Dick und rund: Übergewicht beim Degu
- Tierisch schlau
- 17. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Deine Degu-Dame rollt fast aus dem Häuschen, der sonst flinke Nager schleppt ein ordentliches Bäuchlein mit sich rum – Übergewicht bei Degus ist ein ernstes Thema. Diese possierlichen Nager neigen genetisch zu Diabetes und anderen Problemen, wenn sie zu viel auf den Rippen haben. In diesem Artikel erfährst du, woran du Übergewicht beim Degu erkennst, wie es dazu kommt und vor allem was du tun kannst.
Woran erkennt man, dass ein Degu zu dick ist?
Degus wiegen je nach Größe und Alter etwa 170–300 g. Eine gewisse Bandbreite ist normal – Männchen sind oft schwerer als Weibchen. Anzeichen für Übergewicht sind:
Tastbefund: Bei einem normal gewichtigen Degu solltest du die Rippen fühlen können, aber sie sollten nicht spitz herausstehen. Bei einem übergewichtigen Degu sind die Rippen und Wirbelsäule unter einer Fettschicht kaum mehr zu ertasten.
Körperform: Von oben betrachtet hat ein schlanker Degu eine leichte Taille hinter den Rippen. Ein übergewichtiger Degu wirkt eher tonnenförmig, ohne Taille. Das Bäuchlein wölbt sich seitlich und hängt eventuell etwas herunter.
Bewegung: Ist dein Degu träge geworden? Übergewichtige Degus bewegen sich oft weniger, wirken fauler und machen weniger Sprünge. Manchmal kann man beobachten, dass sie schwerer atmen oder sich öfter hinlegen.
Augenlinsen trüben ein: Ein Alarmsignal, das oft mit Übergewicht oder Diätfehlern einhergeht, ist die Linsentrübung (Katarakt) in den Augen. Degus, die zu viel Zucker oder eine falsche Ernährung bekommen haben, entwickeln oft Diabetes – ein Symptom ist grauer Star. Übergewicht ist ein Risikofaktor für Diabetes. Wenn du weiße Flecken in den Augen siehst, spätestens dann sollte die Fütterung radikal überdacht werden.
Wenn sie es zulassen, kannst du deine Degus auch wiegen: Ein Wert über 300 g (bei einem ausgewachsenen Tier) ist deutlich über Norm und es sollte gehandelt werden. Aber verlasse dich nicht nur aufs Gewicht. Schau ganzheitlich auf Körperfettverteilung und Fitness.
Warum werden Degus dick? Häufige Ursachen
Hauptschuld hat meist die Ernährung. Degus sind pflanzenfressende Rohfaser-Spezialisten aus Anden-Regionen. In freier Natur fressen sie karges Gras, Rinden, Blätter – wenig Fett, kaum Zucker. Unsere Heimtier-Degus hingegen bekommen oft ungeeignete Leckerbissen:
Zu zuckerhaltiges Futter: Degus haben eine geringe Toleranz für Zucker. Obst, Trockenfrüchte, Joghurtdrops, Honigleckerlis – tabu! Leider sind viele Mischungen aus dem Handel mit Melasse (Zuckersirup) oder Früchten versetzt, was Degus lieben, aber was zu Fettsucht und Diabetes führt. Schon Karotten und rote Beete enthalten Fruchtzucker – in Maßen okay, aber viele Halter geben zu viel Möhren. Degus dürfen eigentlich kein Obst und nur ganz selten Möhren oder süßes Gemüse, denn sie verwerten die Stärke, bzw. den Zucker daraus schlecht.
Zu viele Kalorien generell: Auch ein Überschuss an kohlehydratreichen oder fettreichen Saaten kann dick machen. Einige Degu-Fertigmischungen enthalten z.B. Sonnenblumenkerne oder Erdnüsse – das ist viel Fett. Nüsse und Saaten sollten Degus nur sehr knapp erhalten (max. 5 % der Ernährung. Viele Degus bekommen aber täglich ein Schälchen voll Körnermischung – das ist meist zu viel.
