Die Sprache der Katzen: Was die Forschung heute weiß
- Tierisch schlau
- 28. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Wir können noch viel Spannendes über die Katzensprache lernen. In den letzten Jahren haben Wissenschaftler verstärkt untersucht, wie Katzen mit uns Menschen kommunizieren – mit teils überraschenden Erkenntnissen. Im Folgenden schauen wir uns detaillierter an, was Studien über die Verständigung zwischen Katzen, ihren Artgenossen und uns Menschen herausgefunden haben. Wichtig bleibt dabei ein freundlicher, sachlicher Ton: Schließlich willst du deine Katze besser verstehen, ohne sie zu vermenschlichen.

Kommunikationsbesonderheiten zwischen Katze und Mensch
Früher hielt man Katzen oft für weniger kommunikativ als Hunde. Doch neuere Forschungen widerlegen dieses Vorurteil. Katzen reagieren auf menschliche Kommunikation ähnlich aufmerksam wie Hunde – wir haben sie nur lange unterschätzt. Studien zeigen beispielsweise, dass Katzen sehr wohl die Stimme ihrer Besitzerin oder ihres Besitzers erkennen und unterscheiden können, ob diese Stimme mit ihnen spricht oder mit jemand anderem. Deine Katze weiß also, ob du sie direkt ansprichst! In Experimenten fand man heraus, dass Katzen auf einen in „Katzensprache“ erhöhten, freundlichen Tonfall ihrer vertrauten Person deutlich stärker reagieren als auf neutralen Ton oder die Stimme von Fremden. Sprichst du also mit deiner Fellnase in diesem sanften, hohen „Katzen-Baby-Ton“, fühlen sie sich tatsächlich angesprochen – das verbessert die Kommunikation und Bindung.
Ein weiteres erstaunliches Ergebnis: Katzen verstehen einige Wörter und deren Bedeutung besser als gedacht. So zeigte eine aktuelle Studie, dass Hauskatzen bestimmte Wörter mit passenden Bildern verknüpfen können. In Versuchen wurden Katzen Bilder (etwa Gesichter von bekannten Artgenossen oder Objekten) gezeigt, während ein Laut abgespielt wurde. Spielte man absichtlich das falsche Wort zum Bild, reagierten die Katzen irritiert – sie merkten, dass Ton und Bild nicht zusammenpassten. Dieses Wort-Bild-Verständnis erreichten Katzen in manchen Fällen sogar schneller als Kleinkinder in vergleichbaren Tests. Die Wissenschaft schlussfolgert daraus, dass Katzen unsere Sprache in gewissem Umfang mitlernen, zumindest soweit es für sie relevante Begriffe (Namen, Futter, Kommandos) betrifft. Natürlich wird keine Katze je ganze Sätze verstehen wie ein Mensch, aber einzelne Schlüsselwörter – ihren Namen, „Leckerli“ oder „komm her“ – begreifen viele Fellnasen erstaunlich gut.
Interessant ist auch das spezielle Miauen, das Katzen für uns entwickelt haben. Während untereinander erwachsene Katzen kaum miauen, nutzen sie gegenüber Menschen ein ganzes Repertoire von Lautäußerungen. Laut der Autorin Lena Zeise miauen Katzen normalerweise nicht mit Artgenossen (ausgenommen in der Kommunikation Mutterkatze-Kitten) – dieses Lautgeben ist hauptsächlich für uns Menschen „reserviert“, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen. Und sie sind darin äußerst geschickt: Studien haben gezeigt, dass der Grundton des typischen „Futtermiaus“ um etwa 600 Hertz liegt – ein Frequenzbereich, der beim Menschen unbewusst an Babygeschrei erinnert und Fürsorgeinstinkte weckt. Mit anderen Worten: Katzen haben im Laufe der Domestikation Laute entwickelt, die bei uns genau den richtigen Knopf drücken, sodass wir reagieren. Ein hochinteressantes Mensch-Tier-Kommunikations-Phänomen!
