprika etc.. Etwa 10% der Tagesration können verschiedene Gemüsesorten sein (z.B. Möhre, Pastinake, Zucchini), und maximal ~5–10% Obst als Leckerbissen. Insgesamt brauchen erwachsene Meerschweinchen ca. 200 g Frischfutter pro Kilo Körpergewicht am Tag. Teile diese Menge auf mehrere Fütterungszeiten auf (morgens, mittags, abends z.B.), damit immer wieder frisches Futter aufgenommen wird.

  3. Schnelle Wechsel vermeiden: Führe neue Futterpflanzen langsam ein. Wenn du z.B. im Frühling beginnst, frisches Gras zu füttern, steigere über etwa 1–2 Wochen die Menge allmählich. Beobachte dabei Kotkonsistenz – bei weichem Kot reduziere die Menge und steigere noch vorsichtiger. Verzichte darauf, abrupt von überwiegend Trockenfutter auf große Mengen Frisches umzusteigen; der Darm deiner Meerschweinchen braucht Zeit, sich anzupassen.

  4. Ergänze Vitamin C: Biete täglich Vitamin-C-reiches Futter an, da Meerschweinchen sonst Mangel leiden. Besonders viel Vitamin C steckt z.B. in Petersilie, Paprika (gelb/rot), Brokkoli, Grünkohl oder Hagebutten. Im Winter, wenn frisches Grün rar ist, kannst du zusätzlich ein Vitamin-C-Präparat geben (es gibt spezielle Vitamin-C-Tropfen oder Tabletten für Meerschweinchen). Hinweis: Vitamin C ins Trinkwasser zu mischen ist umstritten, da es schnell oxidiert – besser direkt über Futter oder in Tablettenform eingeben.

  5. Kraftfutter mit Bedacht: Handelsübliches Körnermüsli oder pelletiertes Trockenfutter ist bei ausgewogener Frischfuttergabe meist nicht nötig. Wenn du Trockenfutter gibst, dann nur getreidefrei und in sehr kleiner Menge (höchstens 1 EL pro Tier und Tag, als Ergänzung). Viele Halter verzichten ganz darauf, was völlig in Ordnung ist. Wichtig ist, dass die Tiere genug Nährstoffe aus dem Frischfutter ziehen – bei guter Heu- und Gemüseversorgung sind Pellets überflüssig. Jungtiere, tragende Weibchen oder kranke Meerschweinchen können evtl. zusätzlich energiereiches Futter brauchen – hier frag im Zweifel den Tierarzt.

  6. Leckerlis sparsam und sinnvoll einsetzen: An Leckerbissen eignen sich z.B. ein Stück Obst (Apfel, Erdbeere) selten, oder getrocknete Kräuter, Erbsenflocken etc. in kleinen Mengen. Verwende Leckerli eher für Training oder zum Zähmen aus der Hand. Joghurt-Drops, Honigstangen oder zuckerhaltige Snacks aus dem Zoohandel sind ungesund und sollten nicht verfüttert werden. Knabberstangen mit Getreide, Nüssen und Honig liefern unnötige Kalorien – besser frische Äste von Obstbäumen oder Weiden zum Nagen anbieten, das beschäftigt und nutzt die Zähne ab.

  7. Wasser und Hygiene: Frisches Trinkwasser muss jederzeit bereitstehen – ob im Napf oder in der Trinkflasche ist Geschmackssache, aber kontrolliere täglich die Sauberkeit (Näpfe können mit Einstreu verschmutzen, Flaschen können verkeimen). Wechsle das Wasser täglich. Reinige Näpfe/Tränken mindestens einmal pro Woche gründlich (mit heißem Wasser oder Bürste, kein scharfes Reinigungsmittel). Entferne täglich Futterreste, vor allem Frischfutter, das länger liegt, da es schnell verdirbt.


Tierschutz-Standards und aktuelle Empfehlungen

Laut Vier Pfoten und anderen Tierschutzstiftungen gehören mangelhafte Ernährung zu den häufigsten Haltungsfehlern – Meerschweinchen brauchen den ganzen Tag über rohfaserreiches Futter, vor allem Heu, sonst leidet ihre Verdauung. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) zählt in ihren Merkblättern typische Fütterungsfehler auf, z.B. zu wenig Heu, zu viel getreidehaltiges Futter, abruptes Futterwechseln oder unregelmäßige Fütterung mit Fastenperioden. Diese Punkte haben wir oben alle behandelt. Moderne Ratgeber wie meerschweinchenwiese.de oder petdoctors.at betonen ebenfalls die Frischfutter-betonte Ernährung: Hauptnahrung Grünfutter, dazu Heu, und möglichst wenig oder kein Getreide. Vitamin-C-Gaben sind heute Standard in der Meerschweinchenhaltung, da Futtermischungen ohne extra Vitamin C als unzureichend gelten. Indem du diese wissenschaftlich fundierten Empfehlungen umsetzt, handelst du im Sinne des Tieres: Dein Meerschweinchen bleibt länger gesund, hat stets einen gut gefüllten Magen und zeigt ein natürliches Fressverhalten, was wiederum Übergewicht und Langeweile vorbeugt.


Fazit

Die richtige Fütterung von Meerschweinchen ist zwar anspruchsvoll, aber mit etwas Wissen leicht umzusetzen. Vermeide die typischen Fehler – vor allem zu wenig Heu und zu viele Kohlenhydrate – und orientiere dich an der Natur der Tiere als Dauerfresser von Gräsern und Kräutern. Beobachte deine Meerschweinchen: Ein gesund ernährtes Tier wird munter um Futter betteln, mit Appetit fressen und einen wohlgeformten Kot haben. Durch schrittweises Gewöhnen an neue Futtersorten verhinderst du Verdauungsprobleme.

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