Fütterungsfehler: Manche Halter meinen es gut und geben „abwechslungsreiche Kost“ – leider oft falsch interpretiert (z.B. viel Getreide, Brot oder tierische Eiweiße wie Joghurt-Chips). Doch Degus brauchen v.a. Heu, Kräuter und Gräser als Hauptnahrung. Alles andere (auch Getreide wie Hafer, Weizen etc.) sollte nur geringer Anteil sein.
Bewegungsmangel: Ist der Käfig klein und kein Freilauf vorhanden, bewegen sich Degus wenig. Degus sind neugierig und aktiv – in engen, reizarmen Käfigen neigen sie zu Langeweile-Fressen. Ein Laufrad fehlt vielleicht oder es ist zu klein, sodass es nicht genutzt wird. Ohne genügend Auslauf kann selbst moderate Fütterung zu Plautze führen. Kombiniert mit energiereichem Futter eine Garantie zum Dickwerden.
Einzeltier und Langeweile: Werden Degus alleine gehalten (was nicht artgerecht ist!), fehlt ihnen auch oft der Antrieb zur Bewegung – kein Partner zum Jagen oder Spielen. Einzeltiere können aus Frust und Langeweile eher futtern und sich weniger bewegen.
Genetik und Alter: Es gibt individuelle Unterschiede. Manche Degus sind einfach gute Futterverwerter. Ältere Degus (3+ Jahre) werden oft gemächlicher und nehmen leichter zu, wenn das Futter nicht angepasst wird.
Fazit: In fast allen Fällen ist falsche Ernährung der Schlüssel. Degus lieben nun mal alles Süße und Saatige.
Folgen von Übergewicht – warum Handeln wichtig ist
Übergewicht schadet Degus erheblich:
Diabetes mellitus: Degus haben eine Veranlagung für Diabetes. Übergewicht und zuckrige Ernährung sind die Hauptauslöser dafür. Diabetes führt zu Symptomen wie vermehrtem Trinken und Urinieren, Gewichtsverlust (trotz Fettleibigkeit anfangs), Katarakt (Trübung der Augenlinsen) und letztlich Organversagen. Leider ist Diabetes beim Degu schwer behandelbar – Insulingabe ist kaum praktikabel, oft ist die Prognose schlecht. Also lieber vorbeugen!
Herz-Kreislauf-Belastung: Ein dicker Degu hat es schwerer beim Bewegen, das Herz muss mehr arbeiten. Das kann die Lebenszeit verkürzen, man sieht manchmal auch Atemprobleme.
Leberverfettung: Wie bei vielen Kleintieren kann übermäßiges Fett in der Nahrung zur Fettleber führen. Degus mit Fettleber werden apathisch, fressen irgendwann gar nicht mehr – lebensgefährlich!
Bewegungsapparat: Das zusätzliche Gewicht belastet Knochen und Gelenke. Auch Degus könnten Gelenkprobleme bekommen.
Fortpflanzung: Falls Du züchtest: Aadipöse Deguweibchen haben öfter Komplikationen bei Trächtigkeit und Geburt, fettleibige Männchen sind eventuell weniger fertil.
Kurzum: Übergewicht kann Degus das Leben kosten. Man sieht es oft erst spät, denn ein Degu futtert und futtert bis es kippt. Deswegen: Schon bei einem beginnendem „Moppel“ eingreifen.
Maßnahmen: So bekommst Du Deinen Degu schlank und fit
Die gute Nachricht: Mit konsequenter Futterumstellung und etwas Geduld kann man Degus sehr wohl abnehmen lassen.