Neben Laut- und Körpersprache spielt bei Katzen noch eine dritte Ebene eine große Rolle: Duft- bzw. Chemokommunikation. Katzen besitzen Duftdrüsen an Kopf, Kinn, Pfoten und am Schwanzansatz. Wenn deine Katze ihr Köpfchen zärtlich an dir reibt (das sogenannte „Köpfchengeben“), markiert sie dich mit ihrem persönlichen Duft. Die Duftdrüsen an den Wangen und Seiten des Kopfes übertragen Pheromone auf dich, sodass du für die Katze vertraut riechst – das stärkt ihr Gefühl von Zugehörigkeit und Bindung. Ähnliches gilt, wenn sie um deine Beine streicht oder dich leckt: Sie „vermischt“ eure Gerüche als soziales Bindeglied. Wir Menschen können diese Geruchsbotschaften zwar nicht wahrnehmen, aber für Katzen sind sie ein essenzieller Kommunikationskanal. Übrigens setzen Katzen auch in der Kommunikation untereinander stark auf Gerüche – zum Beispiel beim Beschnuppern zur Begrüßung oder dem Markieren des Reviers mit Urin. Für fortgeschrittene Halter:innen kann es hilfreich sein, über Duftkommunikation Bescheid zu wissen: Verändertes Reviermarkieren (häufigeres Kratzen oder Urinspritzen) kann z.B. auf sozialen Stress hindeuten.
Wissenschaftliche Studien: So kommunizieren Katzen wirklich
Die wissenschaftliche Erforschung von Katzen steckt im Vergleich zu der von Hunden noch in den Kinderschuhen – doch in den letzten Jahren gab es spannende Studien. Ein Beispiel ist die Untersuchung des „Slow Blink“ (langsames Blinzeln): Viele Halter haben beobachtet, dass ihre Katze langsam blinzelt, wenn sie entspannt und zufrieden ist. 2020 konnte eine Studie in Scientific Reports bestätigen, dass dieses langsame Augenblinzeln eine gezielte positive Botschaft im Kontakt mit Menschen ist. Im Experiment blinkten Halter ihren Katzen langsam zu – und die Katzen blinzelten häufiger zurück und näherten sich den Menschen sogar eher, im Vergleich zu einer Kontrollsituation ohne Blinzeln. In einem zweiten Versuch klappte das sogar mit fremden Personen: Wenn diese erst langsam blinkten, kam die Katze anschließend vertraulicher näher. Die Forscher interpretieren das als „Lächeln der Katze“, eine Art freundliche Geste, die Vertrauen signalisiert. Für dich als Halter:in heißt das konkret: Probier ruhig mal aus, deiner Katze langsam zuzulächeln (ohne Zähne zu zeigen) – du sprichst damit gewissermaßen ihre Sprache und förderst eine herzliche Stimmung.
Auch zur Mimik der Katzen gibt es neue Erkenntnisse. Während man lange dachte, Katzen hätten wenige Gesichtsausdrücke, identifizierte eine Studie im Jahr 2020 fast 300 verschiedene Gesichtsausdrücke bei Katzen. Diese decken überwiegend positive Emotionen ab – Katzen zeigen beispielsweise subtile Veränderungen um Augen, Ohren und Schnauze, wenn sie sich freuen oder entspannt sind. Allerdings sind viele dieser Mimiken sehr fein und für uns schwer zu erkennen. Trotzdem arbeitet man bereits an einem „Feline Grimace Scale“ (Katzen-Gesichtsskala), um z.B. Schmerzen besser an Gesichtszügen ablesen zu können. Für fortgeschrittene Halter:innen lohnt es sich also, genauer auf Gesicht und Kopfhaltung zu schauen: Hochgezogene Schnurrhaare und weite Augen können Aufregung signalisieren, während leicht nach hinten gekippte Ohren und ein gespannter Gesichtsausdruck eventuell Unbehagen anzeigen.
