Kaninchen: Stressfreier Umgang und richtige Handhabung
- Tierisch schlau
- 20. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai
Kaninchen sind sensible Fluchttiere – als Halter musst du besonders behutsam mit ihnen umgehen, um Stress und Verletzungen zu vermeiden. Viele gängige Handgriffe im Alltag (etwa das Hochheben) werden falsch gemacht. In diesem Ratgeber erfährst du, warum ein stressfreier Umgang so wichtig ist, welche Fehler du vermeiden solltest und wie du dein Kaninchen richtig hältst. So schaffst du Vertrauen und gewährleistest zugleich die Sicherheit deines Tieres.

Typische Missverständnisse im Alltag
Ein häufiges Problem ist die falsche Art, Kaninchen hochzuheben. Niemals darfst du ein Kaninchen an den Ohren oder im Nacken packen – das verursacht Schmerzen und große Angst. Viele greifen instinktiv von oben zu, doch aus Sicht des Kaninchens wirkt das wie ein angreifender Greifvogel. Kaninchen erschrecken leicht, besonders wenn man sie hektisch von oben greift oder laut auf sie zugeht. Auch Kinder unterschätzen oft, dass Kaninchen keine „Plüschtiere“ sind: Wildes Herumtragen, Festhalten oder Herumjagen sind absolute Stressfaktoren. Ein weiterer Irrtum ist, zu glauben, ein stillhaltendes Kaninchen fühle sich wohl – tatsächlich bedeutet regungsloses Verharren meist Angst (Schockstarre).
Richtige Annäherung
Geh immer ruhig und langsam auf dein Kaninchen zu. Sprich leise mit ihm, damit es sich an deine Stimme gewöhnt. Idealerweise näherst du dich auf Bodenniveau oder von der Seite, nicht direkt von oben. Lass dem Tier einen Fluchtweg, sodass es sich nicht in die Enge getrieben fühlt. Gib neuen oder scheuen Kaninchen Zeit, dich kennenzulernen: Füttere es aus der Hand und streichle es sanft, während alle Pfoten am Boden bleiben. So baut dein Kaninchen Vertrauen auf – tägliches Üben und Geduld sind hier der Schlüssel.
Nur bei Bedarf hochheben
Generell solltest du dein Kaninchen möglichst selten hochnehmen – am liebsten bleiben Kaninchen auf dem Boden. Hebe es wirklich nur, wenn es nötig ist (z.B. für Gesundheitschecks oder Käfigreinigung). Für den Transport zum Tierarzt nutze am besten eine sichere Transportbox, statt das Tier über längere Strecken auf dem Arm zu tragen.
So hebst du ein Kaninchen richtig hoch
Wenn das Hochheben unvermeidlich ist, befolge diese Schritte, um dein Kaninchen sicher und stressarm zu handhaben:
Positionieren: Gehe in die Hocke oder auf Kniehöhe, damit du dich nicht von oben herab beugst (vermeide den „Greifvogelschatten“). Sprich beruhigend und fasse das Kaninchen vorsichtig von der Seite an der Brust.
Unterstützen: Schiebe eine Hand flach unter die Brust des Kaninchens, direkt hinter den Vorderläufen. Gleichzeitig platzierst du die andere Hand unter dem Hinterteil (unter den Hinterläufen), um die Hinterhand zu stützen. So ist das Gewicht gut verteilt.
Anheben: Hebe das Kaninchen langsam und gleichmäßig an, ohne ruckartige Bewegungen. Halte es dabei dicht an deinem Körper – lehne es an deine Brust, um ihm Halt und Geborgenheit zu geben. Viele Kaninchen fühlen sich sicherer, wenn sie den Körperkontakt spüren.
Sichern: Achte darauf, dass der Kopf des Kaninchens nicht nach hinten überstreckt wird. Fixiere es aber nie an empfindlichen Stellen wie Ohren, Nackenfell oder Beinen.
Absetzen: Bücke dich zum Absetzen wieder nach unten, bis die Hinterpfoten fast Bodenkontakt haben, und lass es dann sanft los. So vermeidest du, dass es aus großer Höhe springt. Wichtig: Selbst Stürze aus geringer Höhe können bei Kaninchen schon zu Knochenbrüchen führen – halte dein Tier also immer gut fest und möglichst nah über dem Boden beim Herablassen.
Durch diese Technik vermittelst du dem Kaninchen Sicherheit. Es fühlt sich gestützt und hat weniger Anlass, zu zappeln. Sollte es sich doch plötzlich loswinden wollen, geh sofort wieder in die Hocke, damit es nicht tief fallen kann.
Stresssignale erkennen
Lerne die Körpersprache deines Kaninchens kennen. Knurren oder Fauchen, anliegende Ohren und Strampeln sind Zeichen von Unmut oder Angst. Ein auf den Boden trommelndes Hinterbein bedeutet Aufregung oder Warnung vor Gefahr. In extremen Angstsituationen können Kaninchen sogar schrill schreien – das gilt es unbedingt zu vermeiden. Wenn dein Kaninchen solche Signale zeigt, setze es lieber ab und gib ihm Ruhe. Zwinge es nie, festgehalten zu werden, wenn es in Panik gerät.
Tierschutzgerechte Haltung und aktueller Standard
Heutige Tierärzte und Tierschutzorganisationen betonen, wie wichtig ein stressfreier Umgang ist. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) erklärt deutlich, dass Kaninchen nicht von oben gegriffen werden sollen, da sie als Beutetiere sonst Panik bekommen. Das Hochheben an den Ohren oder am Nackenfell ist nicht nur tierschutzwidrig, sondern auch gefährlich für das Tier. Stattdessen gilt der zweihändige Hebegriff (eine Hand unter Brust, eine unter Hinterteil) mittlerweile als Standard. Auch der Deutsche Tierschutzbund rät, Kaninchen immer behutsam und mit Körperkontakt zu tragen, niemals ruckartig oder grob. Kinder sollten den Umgang mit Kaninchen nur unter Anleitung üben, denn ein falsch getragenes oder fallengelassenes Kaninchen kann sich schwer verletzen. Indem du dich an diese Empfehlungen hältst, handelst du im Sinne des Tierschutzes und förderst zugleich ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinem Tier.
Fazit
Dein Kaninchen wird es dir danken, wenn du es ruhig und respektvoll behandelst. Vermeide hektisches Greifen und falsches Hochheben – das erspart dem Tier enormen Stress. Mit Geduld, der richtigen Technik und Verständnis für das natürliche Verhalten des Kaninchens (als Fluchttier mit empfindsamen Sinnen) schaffst du eine entspannte Mensch-Tier-Beziehung. Ein stressfrei gehandhabtes Kaninchen ist zutraulicher, ausgeglichener und bleibt auch langfristig gesünder. Nimm dir also die Zeit, den richtigen Umgang zu üben – es ist ein wichtiger Teil verantwortungsvoller Kaninchenhaltung.
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