Diätfutter – raus mit Zucker und Fett! Überprüfe sofort dein Futter. Streiche alles Zuckerhaltige aus dem Speiseplan (Obst, Cornflakes, Knabberstangen mit Honig, Drops etc.). Auch Möhren und rote Paprika nur noch in kleinen Mengen oder gar nicht, bis Normalgewicht erreicht ist. Kein Getreide außer ein bisschen Hafer. Die Grundlage soll sein: Heu, Heu, Heu – gutes Wiesenheu, das hat viel Rohfaser und wenig Kalorien. Dazu eine Kräuter-Blätter-Mischung (getrocknete Kräuter, Gräser, Löwenzahnblätter, Spitzwegerich etc.). Viele spezialisierte Shops bieten Degu-Kräutermischungen ohne Zusätze an. Davon kannst du pro Tag ein bis zwei gehäufte Esslöffel geben. Körner stark reduzieren: Wenn bislang ein bunter Körnermix gefüttert wurde, stell auf degugerechte Pellets um, die getreide- und zuckerfrei sind. Es gibt spezielle Degupellets (bestehen meist aus gepresstem Heu und etwas Gemüse). Diese sind nicht so schmackhaft wie Erdnüsse – aber genau das wollen wir. Biete täglich nur ca. einen Teelöffel Pellets pro Degu an. Das reicht zur Nährstoffversorgung völlig. Saaten als Leckerchen rationieren: Ölsaaten wie Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne und Nüsse nur noch in minimalster Menge, z.B. ein Sonnenblumenkern am Tag als Belohnung. Frischfutter: Frisches Grün ist super – z.B. Wiese, Salat, Kräuter, Chicorée, Gurke. Es enthält kaum Kalorien und viel Wasser und es bringt Abwechslung. Vorsichtig mit sehr stärkehaltigem Gemüse (Karotte, Süßkartoffel – vorerst lieber nicht). Bittere Salate (Endivie) und Kräuter wie Basilikum, Dill können gerne täglich gegeben werden. Gewöhne Degus langsam an Frischfutter, falls sie es nicht gewohnt sind, um Durchfall zu vermeiden. Das Wasser muss natürlich immer frisch sein. Gib keine zuckerhaltigen Vitamintropfen o.ä. ins Wasser.
Bewegung fördern: Ein dicker Degu mag erst unwillig sein, aber du musst ihn wieder in Schwung bringen:
Größerer Käfig: Falls dein Degugehege klein ist (unter 100x50x100 cm für mehrere Degus), plane eine Vergrößerung. Mehr Platz bedeutet mehr Laufanreiz. Verbinde Ebenen mit Rampen, bieten Klettermöglichkeiten auf mehreren Ebenen – so müssen sie sich strecken und kraxeln.
Laufrad anbieten: Ein großes Laufrad (mind. 30 cm Durchmesser, besser 35-40 cm) ist Pflicht für Degus. Oft rennen sie nachts gerne darin. Achte auf geschlossene Lauffläche und eine Achse, in der der Schwanz nicht hängen bleibt. Wenn sie das Rad bisher ignoriert haben, war es vielleicht zu klein oder schwergängig. Ein gutes Rad (z.B. aus Metall mit Kugellager) kann Wunder bewirken. Manche Degus muss man anfangs animieren – lege mal einen Sonnenblumenkern hinein. Meist kapieren sie es so schnell.
Auslauf außerhalb: Richte, wenn möglich, einen gesicherten Freilauf ein. Z.B. im Badezimmer oder ein gekauftes Laufgitter. Lass die Degus (mindestens zu zweit) dort unter Aufsicht flitzen, 30 Minuten am Tag sind ein guter Start. Verstecke im Auslauf ein paar gesunde Snacks (z.B. getrocknete Kräuter). Alles, was sie zum Herumflitzen motiviert, hilft Kalorien zu verbrennen.