Ein faszinierender Bereich ist die Katze-Mensch-Interaktion im Vergleich zu Wildkatzen. Forscher fanden heraus, dass Domestikation unsere Katzen stark beeinflusst hat: Hauskatzen miauen zum Beispiel viel häufiger und vielfältiger als ihre wilden Verwandten, was darauf hinweist, dass dieses Verhalten gezielt im Umgang mit uns Menschen entstanden ist. Auch zeigen Hauskatzen ein größeres Repertoire an sozialen Gesten als angenommen. So demonstrieren sie Bindung zu uns durch Verhalten, das man früher nur Hunden zuschrieb – etwa der sogenannte „secure base effect“: In Tests fühlten sich Katzen deutlich sicherer und erkundeten mutiger ihre Umgebung, wenn ihre Bezugsperson anwesend war, als wenn sie allein oder mit einer fremden Person im Raum waren. Das erinnert an Kleinkinder, die sich in Anwesenheit der Eltern mehr zutrauen. Diese Befunde legen nahe, dass Katzen durchaus eine enge emotionale Bindung zu ihren Menschen aufbauen können, ähnlich wie Hunde, nur auf katzentypisch unabhängigere Weise.
So verbesserst du die Kommunikation mit deiner Katze durch Wissenschaft
Was bedeuten all diese Erkenntnisse nun für deinen Alltag mit Katze? Hier ein paar fortgeschrittene Tipps:
Nutze den „Slow Blink“: Wenn du deiner Katze in ruhiger Situation begegnest, schau sie mit weichen Augen an und blinzle sehr langsam. In vielen Fällen wird deine Katze zurückblinzeln. Das fühlt sich fast an wie ein stille Übereinkunft: „Alles gut, wir mögen uns.“ Dieses kleine Ritual, wissenschaftlich untermauert, kann eure Vertrauensbasis stärken.
Geh auf ihre Lautsprache ein: Da erwachsene Katzen extra für uns miauen, kannst du ruhig zurück „miauen“ – natürlich nicht wortwörtlich, aber imitiert ruhig ihre Tonhöhe in kurzen Antworten. Viele Katzen reagieren darauf positiv und fühlen sich ernstgenommen. Wenn deine Katze also an der Tür maunzt, kannst du in freundlichem Ton antworten („Ja, ich komme ja“ – auch wenn sie die Worte nicht versteht, erkennt sie deine Bereitschaft). Katzen, die merken, dass ihr Mensch „mit ihnen spricht“, zeigen oft mehr Interesse an weiterer Interaktion.
Berücksichtige Düfte und Markierverhalten: Entferne Markierungen (wie Kratzstellen oder Reiben) nicht sofort durch Putzen. Wenn deine Katze z.B. an einer bestimmten Tür immer reibt, hänge dort vielleicht ein kleines Stück Stoff in Nasenhöhe auf, das ihren Duft annimmt. Das gibt ihr Sicherheit in ihrem Revier. Und falls deine Katze unsauber wird und überall markiert, bedenke mögliche Auslöser wie Veränderungen im Haushalt oder Rivalitäten – Katzen „kommentieren“ Stress oft durch vermehrtes Markieren. Dann hilft es, die Ursache zu beheben und eventuell mit einem Tierarzt oder Verhaltensexperten Gegenmaßnahmen zu planen (manchmal werden Pheromon-Diffusor eingesetzt, die künstliche Gesichtspheromone verbreiten, um Katzen ein Gefühl von „alles schon bekannt“ zu geben).
Bleib neugierig: Die Forschung zu Katzen entwickelt sich rasch. Halte dich auf dem Laufenden über neue Studien – sie geben oft Anregungen, wie du noch besser mit deiner Katze umgehen kannst. Wusstest du etwa, dass man Katzen an Touch-Buttons beibringt, bestimmte Wörter „zu sagen“? In Experimenten von Verhaltensforscherin Elin Hirsch konnten Katzen lernen, auf Knöpfe zu drücken, die mit Begriffen belegt sind. Natürlich sind Katzen eigenwillig, aber gerade intelligente Katzen können Spaß an solchem Training haben. Solche wissenschaftlich inspirierten Spiele fördern die Kommunikation auf hohem Niveau und machen beiden Seiten Spaß.