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Spiel und Vertrauen – Wellensittiche artgerecht beschäftigen und zähmen

  • Tierisch schlau
  • 20. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 28. Mai

Wellensittiche sind agile und intelligente Schwarmvögel, die täglich Beschäftigung und Zuwendung brauchen. In freier Wildbahn leben sie in großen Gruppen und verbringen den Großteil des Tages mit Fliegen, Futtersuche und Sozialkontakten. Als Heimvögel dürfen sie keinesfalls den ganzen Tag im Käfig sitzen – Langeweile kann bei Wellensittichen zu Verhaltensstörungen oder sogar ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Verantwortungsvolle Halter sorgen deshalb für eine artgerechte Beschäftigung und bauen Vertrauen auf, damit die kleinen Papageien sich wohlfühlen und zahm werden.


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Beschäftigung ist wichtig

Ein Schlüssel zum Wohlbefinden von Wellensittichen ist ausreichend Freiflug und Spielmöglichkeiten. Wellensittiche, die nichts zu tun haben, langweilen sich und können z.B. durch Bewegungsmangel übergewichtig werden oder Verhaltensstörungen entwickeln. Daher gilt: Täglicher Freiflug über mehrere Stunden in einem vogelsicheren Raum ist ein Muss. Im Zimmer können Halter einen Kletterbaum aus ungiftigen Ästen aufstellen, den die neugierigen Vögel gerne erkunden. Auch abwechslungsreiches Spielzeug aus Naturmaterialien – etwa Schaukeln, Seile, Holz- und Lederobjekte – hält die Tiere geistig auf Trab.


Wichtig: Spiegel oder Plastikvögel sind als Spielzeug tabu, denn sie gaukeln dem Wellensittich Artgenossen vor und können zu Frustration und gesundheitlichen Schäden führen. Statt immer gleicher Spielsachen freut sich der Wellensittich über wechselnde Intelligenzspielzeuge oder Futterverstecke, bei denen er sich sein Futter erarbeiten muss. So lassen sich Naturverhalten wie die Futtersuche nachahmen. Beispielsweise kann man etwas Körnerfutter in einer Papierröhre oder zwischen ungiftigen Zweigen verstecken. Auch das Ausstreuen eines Teils der Körner auf dem Käfigboden ist sinnvoll – die Vögel sind dann beschäftigt und bewegen sich mehr, was gegen Langeweile und Übergewicht vorbeugt.


Vertrauen und Zähmung

Wellensittiche sind von Natur aus vorsichtig gegenüber größeren Lebewesen. Doch mit Ruhe, Geduld und liebevollem Umgang können sie zahm werden. Zunächst sollte der Halter dem Vogel Zeit geben, sich einzuleben, und Vertrauen aufbauen, indem er ruhig mit ihm spricht. Hektische Bewegungen und direktes Anstarren werden vermieden, damit der kleine Vogel keine Angst entwickelt. Ein bewährter erster Schritt ist, dem Wellensittich Futter aus der Hand anzubieten. Kolbenhirse eignet sich hier besonders als Leckerbissen. Nähert sich der Welli und pickt Körner von der Hand, ist das ein großer Vertrauensbeweis. Wichtig dabei: Niemals plötzlich zugreifen oder den Vogel bedrängen, während er frisst. Zunächst darf er nur aus der Hand fressen und von selbst wieder wegfliegen. Greift man nach ihm, würde er das mühsam aufgebaute Vertrauen sofort verlieren. Generell sollte man Vögel nur im Notfall in die Hand nehmen, etwa für Gesundheitschecks. Aus Sicht des Vogels ist festgehalten zu werden so, als hätte ihn ein Feind gefangen – eine extreme Stresssituation.


Hat der Wellensittich gelernt, der ruhigen Hand zu vertrauen, kann man anfangen, ihn an den Finger steigen zu lassen. Dazu wird langsam ein Finger als Sitzstange vor den Vogel gehalten und sanft gegen den Bauch gedrückt mit einem Lockruf. Springt der Vogel auf den Finger, erhält er sofort Lob und vielleicht ein Stück Hirse. Schritt für Schritt wächst so die Zutraulichkeit. Zwang oder Ungeduld sind fehl am Platz – jeder Wellensittich hat sein eigenes Tempo. Einige werden schnell handzahm und lassen sich sogar am Köpfchen kraulen, während andere lieber Abstand wahren. Wichtig ist, die Persönlichkeit des Vogels zu respektieren.


Artgerecht statt einsam

Oft wurden Wellensittiche früher einzeln gehalten, um sie zahm zu machen oder zum „Sprechen“ zu bringen. Heute weiß man, dass Einzelhaltung großer Unsinn und Tierquälerei ist. Ein einzelner Welli klammert sich mangels Partner zwar eng an den Menschen und ahmt vielleicht Worte nach, doch in Wahrheit ist sein Verhalten gestört. Nur in Gesellschaft mit Artgenossen können Wellensittiche ihr volles Sozialverhalten ausleben – und sie werden trotzdem zahm, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Daher sollte mindestens ein Pärchen, besser aber ein kleiner Schwarm gehalten werden. Mit mehreren Wellensittichen im Raum fühlen sie sich sicherer und lernen auch voneinander, dass der Halter ungefährlich ist. Die Vögel schauen sich ab, wenn ein mutigerer Schwarmgefährte auf die Hand kommt. So werden auch scheuere Wellis allmählich zutraulich.


Fazit

Spiel und Vertrauen gehen bei Wellensittichen Hand in Hand. Mit täglichem Freiflug, interessantem Spielzeug und liebevoller Zuwendung bleiben sie mental wie körperlich fit. Ein beschäftigter, glücklicher Wellensittich wird seinem Halter neugierig begegnen und mit der Zeit Vertrauen fassen. Hat man sein Herz einmal gewonnen, belohnen Wellensittiche die Mühe mit munterem Gezwitscher, possierlichem Spiel – und vielleicht dem kleinen Glücksmoment, wenn ein gefiederter Freund das erste Mal freiwillig auf der Hand sitzt.

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