Spiel und Beschäftigung: Degus sind schlau – gib ihnen etwas zu tun, damit sie nicht nur am Futternapf sitzen. Knabberzweige (Weide, Haselnuss) zum Benagen, Pappkartons zum Zerlegen, ein Buddelkiste mit Sand oder Erde. All das verbrennt Energie. Bringe das Futter schwierig erreichbar an, sodass sie dafür arbeiten müssen: z.B. Heu in einer aufgehängten Raufe, dass sie sich strecken müssen; Kräuter in einer Toilettenpapierrolle verstecken, die erst zernagt werden muss.
Gruppendynamik nutzen: Sind Deine Degus zu zweit? Vielleicht denkst Du an Aufstockung auf 3-4 Degus (natürlich nach langsamer Vergesellschaftung). Größere Gruppe = mehr Action, weil sie miteinander spielen und rangeln. Allerdings, neues Tier muss gesund und nicht selbst mopsig sein.
Abnehm-Geschwindigkeit und Kontrolle: Degus sollen nicht radikal abnehmen – das würde ihren Organismus stressen. Strebe ein bis zwei Gramm Gewichtsverlust pro Woche an. Das klingt wenig, aber in zwei bis drei Monaten sind 10 bis 20 g runter, was schon viel für so kleine Tiere ist. Wiege deine Degus wöchentlich zur gleichen Tageszeit und notiere das Gewicht. Sinkt es zu schnell (>5 g pro Woche), gib wieder minimal mehr Futter – wir wollen keine Crash-Diät. Wichtig: Degus dürfen nicht hungern, also nicht nichts füttern, sondern das Richtige füttern. Heu und Grünzeug dürfen sie unbegrenzt haben – davon können sie sich kaum überfressen, aber es hält den Darm in Bewegung.
Tierarzt-Check: Wenn deine Degus stark übergewichtig sind oder schon Symptome wie Linsentrübung zeigen, geh zum Tierarzt. Er kann einen Urintest machen, um eine Diabetes zu bestätigen oder ausschließen. Bei bestätigter Diabetes muss die Diät besonders streng sein (sowieso zuckerfrei, evtl. gar keine Möhrchen, etc.) und je nach Schwere muss Insulin erwogen werden. Oft reicht aber eine Futterumstellung, wenn die Diabetes noch im Anfangsstadium ist. Der Tierarzt kann auch die Zähne deines Degus checken – manchmal sind dicke Degus verfressener, weil sie Zahnprobleme kompensieren und deswegen eher weiches, kalorienreiches Futter zu sich nehmen.
Dranbleiben und Geduld: Degus sind Gewohnheitstiere. Sie werden vielleicht betteln, wenn die Leckerchen ausbleiben. Bleib hart – es ist zu ihrem Besten. Nach ein paar Wochen haben sie sich an die neue Kost gewöhnt. Oft wird es nach kurzer Zeit schon spürbar besser: Sie werden aktiver und neugieriger. Das motiviert einen weiterzumachen. Halte die Diätroutine mindestens so lange durch, bis Idealgewicht erreicht ist, und danach gilt: Vermeide einen Rückfall! Biete stattdessen Abwechslung mit gesunden Dingen (verschiedene Kräuter, Zweige, mal ein Stück Gurke) an. Ein Degu braucht keinen Joghurtdrop, um glücklich zu sein.
Fazit
Übergewicht bei Degus ist ein vom Menschen geschaffenes Problem – und mit deiner Hilfe kann es auch gelöst werden. Durch eine konsequente Futterumstellung auf rohfaserreiche Kost und Weglassen aller Dickmacher bringst du deinen Degu auf einen gesunden Pfad. Kombiniert mit mehr Bewegung (größeres Revier, Laufrad, Freilauf) purzel ein Gramm nach dem anderen.
Denk immer daran: Ein schlanker Degu ist ein gesünderer Degu. Du beugst durch das Abnehmen gravierenden Krankheiten wie Diabetes vor und schenkst deinen Nagern wahrscheinlich einige Lebensmonate oder -jahre extra.



